Positionen

Beiträge zum Thema Positionen

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Positionen - Leopold Neuhold
Das Heil beginnt

Karli hat sich die Hand aufgerissen. Seine Mutter tröstet ihn: „Der liebe Gott heilt das ganz schnell.“ Da meint der Bub: „Muss ich rauf, oder kommt er runter?“ Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott auf die Erde gekommen ist, Ostern ist das Fest, das zeigt, dass Gott auf Erden mit uns ist, in den Dunkelheiten des Lebens, auf den Kreuzwegen, aber auch in freudigen Momenten, in der Heilung, in der Auferstehung. Die Welt ist zu Ostern durchscheinend auf Erlösung, auch wenn wir das oft nicht glauben...

  • 09.04.25
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Positionen - Karl Veitschegger
Hassrede

Ein freundlich grinsendes Sparschwein stand am Küchentisch. Wer ein gehässiges Schimpfwort verwendete, musste fünf Schilling einwerfen (für die Caritas). So bekämpften vor 50 Jahren meine Studienfreunde verbale Gehässigkeiten in ihrer Wohngemeinschaft. Klar, jedem Menschen platzt manchmal der Kragen und er sagt etwas, was er später bereut. Aber dass Hassrede zur Gewohnheit wird und johlenden Beifall findet, ist ein Trend, der mir Sorge macht. Nicht nur anonym im Internet, sondern auch in der...

  • 02.04.25
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Trachtenkapelle und Poetry Slam

Was mögen Sie: Volkstanzgruppe, Oper oder Jazzkonzert? Bühnentheater oder Romane? Sogar Gedichte Michelangelos Fresken oder Gegenwartskunst? Griechische Tragödie oder Clowntheater? Und warum denn eigentlich „oder“? Kunst und Kultur haben viele Gesichter. Mit unterschiedlichen Stimmen und Bildern erzählen sie vom Leben, wie es ist und wie es sein könnte: Wie man sich auf den Weg macht, wo man sein Glück sucht und wie heftig man scheitern kann. Volkskultur und Weltmusik beleben Feste und halten...

  • 26.03.25
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Positionen - Svjetlana Wisiak
1:0 für die Schwerkraft

Heute schreibe ich stehend. Nicht nur, weil ich einen Steh-Arbeitstisch habe, sondern auch ein beleidigtes Körperteil. Zwei Wochen sind seit meinem Abenteuer „Langlaufkurs“ vergangen. Vorkenntnisse? Null. Immerhin, als Läuferin musste ich doch nur den „Lang“-Teil vom Langlaufen lernen. Richtig? Falsch. Da stehe ich also auf diesen irrsinnig rutschigen Brettln, und statt einer energisch-elegant gleitenden Gazelle (die würden auf Langlaufskiern sicher auch lustig aussehen) gleiche ich eher einer...

  • 19.03.25
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Positionen - Christian Teissl
Einen Atemzug lang

Sonntagabend in Wien. Ich fahre mit der U4 von der Station Pilgramgasse zur Station Karlsplatz. Ein fremder Mann, ein Mann in meinem Alter, geht durch den Waggon. Er geht von Sitzreihe zu Sitzreihe, bleibt immer wieder stehen und hält die Hand auf: „Ich bin obdachlos.“ Er spricht leise und schnell; man versteht kaum, was er sonst noch sagt. Die Leute um ihn herum verhalten sich unterschiedlich: Manche tun so, als wäre er Luft, manche wenden sich verlegen ab und betrachten ihr Spiegelbild im...

  • 12.03.25
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Positionen - Monika Prettenthaler
Fehlende Präsenz

Nicht auszudenken, wenn Eltern ihrem Kleinkind einen Schluck Wein ins Flascherl geben würden, damit es sich im Restaurant beruhigt und aufhört zu quengeln. Zum Glück beobachten wir diese Szenen nicht, denn Alkohol ist – weil Gift – zumindest bis zum Alter von 16 bzw. 18 Jahren verboten. Anders, wenn wir sehen, dass Eltern ihrem Kleinkind ein Handy oder Tablet in die Hand geben, um ungestört essen oder reden zu können … Zahlreiche  Studien belegen mittlerweile die fatale Wirkung von Handys auf...

  • 05.03.25
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Positionen - Leopold Neuhold
Gut so!

Der Pessimist stöhnt, alle Hoffnung fahren lassend: „Schlimmer geht’s nicht!“ Der Optimist zweideutig: „Doch!“ – Dieses „doch“ zeigt einerseits, dass wir zwar nahe am Abgrund sind, aber es noch Hoffnung gibt. Geht ein Neutron in die Disco. Sagt der Türsteher, den Eintritt verweigernd: „Nur für geladene Gäste!“. In der Doppeldeutigkeit des Wortes „geladen“ – auch die Wirklichkeit ist oft mehrdeutig – liegen nun Möglichkeiten: nicht nur positiv oder negativ aufgeladen, sondern auch eingeladen....

  • 26.02.25
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Positionen - Karl Veitschegger
Nationalismus

Der Nationalismus hat grausame Kriege und humanitäre Katastrophen über die Welt gebracht. Dennoch ist er wieder im Wachsen. „Unser Land zuerst!“ „Alles für unsere Leute!“ „Unser Wohlstand hat Vorrang vor der Not anderswo!“ – so tönt es von Rechtspopulisten in aller Welt. Angst vor dem Fremden und Neuen wird angeheizt, Neid auf Arme geschürt. Das Schicksal anderer Völker, die Not von Minderheiten, die Ursachen von Fluchtbewegungen, der Klimawandel, ja das Schicksal des Planeten werden...

  • 19.02.25
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Mensch sein

Heute Abend gehe ich getröstet nach Hause. Über seine Arbeit am Atlas der Sternenhimmel … der Menschenheit hat der Autor Raoul Schrott erzählt. Wie er dafür 17 Kulturen rund um die Erde in den Blick nahm: teils große wie Ägypten und Mesopotamien, über die man viel weiß, teils nahezu unbekannte, kleine Völker, die bis heute abgeschieden leben. Ihrer aller Vorstellungen vom Sternenhimmel und der Welt-Schöpfung hat Schrott beschrieben. Wie eine riesige Info-Grafik vermittelte der Sternenhimmel...

  • 12.02.25
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Zu viel Action mit Mario?

Den Tag beginne ich damit, im Stall meine Kühe zu melken. Das bringt am meisten Geld, und nach einem Jahr im Business bin ich schon so weit in Übung, dass danach genügend Kraft übrig ist, um all meine Gemüsefelder zu bestellen. Mittler-weile bleibt mir danach sogar noch Zeit, um in den Wald zu reiten, bei der Ausgrabungsstätte mitzuhelfen, fischen zu gehen, oder mich mit anderen Dorfbewohnern zu unterhalten. Aber keine Sorge, ich habe keinen alternativen Beruf ergriffen! Als Kind der Neunziger...

  • 05.02.25
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Positionen - Christian Teissl
Willkommen sein

Von früh bis spät tauscht man Grüße aus, mit vielen verschiedenen Menschen, schriftlich und mündlich, wortreich und wortlos. Manchmal ist es nur ein Blick, den man im Vorübergehen wechselt, manchmal ein freundlicher Wink aus der Ferne, manchmal ein ehrlicher Ausdruck von Überraschung, einander ausgerechnet hier und ausgerechnet jetzt zu begegnen, oder auch von heller, ungetrübter Freude, einander nach langer Zeit wiederzusehen. Es gibt ein Grüßen, das Distanz schafft, und eines, das sogleich...

  • 29.01.25
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Positionen - Monika Prettenthaler
Stolpern und (ge)denken

Wenn ich zu Fuß in die Kirche gehe, komme ich nicht daran vorbei, andere fallen mir auf, wenn ich zum Bauernmarkt oder in der Grazer Innenstadt unterwegs bin: „Stolpersteine“, die an das Schicksal von Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Diese vor den jeweiligen Arbeits- oder Wohnstätten in den Gehsteig eingelassenen Pflastersteine tragen auf ihrer Messingoberfläche die Inschrift „Hier wohnte …“ oder „Hier...

  • 22.01.25
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Positionen - Leopold Neuhold
Den Blick frei machen

Michelangelo wurde gefragt, wie er so großartige Skulpturen schaffen könne. „Ganz einfach!“, war seine Antwort. „Wenn ich einen Marmorblock betrachte, sehe ich die Gestalt, die ich herausarbeiten will, vor meinen Augen, ich muss nur noch das wegnehmen, was nicht dazugehört.“ Ich weiß, die Vorsätze für ein neues Jahr beziehen sich auf vieles, was noch erreicht werden soll, was das Leben zu bereichern verspricht. Aber wäre es nicht manchmal gut danach zu fragen, was nicht zu uns passt, was...

  • 15.01.25
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Positionen - Karl Veitschegger
Die wichtigste Entscheidung

Der große Filmregisseur Woody Allen sagte in einem Interview: „Ich bin strikter Atheist. Was immer wir zu Lebzeiten tun, ist am Ende sinnlose Illusion, weil nichts von Bestand sein wird. Gar nichts. Ich wünschte, ich läge falsch, aber der gesunde Menschenverstand spricht dagegen. Die Sonne wird erlöschen. Ob es uns gefällt oder nicht … Wenn meine Frau seufzt, dass das Leben kurz und traurig ist, dann bin ich es, der sagt, dass sie nicht albern sein soll. Dass es viel Wundervolles zu erleben...

  • 08.01.25
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Positionen - Elisabeth Wimmer
100 Jahre gehen

Kürzlich wäre meine Mutter 100 Jahre alt geworden. Ihre jungen Jahre waren vom Krieg geprägt, eine weiterführende Ausbildung wurde 1938 unmöglich gemacht. Die Kriegszeit hat wie bei vielen Menschen ihrer Generation – und unserer Zeit! – Stolpersteine in ihr weiteres Leben geworfen, von denen mancher auch noch die Schritte ihrer Kinder gebremst hat. Dennoch war unser Familienleben vom positiven Grundton ihrer Persönlichkeit fröhlich geprägt. Es konnte durch ebenfalls anwesende Schatten nicht...

  • 02.01.25
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Positionen - Svjetlana Wisiak
„Eigentlich geht es um nix“

„Was soll ich als Nächstes schreiben?“ – Diesen Gedanken habe ich neulich in Hinblick auf meine Positionen ausgesprochen. „Schreib doch das, was du gerade gesagt hast!“, schlägt meine Kollegin vor. „Hm, was hab’ ich denn gerade gesagt?“ Unglaublich, wie schnell ich vergessen konnte! In der Vorweihnachtszeit geht es mir wie vielen anderen Menschen. Zur Dunkelheit der kurzen Tage gesellen sich Reizüberflutung, Abgabendruck und die Anspannung der Mitmenschen, die aus Stress resultiert. Inmitten...

  • 18.12.24
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Positionen - Christian Teissl
Genug für alle

Freude hat viele Gestalten: Sie kann eine Tür sein, die lange versperrt war und nun mit einem Mal aufgeht; sie kann ein überraschender Anruf sein, genau im richtigen Moment; sie kann ein klärendes Wort sein, das eine Spannung löst, ein Missverständnis beseitigt; sie kann aber auch die Erleichterung sein, ein verletzendes Wort nicht ausgesprochen, einen verheerenden Plan nicht ausgeführt und sich von einer grundfalschen fixen Idee endlich verabschiedet zu haben. Tausend Gesichter hat die Freude...

  • 11.12.24
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Positionen - Monika Prettenthaler
Menschen brauchen Menschen

Die klare Aussage der Überschrift ist der Titel eines (Kinder-)Buches, das für Menschen im Alter von 3 bis 99 empfohlen wird. Für den britischen Autor Benjamin Zephaniah ist ein Leben ohne Freundschaft und Gemeinschaft undenkbar. Ebenso schwer fällt es, sich vorzustellen, da wäre niemand zum Streiten und Weinen, zum Spielen und Lachen, zum Lieben und Vermissen. Bestätigt wird das durch unsere Erfahrung – und auch durch Forschungsergebnisse der sozialen Neurowissenschaften, die Humanbiologie und...

  • 04.12.24
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Positionen - Leopold Neuhold
Unterbrechung

Schnee fällt. Ein Mann mit Lautsprecher ersucht die Bewohner der Straße, alle Autos auf der gleichen Straßenseite abzustellen, damit der Schneepflug ungehindert seine Arbeit tun könne. Eine Woche später: wieder Schneefall, und die Bitte, die Autos auf die andere Straßenseite zu stellen. Beim dritten Schneemorgen wird durch einen Batterieausfall die Ansage unterbrochen. Ein Mann ist verwirrt: Auf welche Straßenseite soll er nun das Auto stellen? Sein Freund: „Warum lässt du es nicht einfach in...

  • 28.11.24
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Positionen - Elisabeth Wimmer
Himmlische Form

Nach einer Wanderung mache ich einen Kurzbesuch bei der ehemaligen Heilig-Geist-Kapelle in Bruck. Ein wenig ausruhen an einer der drei Türen, von denen keine der Haupteingang ist. Der Grazer Liturgiewissenschafter Philipp Harnoncourt war in seinen letzten Lebensjahren die dynamische und ausdauernde Kraft hinter der Restaurierung dieses außergewöhnlichen spätgotischen Bauwerks. Er sah es als trinitarischen Bau, dessen abgeschrägte Ecken, Seiten und Türöffnungen in der Horizontalen völlig...

  • 20.11.24
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Positionen - Karl Veitschegger
Bub oder Mädel?

Meine Schwester Maria war sehr enttäuscht, als uns Kindern erklärt wurde, das Christkind im schönen Kleidchen am Hochaltar sei kein Mädchen, sondern ein Bub. Warum wurde Jesus als Mann geboren? Das beschäftigte auch frühere Generationen. Der große Thomas von Aquin meinte, Gott in seiner Allmacht hätte zwar einen Frauenkörper annehmen können, aber wegen des „Lehrens“ und „Herrschens“ musste Jesus doch Mann werden. Diese Begründung klappt heute nicht mehr. Die Theologin Tina Beattie sagt, Männer...

  • 13.11.24
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Positionen - Svjetlana Wisiak
Zwischen Teamgeist und Jagdinstinkt

Neuerdings wird mein Berufsalltag von einem neuen Kollegen beherrscht. Er ist herrisch, launig, eigensinnig, chaotisch, und nicht selten schläft er während der Arbeitszeit – und alle lieben ihn. Sobald er einen Raum betritt, zieht er jede Aufmerksamkeit auf sich, die Handys füllen sich mit Fotos von ihm, und niemand ist ihm böse, wenn er überall dort, wo er sich niederlässt, Haare verliert. Klingt irritierend, wenn wir denn über einen Menschen reden würden. Mein neuer Kollege tapst allerdings...

  • 06.11.24
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Positionen - Christian Teissl
Ewiges Rätsel

Zu den vielen aussterbenden Begriffen unserer Sprache gehört das Attribut „wunderlich“. Krähe, wunderliches Tier,/ willst mich nicht verlassen, heißt es in einem Lied aus Franz Schuberts Winterreise. Wer diesen von dunklen Ahnungen erfüllten Gesang einmal gehört hat, wird ihn nie vergessen; was aber das Wort vom „wunderlichen Tier“ bedeutet, gerät allmählich in Vergessenheit, ebenso wie das Wort vom „seltsamen Heiligen“. Es steht zu befürchten, dass mit den Worten auch die Dinge verschwinden,...

  • 29.10.24
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Positionen - Monika Prettenthaler
Gute Frage

Das Beste, was uns passieren kann, ist eine gute Frage – egal, ob wir sie stellen oder ob wir die Gefragten sind. Mit guten Fragen meine ich nicht neugierige, überprüfende, kontrollierende und auch nicht Fragen, die bloßstellen. Bei guten Fragen denke ich an solche, die ehrliches Interesse ausdrücken, zur Entwicklung von neuen Perspektiven anregen und uns erkennen lassen, was uns im Innersten ausmacht. Fragen und Lebenserfahrung schließen einander nicht aus – im Gegenteil: Der chilenische...

  • 23.10.24
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