APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
42. Hat Jesus Drogen konsumiert?

„Sie taumeln vom Bier ....
Ja, zaw lazaw, zaw lazaw, qaw laqaw, qaw laqaw,
... Ja, mit lallender Lippe …“ (Jes 28,7.10f.)

Amphetamine, LSD und Cannabis waren Jesus fremd. Aufgrund seiner psychoaktiven Wirkung wird aber auch Alkohol der Kategorie „Drogen“ zugeordnet: Bewusstsein und Psyche können sich durch dieses Genussmittel maßgeblich verändern. Schon im Alten Testament wird davor gewarnt: „Schau nicht nach dem Wein, wie er rötlich schimmert […] Er trinkt sich so leicht! Zuletzt beißt er wie eine Schlange, verspritzt Gift gleich einer Viper. Deine Augen sehen seltsame Dinge, dein Herz redet wirres Zeug.“ (Spr 23,31–33) Beim Trinken Maß zu halten, auch wenn es „das Herz des Menschen erfreut“ (Ps 104,15), ist daher schon immer ein weiser Rat.
Jesus ist kein Kind von Traurigkeit. Warum sonst nennt man ihn „Fresser und Säufer“ (Mt 11,19 par.)? Er ist kein Asket und „isst und trinkt“ (Lk 7,34 par.) gerne.

Gut, aber er weiß als Jude aus dem Buch Genesis auch, dass übermäßiger Alkoholkonsum zu peinlichen Situationen führen kann. So pflanzte der Ackerbauer Noach gleich nach der Sintflut – und als Erster! – einen Weinberg. Die Früchte seiner Arbeit erfreuten ihn offensichtlich sehr und schon bald schlägt er über die Stränge: „Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und entblößte sich drinnen in seinem Zelt.“ (Gen 9,20f.) Sein Sohn fand ihn dann nackt und stark alkoholisiert vor. Ungute Situation. Noach hat es übertrieben.
An anderer Stelle klagt der Prophet Jesaja die saufenden Priester und Propheten an, die bei der Arbeit lallen und unverständliche Laute wie „zaw lazaw, zaw lazaw, qaw laqaw“ (Jes 28,10) brabbeln: „Sogar diese schwanken vom Wein und taumeln vom Bier: […] Tatsächlich, alle Tische sind voll von Erbrochenem, voll von Kot bis auf den letzten Fleck.“ (Jes 28,7f.) – Diese unappetitliche Schilderung eines völlig eskalierten Besäufnisses zeigt, was Alkoholmissbrauch mit Menschen macht. Sie verlieren den Verstand und die Kontrolle über ihren Körper. Sie vergessen sich.

Und dennoch: Worte wie Wein, Weinberg, Weinstock, Winzer, Reben und Trauben finden in der Bibel über 500-mal Erwähnung. Das „Grundnahrungsmittel“ Wein, eine Schöpfungsgabe Gottes, ist tief in der biblischen Welt verwurzelt und taucht auch in Gleichnissen Jesu und beim Letzten Abendmahl ganz natürlich auf. Dass Jesus Wein – ja, eben auch eine Droge – konsumiert hat, bestätigt er selbst am Vorabend seiner Hinrichtung: „Von jetzt an werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von Neuem davon trinke im Reich meines Vaters.“ (Mt 26,29)

Die Paulusbriefe sehen das Jahrzehnte später viel strenger und fordern: „Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos –, sondern lasst euch vom Geist erfüllen!“ (Eph 5,18) – Mehr noch: Man darf sich mit dem Konsum von Rauschmitteln nicht den Zugang zum Reich Gottes vertun: „Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Ausschweifung, […] Zauberei, […] maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr. […] Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.“ (Gal 5,19–21) Steckt doch hinter der im Galaterbrief verbotenen „Zauberei“ mehr, als es die deutsche Übersetzung vermuten läßt: pharmakeía. Damit sind bewusstseinserweiternde Drogen, die beispielsweise eine Kontaktaufnahme mit Geistern ermöglichen, miteingeschlossen. Jesus wird aber beim Wein geblieben sein.

Irene Maria Unger

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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