APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
25. Hat Jesus gelacht?
Lachen gehört zum Mensch-Sein. Da Jesus ein echter Mensch war, dürfen wir mit Recht annehmen, dass er in bestimmten Situationen auch herzhaft gelacht hat. Ihm als Juden war der sprichwörtliche jüdische Humor sicher nicht fremd. Natürlich konnte er auch sehr ernst sein. Aber Ernsthaftigkeit und echter Humor sind keine Gegensätze, sondern gehören zutiefst zusammen. Was sagt die Bibel über Jesu Humor?
Sie erzählt zum Beispiel, dass Jesus Gast bei einer Hochzeit in Kana ist (vgl. Joh 2). Hochzeiten sind im Judentum immer fröhliche Ereignisse, wo nicht nur kräftig Wein getrunken, gesungen und getanzt, sondern auch viel gelacht wird. Auch bei anderen Festmählern unterhält Jesus sich offensichtlich gut, zumindest lädt man ihn gerne ein. Dass er kein Kind von Traurigkeit ist, verrät ein Wort, mit dem ihn seine Gegner kritisieren: „Dieser Fresser und Säufer!“ (Mt 11,19). Auch aus vielen seiner Gleichnisse spricht Humor. So stellt er ausgerechnet einen schlitzohrigen Verwalter als Vorbild effektiven Handelns hin (vgl. Lk 16,1–9): Dieser Gauner im Gleichnis weiß, dass er Freunde braucht, um nicht zugrunde zu gehen, und genau das könnten fromme Leute von ihm lernen! Und wenn Jesus zu hartherzigen Hütern religiöser Gesetze, die oft Unwichtiges hochspielen, aber dabei das Wichtigste, die Liebe, übersehen, sagt: „Ihr siebt die Mücke aus und verschluckt das Kamel“ (Mt 23,24), dann tut er das mit Witz und weiß, dass er die Lacher auf seiner Seite hat. Es gibt viel Traurigkeit in der Welt und Jesus nimmt das ernst und fühlt mit, aber sein Ziel ist der fröhliche Mensch: „Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ (Lk 6,21)
Kein Wunder, dass auch in der späteren Geschichte des Christentums Humor eine große Rolle spielt. Im Mittelalter erzählen Prediger zu Ostern in den Kirchen deftige Witze, um die Zuhörerschaft zum Lachen zu bringen („Osterlachen“). Der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton (1874–1936), der 1922 katholisch geworden ist, lässt seine berühmte Romanfigur Pater Brown sagen: „Humor ist nichts anderes als eine Erscheinungsform der Religion
– nur wer über den Dingen steht, kann sie belächeln.“ Biblischer Glaube weiß: Nichts, nicht einmal der Tod, ist so tod-ernst, dass Gott nicht Gutes daraus machen könnte.
Karl Veitschegger
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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