Rumänien
Bildung aus Überzeugung

Die größte Freude für Ramona, Pädagogin und Leiterin des Caritas-Lerncafés in Periam in Rumänien, ist es, wenn sich die Kinder von sozial benachteiligten Familien öffnen und Vertrauen gewinnen. | Foto: Caritas/Friesinger
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  • Die größte Freude für Ramona, Pädagogin und Leiterin des Caritas-Lerncafés in Periam in Rumänien, ist es, wenn sich die Kinder von sozial benachteiligten Familien öffnen und Vertrauen gewinnen.
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Zum Welttag der Bildung am 24. Jänner berichtet Ramona vom Caritas-Lerncafé in Periam in Rumänien von ihrer Arbeit.

"Jedes Kind hat eine Geschichte", erzählt Ramona, „und leider meist nicht die glücklichste.“ Sie ist Pädagogin und leitet das Lerncafé der Caritas Temeswar, das es seit 2008 in dem kleinen westrumänischen Dorf Periam gibt. Rund 500 EinwohnerInnen leben dort in bitterer Armut. Ihren Kindern können sie nur schwer Zugang zu Schule und Bildung ermöglichen. Die Kindertagesstätte der Caritas bietet rund 50 Kindern zwischen sechs und 15 Jahren an Schultagen warme Mahlzeiten, Schulmaterialien, Hilfe bei den Hausübungen und vieles mehr.

Auch Gemeinschaft und Freude beim Basteln und Spielen werden großgeschrieben. Denn die Kleinen haben es oft nicht leicht. Nach den größten Problemen der Kinder gefragt, muss Ramona nicht lange überlegen: Hygiene. „Ein Problem sind die Läuse“, erklärt sie. Betroffene Kinder dürfen nicht in die Schule. „In kinderreichen Familien, wo nicht gut auf Hygiene geachtet wird, entstehen außerdem Gerüche“, erklärt Ramona. „Diese Kinder sind dann unbeliebt und ausgestoßen in der Schule.“

Auch neue Kleidung und Hygieneartikel erhalten die Kinder bei Bedarf im Caritas-Lerncafé. Die Kleinsten, die noch zur Vorschule gehen, werden von BetreuerInnen von der Schule abgeholt und zur Tagesstätte begleitet, wo schon das Mittagessen, bestehend aus Suppe, Hauptgang und Dessert, auf sie wartet. Bevor die Eltern sie abholen, wird noch gemeinsam gejausnet. Bei der Tagesstätte aufgenommen werden nur Kinder von sozial schwachen Familien. 90% stammen aus Roma-Familien. Der Rest aus Nicht-Roma-Familien mit wenig oder gar keinem Einkommen.

Mädchenbildung. Als ich Ramona frage, was an ihrer Arbeit für sie am schwierigsten ist, wird sie kurz ganz still, bevor sie antwortet: „Die Mädchen zu überzeugen, dass sie die Schule weitermachen sollen!“ Dann erzählt sie von zwei Mädchen. Beide hatten die achte Klasse (die letzte Klasse der Sekundarschule) mit sehr guten Noten abgeschlossen, wollten aber nicht in eine weiterführende Schule gehen. „Der einen hat es die Großmutter ausgeredet“, seufzt Ramona, „und die andere hatte keine Lust mehr gehabt.“ All ihr gutes Zureden half leider nicht.

In der Gesellschaft ist die Ansicht noch immer weit verbreitet, dass Mädchen keine höhere Bildung brauchen, da sie später sowieso heiraten und Kinder kriegen werden. Die zwei Mädchen aus dem Lerncafé bereuen ihre Entscheidung inzwischen, weiß Ramona: „Sie haben gesehen, wie andere in Schulen nach Temeswar oder Lovrin weitergegangen sind. Jetzt tut es ihnen leid.“ Abschließend betont Ramona, dass es auch schöne Geschichten gibt: Junge Leute, die ihre Ausbildung abschließen, Arbeit finden und dankbar zurückblicken auf die Hilfe im Lerncafé.

Katharina Grager

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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