Ältester Grabstein
In der Pfarrkirche Frauenburg ist ein geschichtsträchtiger Marmorblock eingemauert.
Die Frauenburg bei Unzmarkt, heute eine Burgruine, wurde im 13. Jahrhundert unter Ulrich von Liechtenstein errichtet und soll der Lieblingssitz des bekannten Minnesängers gewesen sein. Die auf einer Terrasse knapp darunter thronende Pfarrkirche von Frauenburg ist dem heiligen Jakobus geweiht und beherbergt ein einzigartiges Stück Kulturgut, nämlich den Grabstein des 1275 verstorbenen Minnesängers Ulrich von Liechtenstein. Dieser gilt als der älteste deutschsprachige Grabstein überhaupt.
Eine ältere römische Inschrifttafel, die Ulrich vermutlich selbst in einem nahe gelegenen römischen Gräberfeld ausgesucht haben dürfte, wurde zu seinem Grabstein mit Wappen, Kreuz und Inschrift umgearbeitet, wobei Reste der römischen Inschrift noch deutlich erkennbar sind. Im Laufe der Geschichte wurde der Steinblock umgedreht als Fußbodenschwelle verwendet, schließlich wiederentdeckt und 1871 neben dem Hochaltar in die Kirchenmauer eingemauert, um Verlust und Diebstahl zu verhindern.
Wissenschaftlich untersucht
Nach mehr als 100 Jahren wurde am 15. April 2024 dieser Stein erstmals wieder aus der Mauer ausgelöst und von einem RestauratorInnen-Team im Auftrag der Historischen Landeskommission für Steiermark wissenschaftlich untersucht und dreidimensional fotografiert. Fachkundig und mit allergrößter Vorsicht wurde der zirka 500 Kilo schwere Marmorblock aus der Mauer gelöst, begleitet von vielen Interessierten aus Pfarre, Wissenschaft und Denkmalpflege. Nach der genauen Dokumentation, Zustandsbegutachtung und einer kleinen Probenentnahme zur Bestimmung der Gesteinszusammensetzung wurde der Stein an seinem ursprünglichen Standort wieder eingemauert, wo er auch in Zukunft weiterhin zu sehen sein wird. Das Ergebnis dieses umfassenden Forschungsprojektes wird als Publikation der Historischen Landeskommission für Steiermark erscheinen.
Heimo Kaindl
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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