Österreich 1933/1934
„Aufrührer, Agitator und Opfer“
Koloman Wallisch und der Februar-Aufstand 1934.
Die Person Koloman Wallisch war Schwerpunkt einer gut besuchten Podiumsdiskussion am 15. Februar in Bruck an der Mur. Die im Rahmen von „Zukunft braucht Erinnerung – Österreich 1933/1934 und die Gefährdungen der Demokratie und Menschenrechte einst und jetzt“ durchgeführte Veranstaltung rückte das Schicksal dieses im Februar-Aufstand 1934 getöteten Politikers in den Mittelpunkt.
Die Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler, der Historiker und ehemalige Brucker Stadtrat Werner Anzenberger und der evangelische Superintendent Wolfgang Rehner diskutierten unter der Moderation von KAB-Vorsitzendem Martin Hochegger mitunter sehr leidenschaftlich über die geschichtlichen Ereignisse zwischen 1918 und 1938.
Zu Beginn der Diskussion wurde die allgemein schwierige Situation Österreichs nach dem Ersten Weltkrieg und die kurze, aber koalitionäre Zusammenarbeit zwischen Christlich-Sozialer Partei und der Sozialdemokratie beleuchtet. Dabei wurden in der Anfangszeit der Ersten Republik viele Gesetze zur Verbesserung der Lage der Arbeiterschaft geschaffen. Danach radikalisierten sich die politischen Lager – ein drittes Lager kam dazu. Die katholische Kirche mischte dabei an der Seite der Christlich-Sozialen Partei intensiv mit. Je mehr der Einfluss der katholischen Kirche zunahm, umso gefährdeter empfanden sich die evangelischen Christen in der Steiermark. Dies sei auch der Grund gewesen – so Superintendent Rehner –, warum viele evangelische ChristInnen sich früh dem Nationalsozialismus zugewandt hatten. Hier hätten evangelische ChristInnen und die Führung der evangelischen Kirche Schuld auf sich geladen. Diese klaren Worte beeindruckten viele BesucherInnen.
In den Zwanzigern kam es dann zu einer Militarisierung und Aufrüstung durch die jeweiligen Vorfeldorganisationen der politischen Parteien. Mit der Heimwehr und dem Schutzbund standen sich schlussendlich 145.000 bewaffnete Männer gegenüber. Ein Aufstand der Arbeiterschaft wurde im Februar 1934 durch Polizei und Militär blutig niedergeschlagen, unmittelbar danach acht Männer zum Tode durch den Strang verurteilt. Einer davon war Koloman Wallisch, ein sozialdemokratischer Nationalratsabgeordneter – von seinen Gegnern als Aufrührer und Agitator gefürchtet. Er wurde durch eine widerrechtliche Ausdehnung des Kriegsrechtes in Leoben gehängt.
Nach diesem niedergeschlagenen Aufstand wurden vom Dollfuß-Regime endgültig alle demokratischen Grundregeln und strukturelle Errungenschaften abgeschafft, eine Diktatur nach italienischem Vorbild wurde errichtet. Dies auch unter Zustimmung der Österreichischen Bischofskonferenz. Sohn-Kronthaler wies allerdings auch darauf hin, dass es immer wieder Priester und Laien gab, die sich gegen diese Entwicklungen stemmten, aber leider in der Minderheit und damit wirkungslos blieben.
Martin Hochegger
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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