Pfingsten | 5. Juni 2022
Meditation
Haltung bewahren
Halt, bleiben Sie stehen,
ruft vielleicht im Krimi die Polizei.
Halt dich gerade,
sagte die Lehrerin in der Volksschule.
Halt dich dort nicht auf,
hieß es in einer gewissen Zeit.
Dort ist es gefährlich,
dort gehen brave Mädchen nicht hin.
Warum hast du schon wieder das gemacht?
Warum hast du nie probiert,
einfach ein bisschen freundlicher zu sein?
Das gilt nur mit Vorbehalt.
Auch wir haben unser Vorbehalte,
vielen anderen und vielem gegenüber,
oft grundlos.
Aber auch jetzt noch heißt es bei vielen:
Haltung bewahren in jeder Situation.
Auch wenn schon längst
alles außer Kontrolle geraten ist.
Und es hieß,
sich zurückhalten, immer rechtzeitig,
bevor einem schon wieder falsche Worte
entschlüpfen.
Solche, an denen sich die anderen doch
verschlucken könnten.
Behalten Sie Ihre Meinung doch für sich,
das hab ich schon oft gehört.
Wer das schaffen konnte, der hatte es sicher viel leichter im Beruf und insgesamt.
Wir müssen jetzt zusammenhalten,
sicher, es ist schwierig,
aber du musst nur durchhalten,
so lautet die Direktive
in schwierigen Situationen.
Aber das Verhalten
läßt sich nicht so einfach produzieren
als Kopie,
heute ist das freundliche Gesicht gefragt,
manchmal das traurige.
Es tut so gut, zu wissen:
Jemand fängt uns immer auf.
Einer hält uns immer,
hält uns immer aus.
Er hält uns nicht an.
Er hält uns von nichts ab.
Aber er hält immer zu uns,
und er hält seine Hand auf für uns.
Gisela Remler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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