6. Sonntag der Osterzeit | 17.05.2020
Kommentar
Unsichtbar, aber doch wirksam.
Wir erleben gerade, wie etwas, das unsichtbar ist, mit einem Schlag unser ganzes Leben radikal verändert. Die Bedrohung durch ein mikroskopisch kleines Virus macht uns bereit, Beschränkungen und wirtschaftliche Einbußen zu akzeptieren, wie es etwa beim Klimawandel, auf den Experten schon jahrzehntelang hinweisen, bisher nicht möglich war. Aber wird diese einschneidende Erfahrung uns helfen, unsere Welt auf Dauer lebenswerter zu gestalten? Hilft sie uns zu erkennen, wie sehr alles verbunden und voneinander abhängig ist?
Jesus spricht ebenfalls von etwas, das wir nicht sehen. Allerdings nicht, weil es so klein ist, sondern weil es so groß ist, dass es die ganze Schöpfung umfasst und durchdringt. Und es ist auch keine unsichtbare Bedrohung, sondern eine unsichtbare, ungeahnte Lebensquelle. Jesus spricht vom Geist der Wahrheit. Er beginnt in all jenen zu fließen, die in Liebe mit ihm verbunden sind. Er lässt uns die Wahrheit über uns selbst, über die Welt, über die göttliche Lebenskraft, die alle Geschöpfe erfüllt, erkennen. Er macht uns Mut zum Leben und zeigt uns, wie es gelingen kann.
Auch Jesus selbst können wir nicht mehr sehen, weil er als Auferstandener zur vollendeten Gestalt des Lebens, zum Sein in der vollen Einheit mit Gott aufsteigt. Wir können ihn nicht sehen, weil wir in ihm sind, weil er zur Christus-Existenz heranwächst und uns alle in sich aufnimmt. Je mehr uns das bewusst wird, umso lebendiger werden wir sein und umso mehr wird es uns gelingen, die Welt zu einem dauerhaft lebenswerten Ort zu gestalten.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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