Kirche hilft | Teil 6
Jedem Gast die Hand reichen – und Brot & Tee

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Mit dem VinziBus fahren kann (fast) jeder – eine Ehrenamtliche erzählt von ihren Ausfahrten, was man neben Speisen noch verteilt und auch zurückbekommt.

Als außenstehende Person könnte man annehmen, dass eine Ausfahrt mit dem VinziBus ein gewisses Stress-potenzial birgt. Abgesehen von der anfänglichen Einarbeitungsphase, kann ich das allerdings nicht bestätigen. Wer schon einmal mit einem Kombi gefahren ist, kann den Bus leicht lenken. Und viel mehr an Geschick muss man nicht mitbringen – zumindest, was den technischen Teil anbelangt. Über eine WhatsApp-Gruppe erfahren wir, wo wir Brote und Tee an diesem Tag abholen. Im VinziDorf erhalten wir außerdem alles an Spenden, die die VinziWerke von der Bäckerei Martin Auer bekommen.

Ehrliches Interesse – ehrliche Antwort
Wenn wir um 20 Uhr im Augarten einfahren, warten bereits die ersten Gäste auf uns. Die Verteilung ist aber nicht immer unsere primäre Aufgabe: Jedem Gast die Hand zu reichen – egal, ob im tatsächlichen oder im übertragenen Sinne – ist einer unserer Grundsätze. „Wie geht’s dir?“ – das ist keine dahin gefragte Floskel, sondern Ausdruck unseres ehrlichen Interesses. Was sie darauf antworten, ist allerdings genauso ehrlich – und nicht selten traurig oder hart.

Viele der Menschen, die den VinziBus besuchen, kennen wir seit Jahren – genauso wie ihre Geschichten. Jene vom erfolgreichen Job, den man einst gehabt und verloren hat. Von nahestehenden Personen oder ihrer Abwesenheit, die einen aus der Bahn geworfen hat. Oder man erfährt von der körperlichen Verletzung, die nicht nur dem Hinken, sondern auch der Armut zugrunde liegt.

Wenn dieser Gast auf „Wie geht’s dir?“ dann antwortet mit: „Ja, eh gut. Aber die Mietvorschreibung habe ich gekriegt. Schaut schlecht aus“, dann geht das an uns als Fahrer und Fahrerin nicht spurlos vorbei. Aber es tut gut, wenn man ihnen allein durchs Zuhören einen Teil der Last nehmen kann. Und die Dankbarkeit dafür zeigen sie unmittelbar. Dazu gehört auch, dass sie Freuden mit uns teilen – wir haben sogar ein Paar, das sich beim VinziBus kennen gelernt hat. Solche Momente machen das Ehrenamt zu etwas ganz Wertvollem.

Aber nicht jede Ausfahrt verläuft ganz so dramatisch oder philosophisch. Wir holen die gerichteten Speisen ab, fahren das VinziDorf und unsere Stationen ab, bevor wir den VinziBus wieder zurück nach Eggenberg bringen. Dazwischen werden Brote und ein paar nette Worte verteilt – viel ist nicht dabei. Und doch gibt es einem so viel zurück. Dafür bin ich sehr dankbar.

GUT ZU WISSEN

Der VinziBus wurde am 1. Dezember 1990 gegründet. Seither fährt er an jedem Tag im Jahr drei Stationen in Graz an: um 20 Uhr den Augarten, um 20.30 Uhr den Jakominiplatz und um 21 Uhr den Hauptbahnhof. Dort werden belegte Brote und heißer Tee an Menschen in Not verteilt.

Als eine der ältesten Einrichtungen der VinziWerke wird er ausschließlich von einem Team aus rund 50 Ehrenamtlichen betrieben. Brote und Tee werden von mehreren Spenderinnen, darunter Klöster und Ordenskrankenhäuser, zur Verfügung gestellt.

VinziBus europaweit:
Nach dem Grazer Vorbild sind im Laufe der Jahre weitere VinziBusse in Klagenfurt, Salzburg, Innsbruck, Bozen, Antalya, Bratislava und Odessa entstanden.
Letzterer entwickelte sich 2022 zum Drehkreuz für die Ukraine-Hilfe der VinziWerke.

Mithelfen:
Ehrenamtliche sind jederzeit willkommen. Kontakt über vinzihaus@vinzi.at oder Tel. 0316 58 58 00.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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