Aus meiner Sicht - Anna Maria Steiner, Redakteurin
Falten und entfalten

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Auf meinem Badezimmerspiegel klebt ein Abziehbild in Frühlingsfarben. Umrahmt von Blumen und in geschwungener Schrift steht da: „Entfalten statt liften!“ Nach einem langen Tag, wenn ich zu müde bin zum „Spiegelschauen“, nehme ich davon keine Notiz. Aber am Morgen nach meinem jüngst begangenen„49er“ scheint es, als würden sie mich rufen, die drei Worte samt Ausrufezeichen. Zu „liften“, gäbe es auch bei mir so manches, deutet mein Spiegelbild, und mit diesen Gedanken bin ich nicht allein.
In Österreich machen jährlich etwa 80.000 Frauen und 20.000 Männer Ernst mit dem Wunsch, das eigene Äußere schönheitschirurgisch zu optimieren. Die Ausgaben für OPs und „Korrekturen“ stiegen um mehr als 170 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. In Zeiten perfekter Online-Bilder ist es nicht leicht, sich selbst beim Alten zu belassen.
Eine Befürworterin, ja fast ein Fan des Älterwerdens, ist meine langjährige Freundin Ute. Bereits als makellose Zwanzigjährige sprach sie davon, wie sehr sie sich auf ihre Falten freue. Heute, fast drei Jahrzehnte später, trägt sie die Lachfalten mit Stolz und wirkt so freudestrahlend wie eh und je. So also sieht „entfalten“ aus, denke ich mir, lese nochmal den Spruch und schenke meinem Spiegelbild ein Lächeln.
Anna Maria Steiner, Redakteurin
anna.steiner@graz-seckau.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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