Mutworte - Ruth Zenkert
Wo Himmel hereinleuchtet

Foto: privat

An diesem Nachmittag war eine Schar von verwahrlosten Männern und Frauen im Sozialzentrum versammelt, die ewigen Straßenkinder vom Bahnhof in Bukarest. Vor dreißig Jahren, als ich ihnen zum ersten Mal begegnete, waren sie noch Kinder, weggelaufen aus den schrecklichen Kinderheimen der Ceaușescu-Zeit. Sie schlugen sich mit Betteln durch; heute sind sie über vierzig und haben es schwer. Sie haben es nicht geschafft, sich irgendwo einzufügen, und sind auf der Straße geblieben. Ein Wunder, dass sie noch leben. Viele andere sind in der Kälte und an Drogen gestorben.

Für die letzten dieser Elenden hat ELIJAH vor zwei Jahren in der Nähe des Bahnhofs ein Haus aufgemacht. Sie sehnen sich nach Ruhe, Wärme, Essen und nach Gemeinschaft. Am Nachmittag gibt es eine Gebetsstunde. Da krächzen sie miteinander die Lieder von früher, die sie noch auswendig können. Wir beten das Vaterunser, dann schüttet jeder sein Herz in langen Fürbitten aus. Beim anschließenden Essen leuchtet Himmel herein in das dunkle Leben. Vor allem jetzt, wo die Nächte bitterkalt sind und diese kranken Menschen eine Zuflucht suchen.

Ruth Zenkert ist Leiterin des Sozialprojektes ELIJAH in Rumänien. Aus: elijah.ro/bimail

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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