Positionen - Leopold Neuhold
Augen öffnen

„Kann es im Land noch schlechter werden?“ So fragt ein frustrierter Mann seinen Kollegen. Die Antwort: „Wenn es schlechter ginge, dann wäre es schön!“

Bringt dieser Satz nicht eine Stimmung zum Ausdruck, die heute weit verbreitet ist. Alles geht den Bach runter, es geht nichts mehr; und wenn man die Medien betrachtet, die von Katastrophen, Skandalen, Wetterkapriolen, von drohendem Weltuntergang berichten, von Krieg, Pandemie, glaubt man manchmal wirklich, dass wir am Ende sind.

Und die Energiepreise steigen: „Wie kann man heute den Wert eines Autos verdoppeln?“, diese Frage kann man mit „Indem man es volltankt“ beantworten. Dies scheinen manche schon wieder zu genießen, wohlige Lust am Untergang macht sich in manchen Schichten breit.

Der Blick nach vorne scheint damit verschlossen, wir sind hineingeworfen in eine oft trostlos erscheinende Gegenwart. Diese Beengungen reißen uns einerseits aus der Illusion, dass wir sowieso alles in der Hand haben, dass alles so selbstverständlich ist, aus einem Wunschdenken, in das wir uns oft flüchten. Andererseits können all diese Bedrohungen den Blick auf größere Zusammenhänge öffnen, aus denen wir Kraft zu beziehen vermögen. Der Bezug zu Gott kann uns herausführen aus den Blockaden in den Einzelbereichen auf ein größeres Ganzes der Hoffnung hin. Dazu braucht es ein bewusstes Öffnen der Augen, um nicht überrascht zu werden.

„Eben höre ich, Müller ist im Schlaf vom Tod überrascht worden!“ „Das ist ja schrecklich!“, klagt der Nachbar, „dann weiß er ja noch gar nichts davon!“

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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