Gedenken
Blutzeugen

Die Grazer Franziskaner feiern am 15. April, dem 80. Todestag von P. Johannes Kapistran Pieller (Mitte) und P. Angelus Steinwender (l.), um 16 Uhr eine Gedenkmesse in der Franziskanerkirche (Näheres siehe S. 18). Der Kärntner Priester Anton Granig (r.) – auch im Widerstand tätig – wurde am gleichen Tag ermordet. | Foto: Archiv
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  • Die Grazer Franziskaner feiern am 15. April, dem 80. Todestag von P. Johannes Kapistran Pieller (Mitte) und P. Angelus Steinwender (l.), um 16 Uhr eine Gedenkmesse in der Franziskanerkirche (Näheres siehe S. 18). Der Kärntner Priester Anton Granig (r.) – auch im Widerstand tätig – wurde am gleichen Tag ermordet.
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Zum 80. Todestag von drei Priester-Märtyrern.

Vor 80 Jahren, am 15. April 1945, drei Wochen vor der Befreiung vom menschenverachtenden NS-Regime, wurden die beiden Franziskaner DDDr. Johannes Kapistran Pieller und Dr. Angelus Steinwender sowie der Kärntner Priester Dr. Anton Granig – alle drei hatten an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz studiert – wegen ihres politischen Widerstandes in Stein an der Donau erschossen.

P. Johannes Kapistran, 1891 in Wien als Wilhelm Pieller geboren, studierte in Graz und Wien Theologie und empfing 1918 die Priesterweihe. Als Seelsorger in der Studentenverbindung Carolina in Graz ermutigte Pieller die jungen Leute zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Ideologie. Ins Fadenkreuz der Nationalsozialisten geriet er wegen seiner entschiedenen Unterstützung der patriotisch-katholischen Widerstandsgruppe Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreichs, bei der sich auch sein Mitbruder P. Angelus beteiligte.
P. Angelus, 1895 in Maria Lankowitz als Eduard Steinwender geboren, war seit 1913 bei den Franziskanern. 1924 wurde er an der Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät promoviert. In Graz wirkte er als Guardian des Klosters, als solcher sodann in St. Pölten und Wien, wo er seit 1939 als Provinzial der Franziskanerprovinz vorstand.

Anton Granig (geb. 1901) stammte aus dem Mölltal und kam wegen seiner Mitarbeit am elterlichen Bauernhof erst als Spätberufener zum Theologiestudium. Nach seiner Priesterweihe widmete er sich von 1934 bis 1936 dem Doktoratsstudium an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz. Granig war aus patriotischer Überzeugung führend in der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs tätig. Nachdem diese Widerstandsgruppe 1943 von der Gestapo zerschlagen worden war, wurden Pieller, Steinwender und Granig vom Volksgerichtshof in Wien wegen „Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt.
Trotz der Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende mussten sich die drei Priester mit weiteren 41 zum Tode verurteilten Häftlingen aus dem Wiener Landesgericht in die leere Strafanstalt Stein auf einen Todesmarsch – jeweils zu zweit aneinander gekettet – begeben, wo sie am 15. April 1945 unter dem Eindruck der heranrückenden Roten Armee erschossen wurden.

Niemals vergessen werden dürfen jene Lichtgestalten des Glaubens und Blutzeugen der steirischen Kirche, die in den März- und April-Wochen des Jahres 1945 aus katholischer und politischer Überzeugung getötet wurden: Der Seckauer Benediktiner Athanasius Gerster (geb. 1877) verhungerte am 15. März im Gefängnis von Bayreuth. Die Steyler Missionsschwester Caeliane Klaminger (geb. 1919) aus Ponigl bei Weiz wurde nach einer Vergewaltigung am 25. März von russischen Soldaten getötet. Ebenso wurde der Salvatorianer Titus Helde (geb. 1905), der in Graz Theologie studiert hatte, am 21. April in Mistelbach erschossen. Bereits am 5. April war der gebürtige Grazer Josef Ritter von Gadolla (geb. 1897) standrechtlich erschossen worden, weil er die Stadt Gotha in Thüringen vor der Bombardierung bewahrte. Maria Margareta Krückl (geb. 1918), Novizin bei den Vorauer Schwestern, widerstand einer Vergewaltigung und wurde am Weißen Sonntag, dem 8. April, von Russen ermordet.

Michaela Sohn-Kronthaler

Ein weiterer Märtyrer im Nationalsozialismus war Pfarrer Johann Grahsl aus der Gasen. Hier weiterlesen!

Die Grazer Franziskaner feiern am 15. April, dem 80. Todestag von P. Johannes Kapistran Pieller (Mitte) und P. Angelus Steinwender (l.), um 16 Uhr eine Gedenkmesse in der Franziskanerkirche (Näheres siehe S. 18). Der Kärntner Priester Anton Granig (r.) – auch im Widerstand tätig – wurde am gleichen Tag ermordet. | Foto: Archiv
In Graz erinnert ein Platz an den Franziskaner-Pater im Widerstand. | Foto: privat
Pater Kapistran Pieller wurde als Wilhelm Pieller 1891 in Wien geboren. | Foto: Archiv
P. Kapistran Pieller war unter anderem als Studentenseelsorger in Graz tätig. | Foto: Archiv
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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