Arbeit ist nicht nur Erwerb
Familienorientierte Wirtschaft statt arbeitsorientierter Familien.
„Arbeit ist das halbe Leben, was ist die andere Hälfte?“ fragt der Ethiker Leopold Neuhold und kritisiert die Verengung des Begriffs „Arbeit“ auf die reine Erwerbsarbeit: „Viele für die Gesellschaft notwendigen Entwicklungen werden nicht als Arbeit gesehen“, etwa Pflege oder Familienarbeit.
Die drei Dimensionen der Arbeit – Erwerbsarbeit, Familienarbeit und ehrenamtliche Arbeit – standen bei der Konferenz „Familie und Arbeit“ am 8. Oktober im Grazer Franziskanerkloster im Mittelpunkt.
Familienstadtrat Kurt Hohensinner vertrat die kinder- und familienfreundliche Gemeinde Graz und betonte den besonderen Wert der Familienarbeit und des Ehrenamtes.
Der Arbeits- und Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal verwies auf den Bereich Pflege: 80 Prozent der pflegebedürftigen Angehörigen werden innerhalb der Familie betreut.
Teilzeit dürfe nicht zu Altersarmut führen, müsse besser pensionsrechtlich bewertet werden, forderte Familienverbandspräsident Alfred Trendl: „74 Prozent der Teilzeitarbeitenden mit Kindern bis 14 Jahren arbeiten
Teilzeit, weil sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen.“ „Echte Wahlfreiheit braucht auch genug und qualitätsvolle Kinderbetreuungseinrichtungen“, so Familienministerin Susanne Raab. Sie kündigte mehr Geld für die Elementarpädagogik an und wünscht einen Ausbau der Väterbeteiligung.
Vincenzo Bassi aus Rom, Präsident der Katholischen Familienverbände auf europäischer Ebene (FAFCE), thematisierte die Überalterung der Gesellschaft und forderte mehr Familienfreundlichkeit in Gesellschaft und Erwerbsleben. So argumentierte auch Sissi Potzinger, Vorsitzende des steirischen Familienverbandes. „Wir müssen neue Gesetze – egal in welchem Bereich – auch auf ihre Familienfreundlichkeit abklopfen.“ Potzinger würdigte auch die geplante Erhöhung des Familienbonus: „Dadurch wird die langjährige Forderung des Familienverbandes erfüllt und das Existenzminimum für Kinder steuerfrei gestellt.“ COFACE-Vizepräsident Sven Iversen fasste vieles zusammen in dem Wunsch, den Fokus auf eine familiengerechte Wirtschaft statt auf arbeitsorientierte Familien zu legen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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