Seelsorgeräume vorgestellt - SR Murau
Geduldig Synodalität einüben

Die Wallfahrtskirche Mariapfarr im Lungau ist Ziel der ersten gemeinsamen Wallfahrt der zehn Pfarren des Seelsorgeraums Murau. Dort wird mit Bischof Krautwaschl ein Festgottesdienst gefeiert. | Foto: Schwarz
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  • Die Wallfahrtskirche Mariapfarr im Lungau ist Ziel der ersten gemeinsamen Wallfahrt der zehn Pfarren des Seelsorgeraums Murau. Dort wird mit Bischof Krautwaschl ein Festgottesdienst gefeiert.
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Der Seelsorgeraum Murau ist kein zentraler Ballungsraum.
Kirchliche Gemeinschaft entsteht hier im Zusammenwirken vieler.

Ihr Seelsorgeraum aus der Luft betrachtet, was sticht sofort ins Auge?
Thomas Mörtl, SL: Aus der Vogelperspektive betrachtet fallen sicher die beiden großen Tallandschaften ins Auge. Auf der einen Seite liegt das Murtal und parallel dazu das Ranten- und Katschtal. Auf beiden Seiten reihen sich unsere zehn Pfarrgemeinden aneinander und sind dabei in Murau miteinander verbunden. Beinahe rundherum und auch dazwischen liegen Berge, Landes- und Diözesangrenzen im Süden und Westen sowie der Alpenhauptkamm im Norden.

Zentralraum ist das keiner. Wir haben hier keine hochwertigen Verkehrsverbindungen (sogar unsere Eisenbahn ist schmalspurig), aber wir haben auch keine urbanen Probleme wie Luftverschmutzung, Übervölkerung, Ghettobildung und Verkehrsinfarkte, sogar die Bodenversiegelung hält sich bei so viel Freiraum in Grenzen. Wir leben dort, wo andere Urlaub machen, aber wir haben natürlich auch unsere eigenen Sorgen wie die Abwanderung der Jungen, Strukturschwäche, große Entfernungen und das Gefühl, von den Zentralen in Politik und Kirche nicht immer wirklich wahrgenommen zu werden (letzteres ist zugegebener Maßen nicht nur von Nachteil).

Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte in eurem SR und wie war der Weg dorthin?
Mörtl: Ich war mir von Anfang an ziemlich sicher, dass die Grundvisionen des Seelsorgeraumgedankens einen möglichen Weg in den vielfältigen gegenwärtigen Umbrüchen der Gesellschaft und der Kirche aufzeigen können. Es geht dabei um Menschen, die sich fragen, auf welche Weise sie Glaube und Evangelium miteinander verbindet, die sich wenigstens fragen, was sie brauchen, oder sogar, was sie selber dazu beitragen können. Indem viele zusammenwirken, entsteht die Gemeinschaft der Kirche.

Nun leben wir aber nicht in einer visionären, sondern in einer gegenwärtigen und konkreten Gestalt der Kirche. Es gibt berechtigte Erwartungen, die tagtäglich erfüllt werden müssen. Das Kirchenjahr und die Sakramente geben Rhythmen vor, die den Herzschlag des Glaubens ausmachen. In einer hochkomplexen Gesellschaft fordern Verwaltung und Bürokratie selbstverständlich ihren Anteil.

Neue Perspektiven unter diesen Bedingungen einzunehmen, ist alles andere als leicht. Die alten Geleise sind tief eingefahren. So versuche ich wenigstens, die ursprüngliche Vision wachzuhalten und Verbündete dafür zu finden – das wäre so etwas wie ein Schwerpunkt. Der Weg dorthin ist noch nicht gegangen, und ich weiß auch nicht genau, wie er weiterführen wird.

Wie war der Prozess der Seelsorgeraum-Werdung?
Martin Lienhart, HBP: Erstaunlich, dass in dieser Frage die Vergangenheitsform verwendet wird. Eigentlich sehen wir uns mitten drinnen im Werden. Und wie in jedem Beziehungsgeschehen wartet noch sehr viel an tagtäglichem Bemühen in der Zukunft auf uns. Von Anfang an war uns wichtig, die Vorgaben der Diözese ernst zu nehmen. So mussten wir uns zunächst als Hauptamtliche der Frage stellen, was es heißt, synodal vorzugehen – und das nach dem Konsent-Prinzip.

Darum haben wir zuerst ein Pastoralteam auf der Ebene des Seelsorgeraumes gegründet. Erste Aufgabe: Haben wir ein gemeinsames Verständnis von Pastoral? Danach ging es daran, ein Gremium zu bilden, das mit uns synodal sein kann: den Pastoralrat. Das eine wie das andere geht nicht von heute auf morgen, das braucht Geduld … Jahre. Die Zeit haben wir genützt, um das Wort „Seelsorgeraum“ ins Spiel zu bringen. In den Pfarren, in den politischen Gemeinden, in den Vereinen, im Alltag. Und um uns einzuüben im Zuhören, im Mut, etwas zu sagen, im Selbstvertrauen und im ausführlicheren geistlichen Austausch. Und da sind wir immer noch im Lernen, heute, morgen, übermorgen.

Gibt es Pfarrgrenzen-überschreitende Angebote und wie werden sie angenommen bzw. getragen?
Lienhart: Der Seelsorgeraum bietet uns eine große Chance. Für uns ist eigentlich alles weit weg. Zehn Pfarren aber können sich herrlich zusammentun und eine Weiterbildung für Lektoren organisieren. Der Referent kommt dann zu uns und wir haben’s schon gar nicht mehr so weit. Oder einen gemeinsamen Einkehrtag für alle Kommunionhelfer, der uns das Wunder der Gottesbegegnung, das wir unterstützen dürfen, tief erfahren lässt. Und wenn sich die Firmlinge auf den Weg machen, um in Murau als Wallfahrer anzukommen, da wächst etwas. So manches von den Firmlingen selbst gebaute Wallfahrerkreuz ist weiter in den Pfarren im Gebrauch geblieben. Eine Fahrt zum Tag der liturgischen Dienste in Graz lässt sich auf der Ebene Seelsorgeraum gemeinsam organisieren und trägt zum Zusammenwachsen bei.

Um all das und mehr in die Wege zu leiten, tun sich viele Leute aus den einzelnen Pfarren zusammen, legen ihre Ideen und ihr Netzwerk zusammen. Das Schöne dabei ist, dass das Lachen und das Kulinarische nicht zu kurz kommen. Von der Agape nach der Firmlings-Sternwallfahrt habe ich heute noch Bauchweh, vor Lachen und herrlichen Naschereien.

Was sind (oder waren) die größten Herausforderungen in der Verwaltung im SR?
Renate Ruprechter, HBV: Die größte Herausforderung war und ist für mich die Frage, wie ich Gutes bewahren und Neues einbringen kann. Die ehrenamtlichen Personen in den Pfarrgemeinderäten und in den Wirtschaftsräten sind es gewohnt, in hohem Maße eigenständig zu arbeiten. Diese Eigenständigkeit möchte ich gerne bewahren. Andererseits ist es meine Aufgabe, die Personen vor Ort darauf hinzuweisen, dass die Verordnungen im kirchlichen Verordnungsblatt für die Diözese Graz-Seckau und das Denkmalschutzgesetz zu berücksichtigen sind, dass finanzielle Rücklagen im Friedhofsbereich gebildet werden müssen. Den Einwand der Wirtschaftsräte, dass dadurch alles komplizierter wird, länger dauert und teurer wird, beantworte ich damit, dass auch Zuschüsse an die Pfarren nur unter Einhaltung der Vorschriften ausbezahlt werden. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich trotz meiner „Belehrungen“ immer sehr herzlich von den Wirtschaftsräten aufgenommen werde. Dadurch macht mir meine Arbeit im Seelsorgeraum Murau sehr viel Freude.

Wo ist Neues entstanden bzw. gerade im Entstehen?
Ruprechter: Einzelne Friedhöfe im Seelsorgeraum Murau wurden bisher zu hundert Prozent ehrenamtlich verwaltet. Um auch diese Friedhöfe über die App „Stiller Begleiter“ auffinden zu können, ist es notwendig, dass alle Daten in das diözesane Friedhofsprogramm „Caelum“ eingegeben werden. Diese Änderung ist für die ehrenamtlichen Friedhofsverwalter und Friedhofsverwalterinnen eine große Umstellung, da mit diesem Programm aus Sicherheitsgründen nur Pfarrsekretärinnen auf geschützten diözesanen Laptops arbeiten können. Das bedeutet für die ehrenamtlichen Personen, dass sie zukünftig auch in der Friedhofsverwaltung eng mit der zuständigen Pfarrsekretärin zusammenarbeiten. Wer bereits die App „Stiller Begleiter“ auf sein Handy geladen hat und die Möglichkeiten der App erkannt hat, ist begeistert.

Zehn Pfarren – eine Wallfahrt

Nach Mariapfarr pilgert der Seelsorgeraum Murau am 17. Mai.

Wir haben uns auf den Weg gemacht, zehn Pfarren in unserem Seelsorgeraum. Miteinander und füreinander sind wir mit Gottvertrauen unterwegs. Auf diesem Weg treten wir nun gemeinsam vor Gott hin, um uns – um ihn versammelt und mit ihm – als Gemeinschaft zu erfahren und uns unter seinen Segen zu stellen.
Wir greifen dafür die bei uns stark verwurzelte Tradition der Wallfahrt auf. Zu Fuß, mit dem Rad oder im Bus brechen wir nach Mariapfarr im Lungau auf. Wie auch immer die einzelnen Personen oder Gruppen in Mariapfarr ankommen, wir versammeln uns bei der Kapelle am Kreuzbühel. Von dort ziehen wir betend zur Wallfahrtskirche, wo wir gemeinsam mit unserem Bischof Wilhelm Krautwaschl die heilige Messe feiern und danach bei einer Agape zusammenbleiben.
Eine weitere bei uns stark verankerte Tradition soll uns helfen, die Herzen zu öffnen: Zwölf Chöre aus dem Seelsorgeraum gestalten den Gottesdienst mit.

Im Blickpunkt

Dem Seelsorgeraum-Führungsteam im SR Murau gehören (von links) Martin Lienhart als Handlungsbevollmächtigter für Pastoral, Renate Ruprechter als Handlungsbevollmächtigte für Verwaltung und Pfarrer Thomas Mörtl als Leiter des Seelsorgeraumes an.
Patrick
  • Dem Seelsorgeraum-Führungsteam im SR Murau gehören (von links) Martin Lienhart als Handlungsbevollmächtigter für Pastoral, Renate Ruprechter als Handlungsbevollmächtigte für Verwaltung und Pfarrer Thomas Mörtl als Leiter des Seelsorgeraumes an.
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Bergmessen. Die herrlichen Berge in der Region laden zu Bergmessen ein. Jene auf dem 1999 Meter hohen Hradofen in der Pfarre Predlitz wird Anfang August gefeiert und vom MV Predlitz-Turrach mitgestaltet. Dabei danken die zahlreichen Teilnehmenden Gott für die Schönheit der Schöpfung, in der wir leben dürfen.   | Foto: Rauter
  • Bergmessen. Die herrlichen Berge in der Region laden zu Bergmessen ein. Jene auf dem 1999 Meter hohen Hradofen in der Pfarre Predlitz wird Anfang August gefeiert und vom MV Predlitz-Turrach mitgestaltet. Dabei danken die zahlreichen Teilnehmenden Gott für die Schönheit der Schöpfung, in der wir leben dürfen.
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Prozessionen. Im Seelsorgeraum Murau gibt es eine Vielzahl an Prozessionen – zu Erntedank, zum Wetterbeten, zu den Bitttagen und zu den Patrozinien. Bei der Erntedankprozession in Krakauebene (siehe Bild) wird die prächtige Erntekrone von feierlicher Blasmusik durch den Ort und in die Kirche geleitet. | Foto: Siebenhofer
  • Prozessionen. Im Seelsorgeraum Murau gibt es eine Vielzahl an Prozessionen – zu Erntedank, zum Wetterbeten, zu den Bitttagen und zu den Patrozinien. Bei der Erntedankprozession in Krakauebene (siehe Bild) wird die prächtige Erntekrone von feierlicher Blasmusik durch den Ort und in die Kirche geleitet.
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Fahrradsegnung. Bei den Kindergottesdiensten kommen die Fahrzeuge schon einmal in die Kirche mit, vor allem wenn sie gesegnet werden sollen, wie hier in St. Georgen ob Murau. Dass die Kinder dabei auch eine kleine Runde im Kirchenraum drehen durften, sorgte für unvergessliche Momente. | Foto: Wirnsberger
  • Fahrradsegnung. Bei den Kindergottesdiensten kommen die Fahrzeuge schon einmal in die Kirche mit, vor allem wenn sie gesegnet werden sollen, wie hier in St. Georgen ob Murau. Dass die Kinder dabei auch eine kleine Runde im Kirchenraum drehen durften, sorgte für unvergessliche Momente.
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Zahlen und Fakten

SR Murau

Diese 10 Pfarren gehören zum SR
Murau: Krakaudorf, Krakauebene, Murau, Predlitz, Ranten, Schöder, St. Georgen ob Murau, St. Ruprecht ob Murau, Stadl an der Mur und Turrach.
Außerdem gibt es die Krankenhaus­seelsorge am LKH Murtal Standort Stolzalpe.

Kontakt:
HBP Martin Lienhart
,
0676/8742 6660,
martin.lienhart@graz-seckau.at
HBV Renate Ruprechter,
0676/8742 6874,
renate.ruprechter@graz-seckau.at
SL Pfarrer Thomas Mörtl,
0676/8742 6330,
thomas.moertl@graz-seckau.at

Zum pastoralen Team gehören:
Vikar Varghese Kanjamala, 0676/8742 6736,
Vikar Grzegorz Szoltysek, 0676/8742 6468,
Diakon Bernhard Mürzl, 03532/2489,
Pastoralreferentin für die Krankenhausseelsorge am LKH Stolzalpe Rosa Hojas, 0676/8742 7621,
Pastoraler Mitarbeiter Herbert Schwarz, 0664/2441 789.

In den Pfarrkanzleien wirken mit:
Sigrid Geißler, 0676/8742 6670,
Michaela Seidl, 0676/8742 6661.

▶  Homepage: murau.graz-seckau.at 

Legende
SR = Seelsorgeraum
SL = Seelsorgeraumleiter
HBP = Handlungsbevollmächtigte/r für Pastoral
HBV = Handlungsbevollmächtigte/r für Verwaltung

Das vorläufige Logo namens „convocaMur“ wurde von Heinz Bosic aus Murau entwickelt und zeigt unsere zehn Pfarren in den Farben, die wir ihnen im Gesamtkalender des Seelsorgeraumes zugeteilt haben.
  • Das vorläufige Logo namens „convocaMur“ wurde von Heinz Bosic aus Murau entwickelt und zeigt unsere zehn Pfarren in den Farben, die wir ihnen im Gesamtkalender des Seelsorgeraumes zugeteilt haben.
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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