Die Sprache in der Liturgie | Teil 1 von 3
Worte, die das Leben atmen

Foto: Neuhold
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Die Zeitschrift „Heilger Dienst“ veröffentlichte einen Gedankenaustausch zwischen Sascha Heinze und Alfred Jokesch über die Sprache in der Liturgie. Wir bringen Auszüge daraus in drei Teilen.

  • Jokesch: Das „Haus der Stille“ hat vor Jahren eine Sammlung von 35 Hochgebeten herausgegeben. Welches Anliegen war damit verbunden?

  • Heinze: Es ging darum, eine Sprache zu finden, die lebendiger ist, eine Sprache, die heutige Gottes- und Weltbilder aufgreift.
  • Jokesch: P. Karl Maderner, der Initiator der Sammlung, hat damals im Vorwort auf die Erfahrung hingewiesen, dass „das Hochgebet als eigentlicher Höhepunkt der Feier gefühlsmäßig zu einem Tiefpunkt gerät“.
  • Heinze: Ich betrachte nicht unbedingt nur das Hochgebet als Höhepunkt der Eucharistiefeier. Es muss die ganze Feier vom Anfang bis zum Ende stimmig sein. Das Anliegen war eine Sprache, die sich mit unserem Alltagssprechen verbindet.
    Auch dialogische Elemente, wenn abwechselnd gebetet wird, machen ein Gebet lebendiger. Eine größere Auswahl an Hochgebeten hat zur Folge, dass viel mehr konkrete Situationen präsent sein können. Dadurch entsteht ein engerer Bezug zur Heilsgeschichte und zum Leben der Menschen.
  • Jokesch: Es wird oft ein Gegensatz behauptet zwischen Aktualität und Zeitlosigkeit bzw. Heiligkeit und Banalität.
  • Heinze: Ich glaube, dass sich im Beten beides begegnet. Es soll sich Aktualität zeigen, aber es soll immer auch der Impuls enthalten sein, der darüber hinaus führt. Das meiste im Leben ist eben banal. Und das ist auch gut so. Das alltägliche Leben ist meistens kein Hype, sondern Arbeit. Für eine Familie mit Kindern ist es eine ständige Herausforderung, den Alltag zu bewältigen. Liturgie soll eine berührbare und verstehbare Verbindung schaffen, um das Heilige im Banalen zu entdecken.
  • Jokesch: Ein wichtiger Punkt ist für mich, dass die Sprache als solche Qualität hat. Liturgische Gebete sollen kein spontaner verbaler Wasserfall sein, aber auch keine komplexen theologischen Definitionen.
  • Heinze: Sie sollen dicht und verstehbar sein. Man muss darin nicht die ganze Welt erklären, sondern kurz und knackig, in einer klaren Sprache, auf den Punkt bringen, was dieses Gebet aussagen will. Ich merke, dass mir das Formulieren von Gebeten auch selber hilft, Klarheit zu finden, einen Gedanken zusammenzufassen: Was ist für diese Situation die zentrale Aussage?
  • Jokesch: Wie gehst Du damit um, wenn im Messbuch eine Formulierung steht, mit der Du Dir selbst schwer tust, die nicht in Dein Gottesbild passt oder Dich nicht anspricht?
  • Heinze: Entweder ich lasse sie weg, bilde einen anderen Halbsatz oder ich suche ein ganz anderes Gebet. Es gibt ja im Messbuch zahlreiche Gebete, die wirklich schön sind. Aber es gibt auch solche, die großes Gewicht auf Sünde, Sühne und Buße legen. Darin wird eine Theologie vermittelt, in der ich mich selbst nicht wiederfinde. Wir müssen hier Sprachbilder finden, die der heutigen Theologie und dem heutigen Menschenbild entsprechen. Der Himmel ist nicht oben und die Hölle nicht unten. Das sind Sprachbilder, die etwas aussagen wollen. Und diese Aussage ist in ein heutiges Verständnis zu bringen.
  • Jokesch: Womit ich mir schwertue, sind Formulierungen, die stark jenseitsbezogen sind. Etwa: „… damit wir das ewige Leben erlangen“. Wenn Jesus vom Himmelreich gesprochen hat, dann hat er, glaube ich, nie das Jenseits im Blick gehabt, sondern wie das Leben hier in der Welt himmlisch werden kann. Davon sollten auch unsere Gebete eher sprechen, dass wir jetzt, im Diesseits, zu einem erfüllten Leben finden.
  • Heinze: Jesus hat ja selbst viele Bilder entwickelt und seine Botschaft in die Sprache jener Menschen gekleidet, mit denen er gerade zu tun gehabt hat. Daher glaube ich, dass sich liturgische Gebete auch entwickeln dürfen. Es geht darum, das Empfinden, die Sprache, das Denken der Menschen zu treffen. Da muss ich zunächst schauen: Wo bin ich? Bin ich im Kindergarten oder im Altenheim? Bin ich in einem Intellektuellen-Club oder bei jungen Leuten? Die verstehen jeweils andere Bilder, und ja, diese sollten vor allem das Leben im Hier und Jetzt deuten und verstehen helfen.
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. Sascha Heinze ist Pallottinerpater und war von 2017 bis Juni 2024 als Seelsorger, Priester und Mitglied des Leitungsteams im „Haus der Stille“ tätig.  | Foto: Neuhold
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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