Aktion Famililenfasttag
Hüterinnen dieser Erde

- Wurden gestärkt und stärken weiter: Dank Spendengelder der Katholischen Frauenbewegung (kfb) wurden Waldina, Aida und Inés (v.l.n.r.) geschult. Heute bilden sie in Kursen Ehrenamtliche weiter und sind aktiv gegen die Zerstörung ihrer Heimat durch gewinnsüchtige Firmen und Konzerne. Zusammen repräsentieren diese drei Führungspersönlichkeiten die Stärke und Widerstandsfähigkeit der indigenen Frauen in Kolumbien. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Verteidigung ihrer Rechte, den Schutz der Umwelt und die Stärkung ihrer Gemeinden ist eine Inspiration für alle, die sich für eine gerechtere und ausgewogenere Welt einsetzen.
- Foto: Doinmedia KFB
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Klimawandel und Profitgier verursachen in vielen Ländern Armut.
In Kolumbien treten Frauen mutig dagegen auf.
Ein Fluss, der keinen Tropfen Wasser führt. Ein Wald, der nur aus Baumstümpfen besteht. Ein Feld, das – mehr verbrannt als grün – an eine Feuersbrunst erinnert:
Wenn Inés, Aida und Waldina durch die Gebiete ihrer Kindheit streifen, leiden sie mit Mutter Erde. „Wir sagen, dass die Frauen und das Land ein und dasselbe sind“, erzählt Aida. „Wenn unser Land geschädigt wird, dann leiden auch wir.“ Seit 2003 ist Aida Jacanamejoy Miticanoy oberste Beamtin in der Gemeinde Villagarzón mit ihren knapp 22.000 EinwohnerInnen. Hier, im äußersten Südwesten Kolumbiens, werden hauptsächlich Bananen, Reis, Mais oder Zuckerrohr angebaut. Außerdem ist die Region mit Namen Putumayo reich an Bodenschätzen, es wird Erdöl gefördert und es gibt Gold- und Silberbergwerke. Doch was nach einem ertragreichen Leben für zufriedene und arbeitssame Menschen klingt, entbehrt vielerorts jeder Idylle.
Profitgier national und international
Wir schreiben das Jahr 2002. Die Ölförderfirma Ecopetrol war gerade in das Gebiet gekommen und begann mit der Besetzung der Gemeinde Villagarzón. Das Ziel des kolumbianischen Öl-, Gas- und Kohle-Unternehmens sei damals gewesen, den VertreterInnen in den Gebieten der angestammten Bevölkerung Ölförder-Nutzungsverträge abzuringen, erzählt Aida. „Sie versuchten, uns zur Unterschrift zu bewegen, aber ich weigerte mich“, erzählt sie. „Acht Tage lang sagten sie mir immer wieder ‚Das ist eine Hilfe für die Gemeinde!‘ Aber ich entgegnete: ‚Nein, es ist eine vorübergehende Hilfe.‘ Sie werden uns etwas geben, doch wer wird für die Zerstörung bezahlen, die sie verursachen? Das ist kein Gewinn. ‚Ich werde nicht unterschreiben, und meine Gemeinde auch nicht.‘“
Gestärkt werden und selber stärken
Schauplatzwechsel. In Santiago, weiter südlich in Putumayo, ist Inés Narváez
Jacanamijoy aktiv. „Ich gehöre zu den Hüterinnen des Wassers“, erzählt die Frau im roten Oberteil. Sie trägt das lange, dunkle Haar offen und lächelt freundlich. „In meiner Arbeit mit Frauen geht es darum, sich zu versammeln und gemeinsam zu lernen, damit jede von uns ihre Rechte kennt, sich selbst liebt und sich wertschätzt.“
Dass Inés um ihre Stärke weiß, dafür zeichnet SERCOLDES mitverantwortlich. Die seit 1972 tätige Organisation startete 2012 ein Projekt zur Förderung und Forderung der Menschenrechte. Dabei sei es gelungen, Frauenrechte, Führungsqualitäten und das Empowerment, also die Selbstermächtigung von Frauen im Südwesten Kolumbiens zu särken, erzählt Angela Patricia Montoya. „All dies ist der Katholischen Frauenbewegung Österreichs zu verdanken“, so die Projektkoordinatorin weiter. Seit 2023 hat sich das Projekt auf Putumayo, aber auch nach Valla, Cauca und Nariño ausgeweitet, um eine andere Zukunft für die Frauen im Land aufzubauen.
Morde an UmweltschützerInnen
Energie und Selbstbewusstsein brauchen viele in Kolumbien vor allem, weil neben ausländischen Firmen auch internationale Konzerne das Land ausbeuten und dabei Menschen vertreiben. Die wichtigsten Exportgüter wie Erdöl, Steinkohle, Nickel sowie Agrarprodukte wie Kaffee, Blumen, Bananen und Palmöl sind oft in Regenwäldern zu finden oder in anderen, für die ursprünglichen EinwohnerInnen (Indigene) und für Biodiversität wichtigen Gebiete. Der Rohstoffabbau führt oft zu Konflikten um Gebiete (Landkonflikte), zur Verletzung von Menschenrechten und der Zerstörung der Lebensräume der Indigenen und der Natur. Noch vor Brasilien gilt Kolumbien laut Bericht der Nichtregierungsorganisation (NGO) Global Witness Report von 2024, weltweit als das gefährlichste Land für UmweltschützerInnen. 92 Morde an AktivistInnen und VerteidigerInnen von Menschenrechten registrierte die kolumbianische Ombudsstelle für Menschenrechte allein im ersten Halbjahr 2023. Verantwortlich dafür sind oft die wirtschaftlichen Interessen des Landes und reichere Länder Nordamerikas oder Europas (Globaler Norden).
Frauen stärker betroffen
Weil sie für die Versorgung der Familien zuständig sind, bekämen in Kolumbien vor allem Frauen die Auswirkungen der Umweltkrise stark zu spüren, erzählt Angela Patricia Montoya vom Projekt SERCOLDES. „Solange der Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Öl von den Ländern des Globalen Nordens weiter gefördert wird, wird dieses Problem weiter wachsen“, sagt sie. Das bestätigt auch Waldina Muñoz Martínez. Die verheiratete Frau, fünffache Mutter und Lehrerin mit einem Abschluss in Ethnopädagogik musste selbst mit ihrer Familie flüchten und ist bekannt für ihre Schulungen. „Als indigene Frauen sind wir ein aktiver Teil unseres Territoriums“, sagt sie. „Wir wollen anfangen, Unterstützung anzubieten, weil Mutter Erde so viel Gewalt angetan wird. Ziel ist es, dass wir uns alle auf nationaler und internationaler Ebene Gehör verschaffen, wie es in der Enzyklika des Papstes zum Ausdruck kommt. Die Enzyklika (Laudato Sí, Anm. d. Red.)ist ein Schrei und ein Aufruf der ganzen Welt, an die ganze Welt, sich um unsere Mutter Erde zu kümmern. Und diese Beziehung spüren auch wir Frauen. Es ist die gleiche Beziehung zwischen unseren Körpern und unserem gemeinsamen Haus, in dem das Leben geboren wird, in dem das Leben weiterwächst, in dem Einheit und Respekt gedeihen, so die Lehrerin Waldina.
Wissen, Mut und Unterstützung
Aufgrund von Zusammenstößen zwischen bewaffneten Gruppen wurden die BewohnerInnen in Aidas Gemeinde 2003 aus der Region vertrieben. Heute erhöht die Klimakrise das Risiko neuer Auseinandersetzungen. Bewaffnete Gruppen kehren in das Gebiet zurück, um an Ressourcen zu gelangen. „Seit kurzem können wir sie wieder sehen“, sagt Aida, mit Blick auf die Perlen an der bunten Kette um ihren Hals. Vor 500 Jahren brachten Seefahrer und Eroberer den indigenen Völkern Lateinamerikas vermeintliche Geschenke und raubten im Gegenzug Unmengen an Gold oder Silber. Dass Ausbeutung heute nicht mehr geschieht, dafür sorgen geschulte und selbstbewusste Menschen und Frauen wie die „Hüterinnen“ Aida, Waldina und Inés.
Anna Maria Steiner
Kolumbien war ursprünglich von einer Vielzahl indigener Völker bewohnt. Ab 1510 wurde es von Europäern besiedelt und von Spanien kolonialisiert. Seit Mitte des 20. Jh. gibt es vermehrt bewaffnete Konflikte.
Das Land grenzt an den Pazifik und das Karibische Meer sowie an die Länder Panama, Venezuela, Brasilien, Peru und Ecuador. Mit seinen 1,14 Mio Quadratkilometern ist Kolumbien etwa dreimal so groß wie Deutschland.
Der Name „Kolumbien“ geht übrigens zurück auf den Seefahrer Christoph Kolumbus (1451–1506). Seine Reisen hatten die dauerhafte Kolonisierung und Besiedlung des amerikanischen Doppelkontinents durch Menschen aus Europa und aus anderen Kontinenten zur Folge.
(Quelle: Wikipedia)
◉ Unter spenden.teilen.at können Sie Frauen und ihre Familien in Kolumbien im Kampf gegen Armut und Umweltzerstörung unterstützen.

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Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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