Weltgebetswoche
Stern der Einheit
Zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen von 18. bis 25. Jänner.
Ihr Treffpunkt ist der Mensch gewordene Gottessohn. Bis dorthin war es ein langer Weg, bei dem sie durch einen Stern geführt wurden. Die Weisen aus dem Morgenland werden auf Bildern meist zu dritt und als Könige dargestellt. Manchmal vertreten sie in der Darstellung drei verschiedene Lebensalter. Oft repräsentieren sie durch ihre Hautfarbe drei Kontinente. Immer bringen sie ihre Gaben mit zum göttlichen Kind, dem sie gemeinsam anbetend huldigen.
Vielleicht könnten wir die Weisen auch einmal darstellen als Vertreter verschiedener christlicher Kirchen. Ihr gemeinsames Zeugnis „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ wurde heuer zum Motto der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen gewählt. Der Weg zur größeren Einheit der Christen ist längst beschritten. Der Stern ökumenischer Sehnsucht ist aufgegangen, wird aber immer wieder auch aus den Augen verloren. Der Weg ist immer noch weit. Treffpunkt kann nur Christus sein, um die Einheit zu erreichen. Und alle Kirchen, katholische, reformatorische und östliche, bringen einen Reichtum an Gaben mit. Gaben, die sie gegenseitig schätzen und teilen können.
Von 18. bis 25. Jänner wird weltweit um die Einheit der Christen gebetet. Das kann durch eigene ökumenische Gottesdienste, besondere Veranstaltungen, gegenseitige Einladungen (etwa zur Predigt) geschehen oder durch die gemeinsame Fürbitte im eigenen Gottesdienst wie auch durch das persönliche Gebet. Das Zeugnis konfessionell gemischter Familien oder manche gute ökumenische Praxis in Schulen ist eine bedeutsame Ermutigung für den Weg.
Der Satz „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ hat einst den König Herodes in Angst und Schrecken versetzt. Heute könnte mehr gemeinsames Zeugnis der Christinnen und Christen die Welt aufrütteln – eine Welt, die Gott bekämpft oder vergisst, die Religion aus der Welt schaffen oder aber für jeweils eigene Interessen missbrauchen will.
Der Rat der Kirchen im Nahen Osten mit Sitz in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat heuer Vorschläge für das Feiern in der Gebetswoche eingebracht. Dort leben Christinnen und Christen unter besonderer politischer und religiöser Brisanz. Die Reflexionen gehen der Frage nach, „wie Christinnen und Christen dazu aufgerufen sind, für die ganze Welt ein Zeichen der Einheit zu sein, die Gott uns bringt“, heißt es dazu in einer Aussendung des Weltkirchenrates. Menschen christlichen Glaubens aus verschiedenen Kulturen, Ethnien und Sprachen suchten gemeinsam nach Christus und hätten den gemeinsamen Wunsch, zu ihm zu beten. Das Gedenken gilt auch den verfolgten Christinnen und Christen, den Geflüchteten und Leidenden in jeder Form. Mit Kollekten werden auch Projekte dafür unterstützt.
Ob und wie die Weltgebetswoche vor Ort begangen wird, ist den Ankündigungen in den Seelsorgeräumen und Pfarren zu entnehmen. Musste man im Vorjahr vieles in den Online-Bereich verlegen, wird heuer wieder auf Präsenzveranstaltungen gehofft.
Spaltung und Trennung sind ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Christenheit. Doch der Stern der Einheit leuchtet. Wird sie ihm folgen?
Herbert Messner
Mehrfache Brücke
Im Nahen Osten sind die Christen besonders herausgefordert.
Vorschläge zur Gestaltung der Gebetswoche für die Einheit der Christen wurden heuer erstellt vom „Rat der Kirchen im Nahen Osten“. In ihm arbeiten christliche Kirchen zusammen, um gemeinsam den christlichen Glauben in jener Region zu bezeugen, in der Christus geboren wurde, lebte, starb, begraben wurde und von den Toten auferstand. Der Rat will eine Brücke sein zwischen den Kirchen, zwischen Christen und anderen Religionen, vor allem Muslimen, und zwischen dem Nahen Osten und dem Rest der christlichen Welt.
Große Herausforderungen betreffen die Christen in dieser Region. Die größte ist die Frage nach der christlichen Präsenz, denn Konflikte und Unruhen haben zu einer Auswanderung vieler Christen geführt und ihre Zahl vor Ort auf tragische Weise verringert. Trotzdem geben die Christen durch ihr Leben und ihre Spiritualität ein wichtiges Zeugnis.
Grundsätzlich leidet die Region unter militärischen Konflikten, geschwächten wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, erzwungenen demografischen Veränderungen, Vernachlässigung von Wertesystemen und manchem Zusammenbruch von Regierungsapparaten. Maßnahmen westlicher Länder im Nahen Osten beruhen oft auf einer unzureichenden Wahrnehmung dessen, was der Osten braucht, und berücksichtigen auch die Perspektive der Christen nicht.
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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