Gott im Klimaschutz

Martina Bär leitet am Institut für Systematische Theologie und Liturgiewissenschaft der Grazer Theologischen Fakultät den Fachbereich Fundamentaltheologie. Zur Antrittsvorlesung im Universitätszentrum Theologie stellte sich Forschungsdekan Peter Ebenbauer mit einem bunten Blumenstrauß ein. | Foto: Handl-Prutsch
  • Martina Bär leitet am Institut für Systematische Theologie und Liturgiewissenschaft der Grazer Theologischen Fakultät den Fachbereich Fundamentaltheologie. Zur Antrittsvorlesung im Universitätszentrum Theologie stellte sich Forschungsdekan Peter Ebenbauer mit einem bunten Blumenstrauß ein.
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Gott allgegenwärtig? Über den Raum Gottes in der Klimakrise dachte die Fundamentaltheologin Martina Bär bei ihrer Antrittsvorlesung nach.

Weniger zögerlich sollten die christlichen Kirchen in Fragen des Klimaschutzes agieren, sondern deutlicher ihre Stimme erheben. Das wünscht sich die Fundamentaltheologin Martina Bär, die seit April 2022 dieses Fach an der Grazer Theologischen Fakultät lehrt. Ihre offizielle Antrittsvorlesung am 17. Mai 2023 widmete sie dem Nachdenken über den Raum Gottes in Zeiten der Klimakrise. Gerade weil sie ihr Fach als „exoterisch“ versteht, sind ihr theologische Themen mit Weltbezug wichtig.

Mit einem Bild von den Folgen einer Hitzewelle in Spanien stellte sie die Klimakrise als Herausforderung ersten Ranges vor Augen. Sie spricht lieber von Klimakrise. Klimawandel könnte verharmlosend klingen. In Bewegungen wie „Fridays for Future“ sieht sie hoffnungsvolle Aufbrüche, in denen die Kirche die vom II. Vatikanischen Konzil angesprochenen „Zeichen der Zeit“ erkennen kann. Darüber hinaus sieht sie in der Klimabewegung einen Ort, wo Gott erfahrbar sein kann, einen sogenannten „locus theologicus“. Die Kirche habe die Aufgabe, sozialprophetisch aufzutreten, auch kritisch, wo ein Zeitgeist dem Heilswillen Gottes widerspricht. In diesem Sinne könnte sich die Kirche etwa gegenüber den Methoden der Letzten Generation so äußern, dass das Anliegen dahinter berechtigt ist, auch wenn die Methoden in der breiten Gesellschaft kontraproduktiv wirken können.

Die von ihr festgestellte Zögerlichkeit der Kirche im Eintreten für das Klimaschutzanliegen versuchte die Theologin mit einem Blick auf die Philosophie zu begründen. Noch bei Thomas von Aquin (1225–1274) wurde die Allgegenwart Gottes mit seiner Unendlichkeit begründet. Später kamen andere Konzepte für den Raum, auch für den Raum Gottes. Der Schöpfungsraum wurde profanisiert und säkularisiert, seiner spirituellen Bedeutung entleert. Die Welt wurde weniger als lebendiger Organismus mit einer Seele gesehen, sondern als bloßer Raum technischer Verfügung.

Ausgehend vom Philosophen Friedrich Schelling (1774–1854), suchte Bär einen neuen Raumbegriff. Ein neues Verständnis von der „Mutter Erde“ etwa könnte diese als schützenswerten Eigenwert hervortreten lassen. Gott wäre ein dynamisches Prinzip dahinter, der gerade in Aufbrüchen zum Schutz der Erde erfahrbar wird.
Martina Bär stammt aus dem Allgäu. Sie studierte in Tübingen und Madrid, wirkte in Erfurt und in der Schweiz und auch in Südamerika. Zu den Themen ihrer gegenwartsrelevanten Theologie gehören, so Forschungsdekan Peter Ebenbauer, Fragen des Menschseins, Sinn und Glück, Frauen- und Geschlechterforschung, die Gottesfrage in heutigen Stadtgesellschaften oder Kunst und Medien. Begleitet wurde die Theologin bei ihrer Antrittsvorlesung auch von ihrem Gatten und ihrem kleinen Sohn Cosimo. Mit irischer Musik gab die Gruppe Scotch&Friends der Veranstaltung einen besonderen Akzent.

Dekan Pablo Argárate freute sich über die Kraft des Neuen an der Grazer Theologischen Fakultät, die doch im letzten Jahr durch acht neue Professorinnen und Professoren bereichert wurde. Weitere Antrittsvorlesungen werden also folgen.

Herbert Messner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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