23. Sonntag im Jahreskreis | 8. September 2024

Meditation

Überraschendes Grün

Hiob erfährt tiefstes Leid. Er hat Besitz und Kinder verloren und ist mit Krankheit geschlagen worden. Aufs Schärfste klagt er Gott an. Doch dieser antwortet ganz lang nicht. Als er schließlich redet, spricht er zu Hiob über seine Schöpfung. Sagt unter anderem, dass er auch für die Tiere sorgt, die fern der Menschen leben. Zum Beispiel für den Wildesel:

„Wer hat den Wildesel freigelassen, wer hat ihm seine Fesseln gelöst? Ich gab ihm die Steppe zur Behausung und das salzige Land zur Wohnung. Er lacht über das Lärmen der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht. In den Bergen sucht er seine Weide, und allem, was grün ist, spürt er nach.“
(Hiob 39,5–8, Zürcher Bibel)

Wildesel lassen sich nicht als Haustiere zähmen. Sie verweigern sich einer für den Menschen nützlichen Ordnung. Und Gott sagt: „Das habe ich so gewollt. Ich habe ihn freigelassen. Ich habe ihm die Steppe als Haus gegeben. Dort, wo du, Hiob, dir nicht vorstellen kannst zu leben, dort findet er Grünes.“
Vielleicht fühlt Hiob, fühlst du dich nach Schicksalsschlägen wie Wildesel, die in lebensfeindlichen Landstrichen nach Grünem suchen? Mich hat es tief berührt, dass Gott die Wildesel und auch mich Grün und damit Überleben und Hoffnung in der trockenen Steppe finden lässt.

Wie sehen meine Steppenlandschaften aus?
Erfahre ich meine Kraft in der
Steppe, so wie der Wildesel seine Kraft kennt und spürt?
Spüre ich in der Steppe Grünes auf? Wenn ja: Worin besteht es?

Ein Impuls von Herbert Kumpf,
Schuldekan i. R., ehrenamtlich tätig für Kirche und Tourismus in der Ortenau. Herbert.Kumpf@kbz.ekiba.de
Aus: Impulse für die Schöpfungszeit,
ekifrei.de/schoepfung