26. Sonntag im Jahreskreis | 1. Oktober 2023

Meditation

Der erste Schritt

Was ich am schwersten geben kann, muss ich als Erstes geben: vergeben. Immer wieder aufs Neue vergeben. Wenn ich aufhöre zu vergeben, steht sofort eine Mauer da. Und eine Mauer ist der Anfang von einem Gefängnis.

Es gibt so günstige Gelegenheiten, Frieden zu schließen, Streit auszuräumen. Ich habe so oft Gelegenheit, ein Geschenk zu machen, ein Kärtchen zu schicken, jemanden einzuladen zum Zeichen, dass ich ihm wieder gut sein möchte.

Wenn der erste Schritt – der schwerste – gemacht ist, wird der Rest ein Fest. In der Vergebung schließen sich die Wunden, und die Liebe blüht auf.

Wenn wir daran denken, was Menschen alles mit Menschen machen, was Menschen alles mitmachen, was Menschen voneinander zu ertragen haben, dann gibt es keinen anderen Weg zum Frieden als Vergebung.
Jedes Wort und jede Geste, die Vergebung schenkt, trägt zum Frieden unter Menschen bei.

Menschen denken anders, handeln anders, empfinden anders, sprechen anders.
Nimm es hin, dass andere anders sind.
Sei vorsichtig mit deinen Reden.

Worte sind mächtige Waffen, die viel Unheil stiften können.
Worte, die voll sind von Nörgelei, von Hass und von dem Ziel, andere fertigzumachen, bringen Menschen auseinander. Sie stiften Unfrieden und führen zu Gewalt.

Ein hartes Wort, ein scharfes Wort – das kann tief verletzen und im Herzen lange weh tun und Narben hinterlassen.

Wo Worte zu Waffen werden, stehen sich Feinde gegenüber.
Worte, die voll sind von der Kraft der Liebe, bringen Menschen zusammen. Sie lösen Freude aus, sie machen Menschen neu und schaffen eine bessere Welt.

Ein Wort, das eindringt ins Herz, verändert das Herz. Ein Wort im richtigen Augenblick ist wie Brot zum Überleben.
Worte können Licht sein, versöhnen, einander näher bringen, Frieden stiften.

Phil Bosmans,
in: Lebensfreude.
Worte, die stark machen,
Herder