Meditation

Foto: Schaller-Pressler

Geheimzeichen Anker

Maritime Motive erfreuen sich großer Beliebtheit. Wussten Sie, dass der Anker auch ein geheimes Erkennungszeichen der ersten Christen war? Der Hebräerbrief (Hebr 6,18–20) bezeichnet die Hoffnung, die Gott uns darbietet, als „sicheren und festen Anker der Seele“, der bereits hineinreicht in das Reich Gottes. Daher wurde der Anker zum Sinnbild der Beständigkeit im Glauben und der Hoffnung auf die Auferstehung. In der Zeit der römischen Christenverfolgungen wurde der Anker seit dem 3. Jahrhundert wie der Fisch, das Schiff und die Taube zum Geheimzeichen der Christen und fand sich auf Gemmen (Schmuck- und Edelsteinen), Ringen, Sarkophagen und in der Katakombenmalerei. Eine Querstange im Anker verstärkte dabei die Kreuzessymbolik.

Es gilt die Vermutung, dass die Griechen diesen mehrarmig gekrümmten Eisenhaken ankyra (von „ank“ für „biegen, krümmen)“ erfunden hatten und die Germanen, die zuvor schwere Steine zum Festmachen der Schiffe gebrauchten, diese Neuerung samt der römischen Bezeichnung „ancora“ über-
nahmen.

Auch das berühmte Motiv aus Herz, Kreuz und Anker, das Seefahrer seit Jahrhunderten in alle Winkel der Erde und Meere begleitet, hat seinen Ursprung in der Bibel. Das sogenannte „Seemannsgrab“ vereint die drei christlichen Tugenden, auf die der Apostel Paulus hinweist: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1 Kor 13,13).

Auf hoher See symbolisierte das Herz die Liebe zu den daheim Wartenden, der Anker stand für die Hoffnung auf ein Wiedersehen und das Kreuz für den Glauben, auf der oft gefahrvollen Reise beschützt zu sein, und das Vertrauen, wohlbehalten heimzukehren. In der Mesnergasse bei der Grazer Stadtpfarrkirche finden sich große Skulpturen, die diese Tugenden – Glaube (Kreuz), Liebe (Herz) und Hoffnung (Anker) – anschaulich machen.
Vielleicht mag uns ein Anker in Hinkunft besonders daran erinnern, dass wir mit unserem ganzen Leben in Stürmen, aber auch in windstillen Zeiten unseren tiefsten, starken Halt in Gott finden.

Gertraud Schaller-Pressler
www.kath-kirche-graz.at/ankerplatz – siehe Seite 7

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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