4. Sonntag der Osterzeit | 25. April 2021
Meditation

Foto: Archiv

Eines Tages, als die Mönche beim Bau eines neuen Klosters waren, wollten sie einen großen Stein aufheben. Da er ihnen zu schwer war, holten sie noch andere Männer herbei, die ihnen helfen sollten. Aber mit aller Anstrengung vermochten sie den Stein nicht aufzuheben. Das ist ja, so sagten sie, als säße der Teufel darauf!
Der Abt Benedikt kam vorbei und sah, wie sie sich vergebens abquälten. Er trat hinzu und machte ein Segenszeichen über den Stein und über die Männer. Und siehe da, im gleichen Augenblick war es, als ob ein dunkler Schatten von dem Stein weghuschte. Die Männer hoben den Stein auf und trugen ihn mit Leichtigkeit.
Wir denken: Schön wär’s, wenn es immer so leicht ginge! Aber manchmal geht es deshalb nicht so leicht, weil wir es uns zu schwer machen. Haben wir denn noch nie erfahren, dass es so gehen kann, wie die Legende erzählt?
Da stehen wir vor einer Arbeit, es will und will nicht weitergehen. Als wenn der Teufel drinsäße, sagen wir. Wir strengen uns an, mit allen Kräften angespannt – die Sache rührt sich nicht von der Stelle. Mit finsterem Gesicht quälen wir uns ab, bedrückt von der Last, die vor uns liegt, möchten daran verzweifeln – es geht einfach nicht weiter! Und möglicherweise ist da neben uns ein anderer, der hat die gleiche Arbeit zu tun wie wir, und wir sehen, dass er sie fast mit leichter Hand löst und davonträgt. Wie macht er das nur?
Ob der Segen, den Benedikt über den Stein gibt, uns sagen will: Geh doch einmal von einer anderen Kraftquelle aus als von deiner verbissenen Anstrengung! Stell dich doch zuerst einmal auf jenen Vertrauensgrund, der trägt und der Wurzelkraft hergibt! Vielleicht strömt dir etwas zu, was du mit aller Anstrengung nicht machen kannst.
Einmal habe ich ein Wort bei dem Dichter Richard Dehmel gelesen, das ist wie eine schöne Auslegung, wie ein Schlüsselwort zu unserer Legende: „Nichts ist schwer, sind wir nur leicht!“
Nichts ist schwer, sind wir nur gelöst, gelassen, vertrauend, durchlässig! Gehalten von innen, aus der Mitte, die wir nicht gemacht haben, sondern die als Geschenk in uns gelegt ist, die wir nur zulassen können. Im Letzten aus der Mitte, die Jesus seinen himmlischen Vater nennt. Wenn wir, wie Benedikt in dieser Legende, unseren Schwerpunkt in Gott haben, ist nichts mehr todesschwer.

aus: johannes bours, nehmt gottes melodie in euch auf, herder

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ