1. Fastensonntag | 21. Februar 2021
Meditation
GOTT.VOLL
Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt ist Gottes so voll.
Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen.
Wir aber sind oft blind. Wir bleiben in den schönen und bösen Stunden hängen und erleben sie nicht durch bis an den Brunnenpunkt, an dem sie aus Gott herausströmen.
Das gilt für alles Schöne und auch für das Elend. In allem will Gott Begegnung feiern und will die anbetende, hingebende Antwort.
Die Kunst und der Auftrag ist nur dieser, aus diesen Einsichten und Gnaden dauerndes Bewusstsein und dauernde Haltung zu machen und werden zu lassen.
Dann wird das Leben frei in der Freiheit, die wir immer gesucht haben.
Alfred Delp, Sj.
MENSCHEN.LEER
Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Straßen sind menschenleer.
Die Türen verschlossen. Busse schlängeln sich durchsichtig und leise an den Häusern vorbei, als wollten sie nicht auffallen.
Nur nicht stören den Frieden, der sich über unsere Welt gelegt hat, den Angst-Frieden.
Menschen werden leer, hungern nach Sinn-Nahrung. Hoffnung vertrocknet.
Die Sehnsucht erinnert sich: Es gab Feste, Umarmung, Glück, Sicherheit. Der verstummte Mund singt noch im Gestern.
Unvorbereitete Wüste: Lange 40 Tage, die nicht mehr heimfinden …
Wo bist Du, der Du dein Volk aus der Wüste ins Gelobte Land führtest?
Wo ist der Brunnen, aus dem DU herausquillst und wir Dich entdecken können?
Das diözesane Motto für die Fasten- und Osterzeit 2021 „Einsetzen – Aufleben“ bringt zum Ausdruck: In dieser Zeit der Unsicherheit können wir in unserem jeweiligen kleinen Umfeld Hoffnung einsetzen wie ein Samenkorn – uns selbst einsetzen füreinander, doch Gott ist es, der die Wüste zum Blühen bringen kann und ein Aufleben möglich macht. Die Fastenzeit gibt uns Zeit für das Wunder der Auferstehung. Der Weg beginnt in der Wüste, wo kaum etwas wächst.
In der Wüstenerfahrung der Gefangenschaft und im Angesicht seiner Hinrichtung beschreibt der Jesuit Alfred Delp (siehe Text oben) seine tiefe Erkenntnis, dass die Welt Gottes so voll ist. Im Schönen und im Elend will Gott Begegnung feiern. Wo ist wohl dieser Brunnenpunkt der Gotteserkenntnis?
Wo kann ich im Schweren meines Alltags Gott erkennen? Was hilft mir, zuversichtlich zu bleiben?
Vielleicht möchte ich darüber mit jemandem reden …
Marlies Prettenthaler-Heckel
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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