3. Adventsonntag | 15. Dezember 2024
Kommentar
Radikal bei sich selbst beginnen
Wenn die Unzufriedenheit und Frustration bei den Menschen wächst, spielt es meistens den Radikalen und Extremisten im politischen Spektrum in die Karten. So erleben wir es heute in vielen Ländern und auch religiöser Fanatismus befindet sich im Aufwind.
Johannes den Täufer könnten aufgrund seiner asketischen Erscheinung und seines kargen Wüstendaseins auch viele für einen radikalen Fanatiker gehalten haben. Sein mutmaßliches Nahverhältnis zur sektenartigen Gruppe der Essener in Qumran unterstützt diese Vermutung.
Aus dieser Sichtweise überrascht die Botschaft des Täufers, denn sie ist
alles andere als kämpferisch und populistisch. Er prangert zwar leidenschaftlich den Machtmissbrauch und die überhebliche Willkür der Herrschenden an, beschimpft diese als „Schlangenbrut“ und droht mit dem kommenden Gericht.
Doch er ruft nicht zum Umsturz auf, sondern hat eine andere Zielrichtung: Jeder soll bei sich selbst beginnen und selbst die Veränderung vollziehen, die er sich wünscht. Wenn sich jeder um kleine Schritte zu mehr Gerechtigkeit und einem Ausgleich in der Verteilung der Lebensgüter bemüht, dann bekommt die Welt ein anderes Gesicht.
Alfred Jokesch
alfred.jokesch@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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