Rituale
Rituelle Vertreibung
„Exorzismus“ als religiöses Heilungsritual
Auch in der Gegenwartsgesellschaft glauben Menschen an Gott und Teufel. Wirft man einen Blick in die äußerst vielfältige religiöse Gegenwartskultur, so lassen sich hier mannigfache Spielarten und Interpretationen des Übernatürlichen identifizieren.
So hat die Vorstellung von (dämonischer) Besessenheit und Praktiken der Dämonenaustreibung auch im 21. Jahrhundert nichts an Bedeutung verloren. Ganz im Gegenteil, ist vielmehr von einer Rückkehr des Exorzismus die Rede. Aber worum handelt es sich überhaupt bei diesem Heilungsritual?
Der Begriff „Exorzismus“ wird vom griechischen Verb „exorkízein“ („beschwören“) abgeleitet und bezeichnet die rituelle Vertreibung übernatürlicher Wesen, wie Geister, Gött*innen oder Dämon*innen aus menschlichen und tierischen Körpern, Gegenständen oder Orten. Demzufolge stellt Exorzismus ein religiöses Heilungsritual dar, das den Zweck hat, psycho-physisches Leid übernatürlichen Ursprungs zu lindern oder gar zu beseitigen. Es erfüllt damit, wie andere religiöse Heilungspraktiken, eine therapeutische, psychologische oder gar soziale Funktion.
Während des religiösen Heilungsrituals werden von übernatürlichen Wesen besessene Personen oder Tiere, aber auch Gegenstände oder Orte, mit Hilfe eines speziellen Rituals dem Machtbereich der übernatürlichen „Besetzer“ entzogen. Exorzismen zählen zum kultischen Ensemble der meisten religiösen Traditionen.
SYMPOSIUM | TEIL 3
Klare Regeln
Der rituelle Ablauf des Exorzismus ist im Rituale Romanum (1614) geregelt.
Der sogenannte „große Exorzismus“ wird dann durchgeführt, wenn eine dämonische Besessenheit vermutet wird. Als Merkmale der Besessenheit gelten nach dem Rituale Romanum die Kenntnis unbekannter Sprachen, das Wissen um verborgene Sachverhalte und besondere physische Kräfte. In den letzten Jahren ist darüber hinaus eine ganze Bandbreite an Richtlinien und Ratgebern zur Identifikation dämonischer Einflussnahme publiziert worden, die sich der Frage der Art und Weise des dämonischen Einflusses auf den Menschen und deren Bekämpfung widmen.
Im Prozess der Feststellung der Besessenheit sind die Priester zu einer gründlichen Analyse des Sachverhalts unter Einbezug medizinisch-psychologischer Expertise aufgefordert, um physische oder psychische Erkrankung auszuschließen.
Symposium
Rituale. Soziales Band und Fenster zum Sinn
Montag, 28. Oktober 2024,
18 Uhr
Aula der Universität Graz
Dienstag, 29. Oktober 2024, ab 9 Uhr
Franziskanerplatz 14, Graz
franziskaner.uni-graz.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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