Heute von Gott erzählen | Teil 4
Kosten-Nutzen-Rechnung?

Ein Bild Gottes: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie“ (Gen 1,27). | Foto: Grafik: Ivan Steiger
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  • Ein Bild Gottes: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie“ (Gen 1,27).
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Warum es Sinn macht, über Gott nachzudenken Teil 4 mit Bernhard Körner
„Was bringt’s? – Das ist nicht nur die Frage von besonders berechnenden Menschen. Sie prägt unsere Zivilisation.

Angesichts einer Überfülle von Möglichkeiten fragen sich viele, welchen Möglichkeiten sie in einem begrenzten Leben Raum und Zeit geben sollen. Alles wird einem Kalkül unterworfen. So kann es auch mit Religion, Glaube und Spiritualität geschehen. Und schlussendlich auch mit Gott.

Welchen Nutzen bringen Gott und der Glaube an ihn? Es ist nicht leicht, mit dieser Frage richtig umzugehen. Man wird sie nicht einfach als unangemessen zurückweisen können. Denn landauf und landab spricht man – nicht zu Unrecht – von positiven Konsequenzen des Glaubens: Glaube – und du findest im Gericht Gottes Gnade. Glaube – und du findest den Sinn deines Lebens. Unterstütze Menschen im Glauben – und sie werden anständige Menschen und verlässliche Staatsbürger. Das war das Kalkül gerade der aufgeklärten Herrscher der Neuzeit. Und etwas demokratischer wird formuliert: Wenn Christinnen und Christen ihren Glauben wirklich ernst nehmen, dann werden sie sich für eine menschliche Gesellschaft einsetzen.

Nachdenkliche Menschen haben freilich immer wieder gefragt, ob Gott und der Glaube damit nicht unangemessen „funktionalisiert“ werden. Ob Gott damit nicht Mittel zum Zweck, also einem Zweck untergeordnet wird. Ob man mit solchen – auch gut gemeinten – Argumenten Gott und dem Glauben wirklich gerecht wird. Und auf der anderen Seite hat man darauf hingewiesen, dass man manche positiven Effekte, die dem Glauben zugeschrieben werden, auch ohne Glauben erreichen kann. Und dass es sogar menschlich beachtlicher sei, wenn man z. B. auf keinen jenseitigen Lohn hoffen kann.

Die moderne Gesellschaft ist von einer Eigendynamik geprägt, die auf Gott nicht angewiesen ist. Freilich kann und muss man auch darauf hinweisen, dass ein Kosten-Nutzen-Denken Gott nicht gerecht wird. Oder wie es der Dominikaner-Mönch und Mystiker Meister Eckhart († 1358) formuliert hat: Es gebe Menschen, die „wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen, und wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten’s alle jene Leute, die Gott um äußeren Reichturns oder inneren Trostes willen lieben; die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz.“

Und Nachdenkliche werden hinzufügen, dass ein verzweckendes Denken nicht nur Gott, sondern auch dem Menschen nicht gerecht wird. Und es gibt nicht weniges, was für den Menschen zwecklos, aber sinnvoll ist: Musik und andere Formen der Kunst gehören dazu, auch Religion und der Glaube an Gott.

Wie Gott aus dem Blick geraten kann

Einwände gegenüber dem Gottesglauben finden sich in allen Bereichen der Gesellschaft. Wenn man sich fragt, was dafür ausschlaggebend ist, dann zeigt sich, dass nicht nur Argumente, sondern unterschiedliche Gründe genannt werden können. Sie reichen von unhinterfragten Denkvoraussetzungen, von Denkweisen, die als selbstverständlich übernommen werden, bis zu biographischen und emotionalen Prägungen, die die eigene Überzeugung beeinflussen.

Dabei ist aber Vorsicht geraten. Man hat religiösen Menschen manchmal unterstellt, dass ihre Überzeugung weniger durch Argumente als durch emotionale Bedürfnisse wie z. B. die Angst vor dem Tod gestützt werde. Das kann der Fall sein. Aber das sagt – erstens – nichts darüber aus, ob Gott existiert oder nicht. Und – zweitens – kann man zu Recht die Frage stellen, ob nicht auch eine atheistische Überzeugung auf Emotionen zurückgeht. Man sieht sofort, dass es auf dieser Ebene schnell zu unerfreulichen Diskussionen kommen kann, die sich mehr um Personen als um deren Argumente drehen. Aber es soll um Argumente gehen. Und um das, was sich vielleicht unbemerkt in die Argumente eingeschlichen hat. Das aufzuspüren und die Gedanken davon zu reinigen – darum geht es.

Um ein Beispiel zu nennen: Manche sagen, dass sie nicht an Gott glauben können. Auf eine Rückfrage hin präzisieren sie ihre Aussage: Sie können sich Gott nicht vorstellen. Sie können Gott-Vater, wie er in der christlichen Ikonographie dargestellt wird, mit ihrem heutigen Weltbild nicht in Beziehung setzen. Die Auskunft, dass Gott und eine allzu menschliche Vorstellung von ihm unterschieden werden müssen, kann weiterhelfen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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