Anstoß - Fastentraining mit dem Sonntagsblatt | Teil 07
Abseits der Karriere
Was bedeutet Fußball in Ihrem Leben?
Gabriele Eibensteiner: Als Kind habe ich mit meinem Bruder und den Buben im Dorf gern Fußball gespielt, gleich hinter dem Haus auf der Wiese. Damals durften Mädchen nicht zusammen mit Burschen in Mannschaften spielen, also habe ich mich auf Faustball verlegt. Mit 18 musste ich mich entscheiden. Ich habe dann bei Union Kleinmünchen angefangen, zuerst in der Landesliga, dann in der Bundesliga.
Spielen Frauen anders?
Ja, schon. Schon beim Geld fängt es an. Frauen kriegen nichts dafür. Bei den Männern werden Spieler in der zweiten Landesliga teilweise sogar für das Trainieren bezahlt. Bei uns Damen macht ausschließlich der Spaß die Motivation aus. – Aber man kommt viel herum, auch wenn das für meine Situation als Mutter oft nicht einfach ist. Im Team schaut man, dass alle, die motiviert sind, auch eingesetzt werden, nicht nur die, die gerade am besten in Form sind. Es geht menschlicher zu bei uns.
Wie intensiv wird trainiert?
Dreimal in der Woche haben wir am Abend Training, am Wochenende wird dann gespielt. Im Moment bin ich auf Babypause, aber auch nach den beiden Buben habe ich dazwischen immer wieder gespielt.
Was bedeutet Ihnen die Karriere?
Es war nie mein Gedanke, groß Karriere zu machen. Ich wollte einfach spielen. Und im Damenfußball gibt es ja auch nicht so viele Möglichkeiten. Der Fußballbund unternimmt da auch nicht so viel. Da kann es schon passieren, dass die Anmeldung zur Weltmeisterschaft einfach übersehen wird.
Wie bringen Sie Ihr Hobby mit der Familie zusammen?
Hauptsächlich bin ich eigentlich Mutter und Hausfrau. Ich bin wahnsinnig gern daheim mit den Kindern. Zu den Spielen haben wir die Kinder einfach mitgenommen. Mein Mann ist freilich weniger begeistert. Er muss halt an den Wochenenden oft ausrücken – er oder Oma –, um auf die Buben aufzupassen. Aber die Kleinen kennen sich auf den Fußballplätzen inzwischen schon sehr gut aus. Der Verein hat da viel Verständnis. Ich kann zum Beispiel auch zu Hause mit den Männern in Zwettl trainieren. Ich möchte gar nicht zu einem anderen Verein gehen. Das käme mir wie ein Verrat vor.
Siegen und verlieren: Was bedeutet Ihnen das?
Natürlich haben auch wir den Ehrgeiz, zu gewinnen. Wenn wir aber einmal verlieren, ist das keine Katastrophe. Viel mehr wurmt mich, wenn ich mit meiner eigenen Leistung nicht zufrieden bin. Das Ergebnis steht nicht so im Vordergrund. Aber wenn man selbst gut motiviert ist, überträgt sich das auf
andere. Man kann beim Fußball schon lernen, mit Sieg und Niederlage umzugehen. Man kann nicht immer nur gewinnen, nicht immer nur Erste sein. Fußball ist ein Teamsport – und so ist es ja im Leben auch. Es funktioniert nur, wenn man zusammenhilft, nicht jeder für sich allein. Wenn eine den Ball verliert, rennt eben eine andere darum. Das gegenseitige Helfen ist wichtig in diesem Sport.
Hat es Sie geschmerzt, wenn Sie wegen der Kinder unterbrechen mussten?
Nein. Die Familie und die Kinder sind mir sehr wichtig. Das Mama-Sein ist mein Lieblingsberuf. Ich möchte das auch weiter so genießen. Mit drei Kindern, da wird mir bestimmt nicht fad. Später werde ich wieder als Kinderkrankenschwester arbeiten.
Bedeuten Ihnen die Mitspielerinnen auch sonst etwas im Leben?
Die meisten wohnen ja in Linz, und die treffen sich auch außerhalb des Fußballplatzes. Bei mir ist das nicht so leicht möglich. Aber ich verstehe mich sehr gut mit den Spielerinnen und den Trainerinnen. Ich bin im Verein eher die Ausnahme – mit der Familie und den Kindern.
Was bedeutet Ihnen die Kirche?
Ich helfe in unserer Pfarre mit, die Kindergottesdienste vorzubereiten. Bei uns gestalten wir mit den Kindern einen eigenen Wortgottesdienst, dann kommen die Kleinen zu den Erwachsenen dazu. Die Verbindung mit der Pfarre bedeutet mir schon viel. Mit den eigenen Kindern ist mir das noch wichtiger geworden. Am Sonntag in die Kirche zu gehen ist etwas Schönes und Wichtiges für uns. Als ich während meiner Ausbildung zur Krankenschwester in Linz wohnte, war das schwieriger.
Ein harter Sport – und ein Beruf, der Sensibilität erfordert. Wie geht es Ihnen damit?
Für mich ist der Sport ein guter Ausgleich. Als Kinderkrankenschwester kommt man auch viel mit dem Leid in Berührung, mit behinderten Babys zum Beispiel. Ich werde oft gefragt, ob ich da nicht Angst habe, selbst Kinder zu bekommen. Aber ich habe immer mit Kindern im Umkreis gelebt und habe eigentlich keine Angst. Ich kann das ganz gut trennen.
Ende der Serie
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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