APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
40. War Jesus ein „Öko“?

Das griechische Wort oíkos bezeichnet eine „Hausgemeinschaft“ und steht im übertragenen Sinn auch für unser aller „Weltenhaus“, die Erde. Wer ein „Öko“ ist, beschäftigt sich bewusst mit der Umwelt und deren Problemen. Ob sich Jesus aber auch – ganz im Stile der „Letzten Generation“ – friedlich protestierend auf die Straßen gesetzt (bzw. geklebt) hätte, um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft und Politik auf sich und den Klimaschutz zu lenken? – Vielleicht, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall hätte er das wichtige Anliegen verstanden. Verwandte Phänomene der heutigen Klimakrise werden schon im Alten Testament thematisiert und sind Teil des biblischen Weltverständnisses: Ernteausfälle, Dürren, Hitzewellen, schwere Niederschlagsereignisse (z. B. Sintflut) und ähnliche Naturkatastrophen.

Im Psalm 107 wird Gott zugeschrieben, Naturereignisse beeinflussen zu können: „Er macht Ströme zur dürren Wüste, Oasen zum dürstenden Ödland, fruchtbares Land zur salzigen Steppe, wegen der Bosheit [= Rücksichtslosigkeit] seiner Bewohner.“ – Schuld daran ist der Mensch. Er hat sich von Gott, der die Welt sehr gut geschaffen hat (vgl. Schöpfungsbericht, Gen 1,31: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“), abgewandt. Es ist Schöpfungsauftrag des Menschen, den von Gott zur Verfügung gestellten Lebensraum zu schützen und ihn urbar, also nutzbar zu machen: „Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie [wörtlich: setzt euren Fuß auf sie] und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“ (Gen 1,28) Der Mensch wird hier als vernünftiger Verwalter in die Pflicht genommen. Im mythologischen Weltbild greift Gott „von außen“ ein und „straft“ den Menschen, der die Erde ausbeutet und nicht sinnvoll nützt und schützt. So findet man im Buch Ezechiel die Passage: „Ich lasse in meinem Zorn einen Sturmwind losbrechen, in meinem Groll wird ein Wolkenbruch kommen, in meinem Zorn ein verheerender Hagelschlag.“ (Ez 13,13) – Aber muss Gott direkt eingreifen? Es ist wohl bildhafte Rede. Denn man kann auch sagen: Es liegt „in der Natur der Sache“, dass sich die Erde bei schlechtem Umgang selbst „rächt“. Deshalb spüren wir heute Folgen der Klimakrise, die zu einem Großteil vom Menschen verursacht wurde: Wälder brennen, Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Naturkatastrophen und Hitzewellen nehmen zu. – Die Erde schlägt zurück.

Wie gesagt, Jesus kannte diese Problematik. Einerseits stellten Hitze und Trockenheit in einem so niederschlagsarmen Land wie Israel eine Alltäglichkeit dar, andererseits taucht das Thema immer wieder in biblischen Erzählungen auf: So müssen die Brüder Josefs aufgrund einer durch Dürre herbeigeführten Hungerkatastrophe nach Ägypten reisen, um Getreide zu erbitten: „Noch fünf Jahre stehen bevor, in denen man weder pflügen noch ernten wird.“ (Gen 45,6) Auch „zur Zeit Davids herrschte drei Jahre hintereinander eine Hungersnot“ (2 Sam 21,1). Und Jeremia klagt: „Juda ist ausgedörrt […]; sie kommen zu den Zisternen, finden aber kein Wasser […]. Um den Ackerboden voller Risse sind die Bauern besorgt; denn es fiel kein Regen im Land.“ (Jer 14,2–4) – Kein Wunder, dass man Gott auch als „Regenspender“ (Jer 14,22; Ps 147,8) anrief. Wasser war knapp und kostbar.

Deshalb: Ja! Jesus war ein „Öko“. Die Menschen seiner Zeit und seines Landes wussten um die Bedeutung des sorgsamen Umgangs mit knappen Ressourcen. Und so nahm gewiss auch Jesus seine Schöpfungsverantwortung ernst.

Irene Maria Unger

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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