APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
39. War Jesus tierliebend?

Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.“ (Mt 6,26) Diese Worte aus der Bergpredigt zeigen, dass Jesus Tiere aufmerksam beobachtet und daraus Lehren zieht. In diesem Fall: Es ist nicht gut, nur zu arbeiten, um Schätze anzuhäufen, und vor lauter Sorgen darauf zu vergessen zu leben. Es ist besser, Gott zu vertrauen, der auch den Vögeln Nahrung gibt! Ein anderes Mal rät er: „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!“ (Mt 10,16). Ob Jesus selbst Tiere besessen hat? – Eher nicht. Die Eselin, die er für den feierlichen Einzug in Jerusalem braucht, ist jedenfalls nur geborgt. In seinen Predigten und Bildworten hingegen tummeln sich viele Tiere: Esel, Rinder, Schafe, Wölfe, Kamele, Füchse, Schweine, Hunde, Skorpione, Spatzen, Fische, Motten, Mücken usw. Er selbst vergleicht sich einmal mit einer Bruthenne, die ihre Küken zärtlich unter die Flügel nimmt (vgl. Mt 23,37). Da spürt man die Tierliebe des großen Erzählers Jesus.

Hat er auch kranke Tiere geheilt? – Späte Legenden erzählen davon, aber historische Hinweise gibt es dafür nicht. Viele Menschen fragen heute auch, ob Jesus Fleisch gegessen hat. Seine Hauptnahrung war wohl das tägliche Fladenbrot, worum auch im Vaterunser gebetet wird. Und manchmal etwas Fisch dazu. Das war damals das Essen armer Leute. Einige seiner Jünger waren Fischer und lebten von ihrer Arbeit. Gern gegessen wurden damals auch: Linsen, Bohnen, Oliven, Datteln, Nüsse, Trauben, Feigen … Manches gab es nur zu bestimmten Jahreszeiten. Fleisch wurde im Allgemeinen selten gegessen. Asket war Jesus allerdings keiner. Wird er eingeladen, isst er, was man ihm vorsetzt. So rät er es zumindest seinen Jüngern: „Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt.“ (Lk 10,8)

Umstritten ist in der Bibelwissenschaft, ob er beim Abschiedsmahl mit seinen Jüngern in der Nacht vor seinem Tod auch ein Lamm gegessen hat. Das hängt davon ab, ob das letzte Abendmahl eine Pessach-Feier nach strengen jüdischen Regeln war, wozu damals der Verzehr eines Lammes gehörte, oder „nur“ ein feierliches Essen, vielleicht ohne Fleisch, in zeitlicher Nähe zum jüdischen Pessach. Die Jüngerschaft Jesu kam jedenfalls bald zur Überzeugung: Das eigentliche (geistliche!) Osterlamm ist Jesus, nicht ein geschlachtetes Tier. Auch die blutigen Tieropfer im Tempel haben ihre Bedeutung verloren. Denn die Liebe Jesu, nicht das Blut von Stieren und Böcken, bringt Versöhnung mit Gott. Aus religiösen Gründen soll niemand mehr ein Tier töten müssen.

Erinnert sei hier auch an alte christliche Traditionen, um Jesu willen an bestimmten Wochentagen (Freitag und Mittwoch) und in der Fastenzeit auf tierische Nahrung zu verzichten. (Fisch und Meeresfrüchte, in früheren Zeiten keine Luxusspeisen, sondern wichtige Vitaminspender für arme Leute, waren davon ausgenommen.) In vielen Klöstern kam nie Fleisch auf den Tisch. Mit der Zeit verschwand das Verständnis für diesen Verzicht. Aber in den letzten Jahren erfreut sich das Fleischfasten aus ethischen und ökologischen Gründen auch außerhalb von Klöstern und geistlichen Gemeinschaften wieder größerer Beliebtheit.

Karl Veitschegger

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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