Kirchenrenovierung
Ein strahlend neuer Lichtort
Obdach. Altarweihe in der renovierten Pfarrkirche zum heiligen Ägidius.
Schon seit römischer Zeit ist der Obdacher Sattel ein Übergang zwischen Lavanttal und Murtal und bietet früh ein „schützendes Dach“, also ein „Obdach“ auf dem Handelsweg. 1207 wird die Ägidiuskirche erstmals genannt, seit dem 14. Jahrhundert ist sie Pfarrsitz.
Von der romanischen Kirche bleiben der quadratische Chorraum und das Mittelschiff erhalten. Das südliche Schiff und die Sakristei werden im Stil der Spätgotik angebaut, dann die Schiffe mit gotischen Sternrippengewölben versehen. Im 17. Jahrhundert kommt das nördliche Seitenschiff mit barockem Kreuzgratgewölbe und der Orgelempore hinzu, 1760 der barocke Westturm.
Ebenso „gewachsen“ ist die Innenausstattung. So hat sich eine gotische Sitzstatue des hl. Ägidius erhalten, während die beachtenswerten beiden Seitenaltäre mit gedrehten Säulen und Figuren der 14 Nothelfer und 12 Apostel von 1702 stammen und der Hochaltar von 1805. Bemerkenswert sind die zahlreichen Epitaphe von Obdacher Gewerken. 1972 werden ein hölzerner Volksaltar, Ambo und die Kirchenbänke hinzugefügt sowie der Fußboden verändert.
2018 fiel der Beschluss, nach mehr als 40 Jahren den Kirchenraum einer „Auffrischung“ zu unterziehen. Am 19. Dezember 2021, dem 4. Adventsonntag, konnte Bischofsvikar und Grazer Ägydius-Dompfarrer Heinrich Schnuderl die lockdownbedingt verschobene Altarweihe und den Abschluss der Sanierung mit der Pfarrgemeinde feiern.
Hauptaltar und Ambo stellen eine Verbindung zur Region her: Die Steinelemente sind aus einem 1600 kg schweren Findling aus dem Lindatal geschnitten, die offenen Kuben aus dunklem Cortenstahl verweisen auf die Eisengewerkentradition des Ortes. Die Architekten Ute Kloker und Christian Andexer haben die Altarzone zum Mittelschiff erweitert und Kerzenständer, Sessio und Gabentisch passend neu entworfen.
Neu zeigt sich der Kirchenraum durch seine frische, helle Farbgebung und den neuen Fußboden als dünner Plattenbelag über dem Bestand. Die Kirchenbänke sind farblich angeglichen. Gereinigt und vom Staub befreit erstrahlen nunmehr Altäre und Kunstwerke. Neben dem Westeingang ist ein Erinnerungsort für die Täuflinge und Verstorbenen entstanden. Der Opferkerzenort mit Statue der Mariazeller Gnadenmutter in einer ehemaligen Türnische der Nordseite lädt zu Andacht und Gebet ein.
Zu danken ist allen Pfarrverantwortlichen, Architekten, Restauratoren, Diözese und vor allem den Obdacherinnen und Obdachern: Ihr aller Engagement und Zusammenhelfen lassen die alte Ägidiuskirche als neuen Lichtort erstrahlen.
Heimo Kaindl
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.