Kunst
Ein Bild-Botschafter des Christentums

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Zum 10. Todestag des weststeirischen Künstlers Franz Weiß.

Wer durch die Steiermark reist und einmal Franz Weiß erkannt hat, wird überrascht sein von der Vielzahl an Bildstöcken, Marterln, Kirchen und Fassadengestaltungen, die der weststeirische Künstler im öffentlichen Raum hinterlassen hat. Für den sehr bescheiden lebenden, spontanen, kommunikativen und fröhlichen Künstler spielen im Schaffen christliche Themen eine zentrale Rolle. Sie entstammen seiner Frömmigkeit und persönlicher Glaubenserfahrung, die in seiner Kindheit grundgelegt wurden und die ein Fundament seines Lebens und Schaffens gewesen sind.

Zudem gibt es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Interesse und Nachfrage nach religiösen Bildthemen, die ihm ein passables Auskommen ermöglichen. Weder an Themen noch Techniken ist er dabei wählerisch, sodass seine Arbeiten Fresko- und Seccomalereien, Glasfenster, Emailtafeln, Hinterglasbilder, Holzschnitte und Aquarelle sowie Schnitzarbeiten und Altäre umfassen.

Auch Glasfenster fallen in Franz Weißʼ vielfältiges künstlerisches Wirken. Im Bild: Christus Pantokrator – ein Buntglasfenster der Stationskaplanei Autal bei Graz.
 | Foto: Kaindl/DMG
  • Auch Glasfenster fallen in Franz Weißʼ vielfältiges künstlerisches Wirken. Im Bild: Christus Pantokrator – ein Buntglasfenster der Stationskaplanei Autal bei Graz.
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In der ganzen Steiermark. Von seiner Hand entstehen Kirchenportale, wie in Graz-St. Elisabeth, Fastentücher, wie in Kapfenberg-Hl. Familie, die Kirchenfassade in Wettmannstätten, die vollausgestaltete Kapelle Maria Knotenlöserin im Tregistgraben und zahlreiche Bildstöcke (z. B. das Luckerte Kreuz in Mariazell), Marterl, Kriegergedächtnisstätten (z. B. Bärnbach) und Hausfassaden. Viele Holzschnitte und Hinterglasbilder sind in öffentlichen Gebäuden, Pfarrhöfen und unzähligen Privathäusern zu finden.

Inhaltlich orientiert sich Franz Weiß an der traditionellen Ikonografie von Christus-, Marien- und Heiligendarstellungen, denen er seine eigenen Vorstellungen und häufig die heimische Umgebung im Hintergrund aufprägt. Diese Darstellungsweisen sind ebenso typisch für ihn wie auch sein künstlerischer Stil. Weiß bleibt gegenständlich in seinen Darstellungen, erkennbar, figural und damit für viele Menschen „lesbar“. Zugleich aber abstrahiert er, setzt Farben leuchtend und atypisch ein – und kann und will dabei den Einfluss seines Lehrers Rudolf Szyszkowitz nicht verleugnen. Den Menschen verbunden schafft er einen Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne, zwischen Geschichte und Gegenwart.

Hinterlassen hat Franz Weiß mit seinen Arbeiten Bildzeugnisse, die ein meist farbenfrohes Ja zum Leben und seine tiefe Beziehung und Hingabe zum Christentum dokumentieren. Gerade deswegen sind seine Bildbotschaften immer noch für viele Menschen glaubhaft, verständlich und nachvollziehbar. So bringt er Kunst zu den Menschen und Menschen zur Kunst.

Heimo Kaindl

Eine Statue der Thronenden Maria mit Kind schuf der Universalkünstler für die Filialkirche Maria Schutz in Graz-Kalkleiten.
 | Foto: Bacher/DMG
  • Eine Statue der Thronenden Maria mit Kind schuf der Universalkünstler für die Filialkirche Maria Schutz in Graz-Kalkleiten.
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Ein tiefer Glaube prägte viele Werke von Franz Weiß – hier beim Anfertigen eines Holzschnittes. Am 4. Juni 2024 jährte sich sein Todestag zum zehnten Mal. | Foto: Amsüss
  • Ein tiefer Glaube prägte viele Werke von Franz Weiß – hier beim Anfertigen eines Holzschnittes. Am 4. Juni 2024 jährte sich sein Todestag zum zehnten Mal.
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Vorgestellt
Ein Künstler zwischen Tradition und Moderne

Am 4. Juni jährte sich zum zehnten Mal der Todestag des weststeirischen Künstlers Franz Weiß. Geboren am 18. Jänner 1921, wächst er in einfachsten Verhältnissen als fünftes von sieben Kindern der Kleinbauern Vinzenz und Anna Weiß in Södingberg und dann im Tregistgraben bei Voitsberg auf. Neben der Volksschule 1927 bis 1935 arbeitet er als Hüterbub und Milchträger. Die Eltern, der Vater ist auch Tischler, und regionale Künstler erkennen sein Talent. So wird Franz 1938 bis 1948 der Besuch der Kunstgewerbeschule in Graz ermöglicht, unterbrochen vom Militärdienst. In der Meisterklasse für Holz- und Steinbildhauerei ist er Schüler von Wilhelm Gösser und Werner Seidl, nach dem Krieg bei Alexander Silveri. Dann besucht er die Meisterklasse für Malerei bei Rudolf Szyszkowitz. Von 1948 bis 1951 und 1960 bis 1962 ist er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien Schüler von Herbert Boeckl und Albert Paris Gütersloh und schließt 1963 mit dem Diplom zum „Akademischen Maler“ ab.

Fortan ist der bescheiden lebende und überaus fleißige Franz Weiß freischaffend als Bildhauer, Maler und Grafiker tätig. Im Laufe seines Lebens entstehen rund 500 Hinterglasbilder, 400 Holzschnittmotive sowie rund 500 öffentliche Arbeiten großteils mit religiöser Thematik an 246 Orten in Österreich und im Ausland. 2004 wird der gemeinnützige Verein „Freunde Franz Weiß im ImmaWaid-Haus“ in Mariazell gegründet und 2009 das „Prof.-Franz-Weiß-Museum“ in der ehemaligen Volksschule Tregist eröffnet. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen würdigen, ebenso wie Auszeichnungen von Gemeinden, Land und der Republik, sein vielfältiges Schaffen. Am 4. Juni 2014 stirbt Prof. Franz Weiß im Alter von 93 Jahren. Dem bescheidenen und fröhlichen Menschen ist neben der Kunst die Begegnung und Freundschaft mit Menschen wichtig. Seine sakralen Werke erfreuen bis heute und sind Botschaft tiefen Glaubens.

Ausstellung
„Ich denke in Farben …“ bis 30. Dezember 2024, Mo.–Fr., 9–17 Uhr, Do., 9–20 Uhr, Sommerferien: Mo.–Fr., 9–13 Uhr, Eintritt frei. Steiermärkische Landesbibliothek, Kalchberggasse 2, Graz. Anmeldung f. kostenlose Führungen: 0316/877-4600, lb-veranstaltung@stmk.gv.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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