Positionen - Christian Teissl
Wasser, Wasser

Geheimnisvoll sei das Wasser, sagt Romano Guardini, schlicht, klar und selbstlos, zugleich aber auch unergründlich, rätselhaft und voller Gewalt.

Die schreckliche Gewalt des Wassers haben in diesen Tagen viele unserer Landsleute leidvoll erfahren: Häuser wurden überflutet, Dörfer mussten evakuiert werden, Felder verwandelten sich in Seen, kleine Bäche in reißende Flüsse. Und dennoch: die Nähe dieses gefährlichen Elements werden wir nach jeder Katastrophe wieder suchen, immer wieder von Neuem. Denn wo eine Quelle ist, dort ist Leben, wo ein Brunnen ist, dort sind Menschen, wo ein Fluss ist, dort ist auch ein Weg hinaus in das offene Land.

Die Vorstellung, den Flüssen zu folgen, von Mündung zu Mündung, bis man am Meer ankommt, hat uns Binnenlandkinder fasziniert, unsere Phantasie beflügelt … Heute, erwachsen geworden, leben wir in einer Welt der Extreme, des Viel-zu-viel und Viel-zu-wenig. Entweder es mangelt am Wasser oder es ist, wie zuletzt, in zerstörerischem Übermaß vorhanden. Der Klimawandel ist längst in vollem Gang, die Zahl der Unwetter nimmt zu, Jahr für Jahr; das Wasser an sich aber bleibt, was es ist: schlicht, klar und selbstlos, Anfang und Ende von allem.

Christian Teissl

teissl@mur.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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