Mutworte - Christa Carina Kokol
Vor Schularbeiten beten?

Auf einer Straße, die von der Schule ins Zentrum führt, ist in großen Lettern zu lesen: „Einen guten Tag wünscht die 3c.“
Und fünf Schritte weiter „Du bist wertvoll“, „Du schaffst das“, „Du wirst geschätzt“… Schön, wenn mir Gutes auf den Weg gelegt wird.
In einem seiner Bücher stellt sich Bischof Helmut Krätzl den Fragen von Jugendlichen. „Stimmt es, dass ein Kreuzzeichen bei der Schularbeit hilft?“, fragt ein Vierzehnjähriger. Krätzl antwortet, dass viele Menschen vor Schularbeiten und anderen Herausforderungen beten, dennoch schaffen nicht alle ein positives Ergebnis. Andere beten für ihre kranken Angehörigen, dennoch werden nicht alle gesund. Auch Friedensgebete können Krieg und Terror nicht beseitigen. Krätzl ist aber überzeugt, dass es immer hilfreich ist, wenn wir unsere menschlichen Anliegen vor Gott tragen. Auch um zu erkennen, was wir selbst beitragen können.
Wenn wir beten, werden wir zu einem „Ort“ der Nähe Gottes. Die beklagte Not verschwindet nicht wie von Zauberhand, wir werden aber zur Wirkstätte des Gottesgeistes. In aller Angst und Sorge dürfen wir neugierig sein, auf welche Weise Gott uns weiterführen will. Sterben ist das Sicherste auf dieser Welt, und Krätzl bekennt, dass er mit seinen 90 Jahren immer neugieriger auf das Danach wird.
Beten heißt auch für das Gute danken, anderen Gutes wünschen und ihnen Gutes unterstellen – wie die Schüler der 3c. Alles Gute, auch wenn’s holprig wird! Auf zu glattem Boden ist’s eh oft rutschig.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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