Positionen - Svjetlana Wisiak
„Sollen sie doch Wasser trinken!“

Man könnte ihn als Mahnung oder Erinnerung bezeichnen, oder als Gefahr für elektronische Geräte: den Wasserkrug auf meinem Schreibtisch. Ein- bis zweimal täglich wird er mit frischem Wasser gefüllt. Bei den aktuellen Temperaturen könnte man nach einer halben Stunde eigentlich schon von Tee sprechen.

Da wird die kalte Limonade im Kühlschrank zum Highlight des Tages. Ein gespritzter Holundersaft löscht den Durst nach dem Sport schneller als Wasser; ein Saftpackerl verwandelt weinende Kinderaugen oft schneller in lächelnde als das Bussi der Mama auf die Schramme am Knie. Gästen ein Mineralwasser anzubieten finde ich angenehmer, als ihnen meinen Schreibtischkrug vorzusetzen.

Für den VinziMarkt haben die VinziWerke kürzlich um Getränkespenden gebeten. Von Berufs wegen durchforstete ich die Sozialen Medien auf Reaktionen. Oft stand da: „Sollen sie doch Wasser trinken“. Sie – Menschen, die über ein so geringes Einkommen verfügen, dass sie im Sozialmarkt einkaufen (müssen). Sie werden schon nicht verdursten – anders als die sozialen Kontakte, die Freude der Kinder, das Gefühl von Erfrischung. Ich hingegen finde, wir alle haben ab und an ein heilendes Saftpackerl verdient.

Svjetlana Wisiak
svjetlana@wisiak.net

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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