Positionen - Monika Prettenthaler
Sich unterbrechen

Wir kennen die eine Seite: (Nicht nur) PolitikerInnen unterbrechen einander in hitzigen Debatten. Leute am Handy lassen sich von nichts und niemandem unterbrechen. An jeder Ecke gibt es Speisen und Getränke to go, um Arbeit oder Weg nicht unterbrechen zu müssen.

Gefragt wäre die andere Seite: jene, die Ausdruck unserer menschlichen Würde ist. Unterbrechen wir unser Tun und gestalten wir den Sonntag so, dass er das Geschenk einer großen Freiheit wahrnehmen lässt. Freuen wir uns über eine rote Ampel, das Warten auf den Bus und nutzen wir diese Momente für eine kurze Meditation, ein Gebet oder einen Dank. Üben wir eine Haltung – wunderbar ins Wort gebracht von Dorothee Sölle (1929–2003):

„Du sollst dich selbst unterbrechen. / Zwischen Arbeiten und Konsumieren / soll Stille sein und Freude, / zwischen Aufräumen und Vorbereiten / sollst du es in dir singen hören, / Gottes altes Lied von den sechs Tagen / und dem einen, der anders ist. / Zwischen Wegschaffen und Vorplanen / sollst du dich daran erinnern / an diesen ersten Morgen, / deinen und aller Anfang, / als die Sonne aufging / ohne Zweck / und du nicht berechnet wurdest / in der Zeit, die niemandem gehört / außer dem Ewigen.“

Monika Prettenthaler

monika.prettenthaler@uni-graz.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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