Aus meiner Sicht - Katharina Grager
Hinterm Mond

Sechs Meter groß schwebte er in der Grazer Stadtpfarrkirche über den Köpfen der Staunenden: Der Mond. Eine Kunstinstallation beim Klanglicht-Festival, die zum Träumen einlud (siehe S. 4). Vorbei an den Sitzreihen,
ein paar Schritte Richtung Altar, und man war „hinterm Mond“ angelangt – jedenfalls aus der Perspektive jener, die gerade hereinkamen.

Die katholische Kirche, und besonders ihre Aussagen zu Frauen und Sexualität, werden von vielen heute als „hinterm Mond“ wahrgenommen. Manche erwarten sich von der gerade zu Ende gegangenen Weltsynode (siehe S. 3), ein Heraustreten aus dem Mondschatten, einen mutigen Schritt Richtung Zukunft, frei nach dem Lied von Sportfreunde Stiller: „Man wird doch wohl mal träumen dürfen?“

„Du hast mich geträumt Gott“, schrieb Dorothee Sölle. „wie ich den aufrechten Gang übe / und niederknien lerne, (...) glücklicher als ich mich traue, / freier als bei uns erlaubt.“ Viele Bemühungen um eine Kirche, die heute sinnvoll und wirksam präsent ist, lassen in mir diesen Wunsch wachsen: Dass Kirche Träumen Raum gibt. Einen großen Traum finde ich in der Bergpredigt Jesu. Als Christin fühle ich mich gerufen an seiner Verwirklichung mitzuarbeiten. Dabei bin ich, so hoffe ich, nicht
allein: „Hör nicht auf mich zu träumen, Gott“ (D. Sölle)

Katharina Grager, Redakteurin
katharina.grager@graz-seckau.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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