Mutworte - Christa Carina Kokol
Freiheit auch vom Hirn

Foto: Neuhold

Es ist ein Meilenstein in der Entwicklung junger Baumaffen, wenn sie anderen deren Beute wegschnappen können und voll Schläue und Hinterhältigkeit mehr ergattern als ihre Mitbewerber. Teilen steht sicher nicht am Programm. So zu erfahren in einer spannenden ORF-„Universum“-Dokumentation.
Ist es auch ein Meilenstein in der Entwicklung des Menschen, wenn er ohne Rücksicht auf Verluste den besten Platz für sich und die Seinen erobert, andere um ihren Teil betrügt und wie ein Rhinozeros alles „niederwalzt“, was in die Quere kommt?
Wo liegt der Unterschied zwischen Mensch und hochentwickeltem Säugetier? Das Gehirn allein wird zur Beantwortung dieser Frage nicht taugen. Denn es ist neurowissenschaftlich erwiesen, dass das menschliche Gehirn nicht nur faul und vergangenheitsbezogen ist, sondern auch egoistisch wie die Baumaffen.
Affe und Rhinozeros tragen für ihr Verhalten keine Verantwortung – sie können nicht anders. Doch der Mensch kann. Seine Geistbegabung befähigt ihn zu lieben, zu lachen, zu danken, zu verzeihen, respektvoll zu leben … und – wie Martin Buber sagt – vom Ich zum Du zu gelangen.
Am 26. Oktober bedenken wir das hohe Gut, als freie Menschen in einem freien Land zu leben. Gabe und Aufgabe zugleich. Denn der Mensch muss sich nicht vom egoistischen Hirn gänzlich bestimmen lassen. Ohne Verantwortung, gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme würden wir uns von den Baumaffen nicht groß unterscheiden.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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