Frankreich
Warum Papstbesuch kein Staatsbesuch war
Papst besuchte Mittelmeer-Treffen in Marseille.
Kein Staatsbesuch sei der päpstliche Abstecher nach Marseille von 22. auf 23. September. Das betonten der Vatikan und Papst Franziskus vorab. Er besuchte die älteste Stadt Frankreichs aus Anlass des „Mittelmeer-Treffens“ (Rencontres Mediterranéennes), wo junge Menschen, Kommunalpolitiker und Religionsführer aus den Mittelmeer-Anrainer-Staaten über aktuelle Herausforderungen berieten. Im Fokus stand das Thema Migration.
Ein Herzensthema von Papst Franziskus. Das hatte er bereits 2013 mit seinem Besuch auf der Insel Lampedusa vor Sizilien – seiner ersten „Papstreise“ – deutlich gemacht. Zuwanderung sei kein Notfall, sondern „eine Gegebenheit unserer Zeit“, betonte er in Marseille. Natürlich gebe es Schwierigkeiten bei Aufnahme und Integration von Menschen, räumte der Papst ein. „Aber das Hauptkriterium kann nicht der Erhalt des eigenen Wohlstands sein, sondern vielmehr die Wahrung der Menschenwürde.“ Neuankömmlinge dürften nicht als Last, sondern müssten als Geschwister angesehen werden. Erneut forderte der Papst mehr reguläre Einreisemöglichkeiten für Migranten.
An seinem ersten Besuchstag in der französischen Mittelmeermetropole war Franziskus auf das massenhafte Sterben von Migranten im Mittelmeer eingegangen. „Wir befinden uns an einem Scheideweg der Zivilisation“, sagte er bei einer Gedenkzeremonie für Ertrunkene. Auf der einen Seite verlaufe der Weg der Geschwisterlichkeit. Auf der anderen eine Gleichgültigkeit, die zu Ablehnung und Tod führe. Das Mittelmeer sei zu einem riesigen Friedhof geworden, wo viele Menschen selbst des Rechtes auf ein Grab beraubt würden. „Nur die Menschenwürde wird hier begraben“, sagte Franziskus an der Gedenk-Stele nahe der Basilika Notre-Dame de la Garde (siehe Bild unten). Das Denkmal zeigt ein Kreuz, einen Anker und ein Herz – die Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe.
Am 23. September feierte der Papst einen Gottesdienst im Stadion des örtlichen Fußballklubs Olympique Marseille, zu dem rund 50.000 Menschen kamen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war dabei. Dazu gab es vorab kritische Stimmen. Sie warfen Macron einen Verstoß gegen den in Frankreich geltenden Grundsatz der Laizität vor, der eine Trennung von Kirche und Staat vorsieht. Der Elysee-Palast erklärte daraufhin, dass Macron „nicht als Gläubiger an der Eucharistie teilnehme“, aber ein Besuch in seiner Funktion als Staatsoberhaupt sei statthaft.
Angesichts eines weltlichen Säkularismus forderte Franziskus einen „neuen Ruck des Glaubens“. Nur so könne den „Auswüchsen des Individualismus“ in der europäischen Gesellschaft entgegengetreten werden. Diese erkranke zunehmend an Zynismus, Resignation und Traurigkeit, beklagte er. „Wir müssen die Leidenschaft und den Enthusiasmus wiederfinden, den Geschmack am Engagement für die Geschwisterlichkeit wiederentdecken“, predigte der Papst.
QUELLE: KATHPRESS
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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