Weltkirche
Papst in Ungarn: Viel Lob, etwas Tadel

Papst Franziskus bei seinem Ungarn-Besuch auf der Fischerbastei mit Blick über Budapest. Neben ihm Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novak und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban. | Foto: KNA
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Ungarn. Papst Franziskus drei Tage auf Pastoralbesuch in Budapest.

Mit einem Friedensappell für die Ukraine hat Papst Franziskus seine Ungarn-Reise von 28. bis 30. April beendet. Vor rund 50.000 Menschen betete er nach einem Gottesdienst vor dem Parlament in Budapest inständig um Frieden für „das gepeinigte ukrainische Nachbarvolk und für das russische Volk“. Die Verantwortlichen rief er auf, „Frieden zu schaffen und den jungen Generationen eine Zukunft der Hoffnung und nicht des Krieges zu bieten; eine Zukunft voller Kinderbetten und nicht voller Gräber“.

Bei einem Treffen mit Wissenschaftlern in der Katholischen Universität von Budapest warnte er vor einer Unterwerfung unter die Macht der Algorithmen und einer Beherrschung des Menschen durch Technik. Schon bei seinem Treffen mit mehr als 10.000 Jugendlichen mahnte er eindringlich: Sie sollten nicht zu Sklaven der Sozialen Netzwerke werden, die Realität im Sog des Virtuellen nicht vernachlässigen und nicht „am Handy kleben“. Franziskus forderte außerdem von den Jugendlichen den „Mut zur Wahrheit“. Dieser bestehe darin, sich zu öffnen und die eigenen Schwächen zu teilen, ohne Masken zu tragen. „Echte Menschen werden heute dringend gebraucht!“, so Franziskus.

Mit Spannung war erwartet worden, wie sich Franziskus angesichts der abschottenden Migrationspolitik von Regierungschef Viktor Orban und seiner Konflikte mit den Behörden in Brüssel äußern würde. Das Ergebnis war eine erstaunliche Mischung von viel Lob und etwas Tadel. Der Papst zeigte sich begeistert über die Familienförderung in Ungarn. Auch unterstützte er Orban bei dessen Widerstand gegen ein „Recht auf Abtreibung“ und eine Infragestellung natürlicher Geschlechterunterscheidungen, was ungarische Nachrichtensendungen häufig aufgriffen.

Ausländische Medien hingegen hoben die – sicher auch an die Adresse Orbans gerichtete – Kritik des Papstes an national-populistischen Politikern hervor, die den europäischen Traum bedrohten. Dennoch überwog in der Wahrnehmung der ungarischen Gastgeber das Lob. Der Papst habe gezeigt, dass er ein „Verbündeter“ des in der EU manchmal isolierten Landes sei und dass er Ungarn liebe, sagte der ungarische Vatikan-Botschafter Eduard Habsburg.

Päpstliche Strategie?
Beim Besuch in Ungarn hat sich abermals gezeigt, welche Doppel-Strategie der Papst in Osteuropa verfolgt: Einerseits setzt er in der Auseinandersetzung mit ultraliberalen Strömungen im Westen auf den Rückhalt der Christen in Osteuropa mit ihrem „Glauben aus Granit“, wie er es in Budapest unter großem Beifall formulierte. Andererseits will er dazu beitragen, dass Kirche, Politik und Gesellschaften in Osteuropa offener und dialogbereiter werden und ihren Halt nicht in nostalgischen Ideen der Vergangenheit suchen. Sie sollen „offene Türen“ werden, beschwor er die Ungarn bei der Abschlussmesse vor dem Parlament in Budapest.

Der Pastoralbesuch des Papstes stand unter dem Leitwort „Christus ist unsere Zukunft“ (Krisztus a Jövönk). Neben großen Gottesdiensten und Gesprächen mit Politikern und Kirchenvertretern setzte das Besuchsprogramm von Franziskus viele soziale Schwerpunkte. So besuchte er unter anderem Flüchtlinge und eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung.

LUDWIG RING-EIFEL/KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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