Keine rosa Brille
Um die Zuversicht drehte sich die heurige Internationale Pädagogische Werktagung in Salzburg. Stabile Bindungen in der Kindheit seien ein Baustein für Resilienz.
Am Ende einer vielseitigen Tagung zeigte sich Andreas Paschon höchst zufrieden: Der Präsident der „Internationalen Pädagogischen Werktagung“ konnte im ersten Jahr seines Vorsitzes auf eine sehr erfolgreiche Tagung zurückblicken. Mit zeitweise mehr als 500 TeilnehmerInnen war die 71. Ausgabe der Salzburger Fachtagung nach den letzten Jahren der Einschränkungen nicht nur aufgrund der BesucherInnenzahlen sehr zufriedenstellend.
Unter dem Titel „Zuversicht stärken“ griff der wissenschaftliche Beirat ein pädagogisch, medial und gesellschaftlich höchst relevantes Thema auf. Die dreitägige Tagung ging dabei u. a. den Fragen nach, wer auf welche Weise Zuversicht definiert und wie Empowerment, Resilienz, Krise und Zuversicht zusammenhängen. Für Erzbischof Franz Lackner scheint Zuversicht „so etwas wie die Schwester der Hoffnung zu sein. Die Hoffnung geht über die Welt hinaus“, betonte er in seinen Grußworten. „Wer weiß, wozu das gut ist“: Dieser Satz seiner Mutter habe ihm als Kind in den 1950er-/1960er-Jahren Zuversicht in scheinbar aussichtslosen Situationen gegeben.
Im Eröffnungsvortrag sprach der Psychologe Georg Fraberger zum Thema „Zuversicht als Lebenschance“ über Hoffnung, Resilienz und Angst. „Zuversicht kann existenziell sein“, führte Fraberger aus. Wenn jemand in seine Praxis komme, höre er oft: „Ich will/kann nicht mehr.“ Mit Zuversicht heiße die Feststellung: „Ich will/kann SO nicht mehr.“
Der Fokus der Fachvorträge lag insbesondere auf der Förderung von zuversichtlichen Haltungen im Kleinkindalter, in der Familie, Kindertageseinrichtungen und in der Schule. Ob Menschen resilient sind, also in persönlichen oder gesellschaftlichen Krisensituationen ihre Handlungsfähigkeit bewahren können, ist an wesentliche Faktoren in der frühen Kindheit gebunden, so Klaus Fröhlich-Gildhoff. „Kinder benötigen – als einen der wichtigsten Bausteine für die Entwicklung von Zuversicht und Resilienz – zumindest eine stabile emotionale Bindung an eine nahe Bezugsperson“, unterstrich der Professor für Klinische Psychologie und Entwicklungspsychologie.
Zuversicht sei niemals ein naiver Optimismus, der die Welt durch die „rosa Brille“ sieht, erklärte die Salvatorianerin und Autorin Melanie Wolfers im Abschlussvortrag. Vielmehr ist eine zuversichtliche Haltung eine differenzierte Zugangsweise zu Lebenssituationen. Genau das mache Zuversicht zu einem Kernmoment menschlichen, aber auch pädagogischen Handelns: Denn nicht nur die Zuversicht der Lehrenden, sondern auch der Lernenden müsse gepflegt und bestärkt werden.
„Zuversicht zu stärken schaffe vielfältige Möglichkeiten und Potenziale, Veränderungen herbeizuführen, Angst zu überwinden und gestalterisch in das Leben und die Welt zu wirken“, zeigte sich Paschon überzeugt und betonte, dass man bei dieser Haltung aber nicht stehen bleiben dürfe. Das hat sich der wissenschaftliche Beirat der Tagung auch vorgenommen: Mit dem Thema der nächsten Fachtagung werde man an die Einsichten rund um die „Zuversicht“ anschließen. „Wer Zuversicht hat, braucht Wandel und Veränderungen nicht zu fürchten! Sondern kann gestalten, leben, die Veränderungen annehmen und andere Menschen dabei begleiten“, so Paschon. „Deshalb lautet der Arbeitstitel der kommenden 72. Pädagogischen Werktagung: Veränderungen – annehmen.gestalten.begleiten“, lüftete Andreas Paschon das Thema fürs nächste Jahr.
Aviso 2024
Die nächste Internationale Pädagogische Werktagung findet mit dem Titel „Veränderungen – annehmen.gestalten.begleiten“ vom 10. bis zum 12. Juli 2024 in Salzburg statt. Nähere Informationen: bildungskirche.at/werktagung
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.