Kultum
Im Bann (s)einer großen Erzählung

- Schon gezeichnet von seiner Wunde, die er sich in der Wüste zugezogen hatte, malt Josef Fink 1996 seinen „kosmischen Christus“ in der Grazer Schutzengelkirche: „Abgrund ruft Abgrund hervor – ABYSSUS INVOCAT ABYSSUM“.
- Foto: Johannes Rauchengerger
- hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion
Zum 50. Geburtstag erinnert das KULTUM an seinen Gründer, Rektor Josef Fink.
Aus der zunehmenden historischen Distanz kann man an der Biografie Josef Finks eine große Geschichte erzählen, die zunächst nicht einfach ihn betrifft, sondern das Problem insgesamt markiert, wenn man vom Verhältnis „Kunst und Religion“ bzw. „Kunst und Christentum“, für das er insgesamt gestanden ist, spricht: Worauf beziehen wir uns eigentlich, wenn wir diese Welt beschreiben wollen, mit ihr streiten, sie gestalten oder gegen sie anrennen?
Rektor Josef Fink hatte tatsächlich eine „große Erzählung“. Darin war er zwar einerseits historisch überholt; „große Erzählungen“ sind bekanntlich mit der Postmoderne, also schon zu Finks eigenen Lebzeiten, zerbrochen. Was das aber heißt, erfahren wir gerade jetzt. Josef Fink war, um es deutlich zu sagen, fasziniert von der großen Erzählung der Bibel.
Als Student und noch als junger Kaplan war er ein famoser Bibelillustrator. Doch die Ereignisse um 1968 und ein zweijähriger Wien-Aufenthalt ab 1970 haben ihn verändert: Er lernte die Avantgarde in der Wiener Galerienszene kennen, von der er als Journalist auch vielfach berichtete. Seiner „frühen“ Zeit schwor er ab da ab – auch seine intensivsten FreundInnen kennen seine frühen Bilder kaum: Einige sind in der Ausstellung zu sehen. Fink zählte zu den so genannten „wilden Kaplänen“, die sich Reformen auf ihre Fahnen hefteten. Früh hat er KünstlerfreundInnen um sich versammelt, um in jährlichen Künstlerklausuren gemeinsam und kreativ zu arbeiten, viele Freund- und Gemeinschaften entstanden so, beginnend mit dem Jahr 1967 bis zum Jahr 1998. Deutschlandsberg, Schloss Weisenegg, das Bildungshaus Mariatrost, später Schloss Poppendorf und oftmals Israel: Das waren die Orte von Finks Künstlercommunities.

- Homo ascendens – aufsteigender Mensch (1973). Mit diesem Rückgriff auf den idealen Menschen (Vitruv) malte Josef Fink 1974 die Kapelle im ehem. Bildungshaus Mariatrost aus. Später wurde daraus das Logo des Kulturzentrums bei den Minoriten.
- Foto: Johannes Rauchengerger
- hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion
Was im Nachhinein bleibt sind die konsequenten Themen, mit denen er versuchte, die Geschichten der Bibel, der Propheten und des Jesus von Nazareth zu aktualisieren. Er setzte dazu alle Medien ein, Malerei, Fotografie, Film, Lyrik. In seinen Sakralräumen ging er neue Wege.

- In der Wüste war Josef Fink oft, hier lief er sich auch die Füße wund: die Bilder seines eigenen Leids leuchten rot aus der darauffolgenden Zelle: „POST FESTUM – Nach der Säge“.
- Foto: Johannes Rauchengerger
- hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion
In den 1980ern und 1990ern fing Fink zahlreiche Wüstenbilder mit abstrakten (Schrift-)Zeichen ein, am besten gelang ihm das vielleicht in den Wellen des Sees Genezareth. Aber auch die Felder der Oststeiermark faszinierten ihn malerisch.
Sein viel zu früher Tod, sein großes Leid am Ende seines Lebens gingen einher mit seiner Schau eines „Himmlischen Jerusalem“: Dabei hatte er vom Tanz geträumt, wenn es ans Sterben ging. 25 Jahre später kann man an diese Vision erinnern.
Johannes Rauchenberger

- Kurator Johannes Rauchenberger folgte Fink 1999 als Leiter des Kulturzentrums bei den Minoriten, kurz KULTUM, nach.
- Foto: Johannes Rauchengerger
- hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion
25 Jahre …
… nach dem Tod von Rektor Josef Fink (1941–1999) ist ein Blick auf ein künstlerisches Werk angebracht, über das es mehr zu erzählen gibt als die Aneinanderreihung unterschiedlichster Werkphasen eines vielfach begabten Menschen. Die Frage, die mich dabei fasziniert: Was ist der Bann (s)einer großen Erzählung, noch immer? Die Ausstellung zeigt erstmals alle Werketappen Finks, von den frühen Bibelillustrationen der 1960er Jahre, dem Bruch mit der Figuration, seinen Sakralräumen bis hin zur abstrakten Fotografie und der Auseinandersetzung mit den Schriftzeichen, denen er im Land der Bibel begegnet ist. Darauf basiert die Formensprache Finks, aus der er seine visionären Landschaften im Aquarell entwickelt.
Die Schau ist die erste von drei „Jubiläumsausstellungen“ zum 50. Geburtstag des KULTUM im Jahr 2025. Josef Fink hat das Kulturzentrum 1975 im Auftrag von Bischof Johann Weber begonnen und fast durchgehend mit Harald Seuter bis zu seinem Tod geleitet. Die gezeigten Werke stammen aus dem umfangreichen Nachlass von Renate und Elisabeth Koller, von Maria Schulze und Hildegard Keil, von weiteren privaten Leihgebern und aus dem Nachlass der Sammlung Karl Pauritsch.
Vieles wurde in den letzten Monaten bei den Minoriten neu gerichtet und miteinander verbunden. Willkommen!
Eröffnung
Freitag, 28. Februar 2025, 18 Uhr
Mit em. Univ. Prof. Friedhelm Mennekes SJ, Walter Prügger und
Generalvikar Erich Linhardt,
Kurator/in: Elisabeth Koller,
Johannes Rauchenberger.
Mariahilferplatz 3, 8020 Graz |
www.kultum.at
Zu sehen bis Karsamstag, 19. April; DI–SA 11 bis 17 Uhr,
SO 14–17 Uhr.
Führungsanmeldungen:
0316 / 711133
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare