Papstreise
Für die, die keine Stimme haben

Die Begeisterung über den Papst-Besuch in der Demokratischen Republik Kongo war groß. Die fragile Sicherheitslage in Teilen des Landes ließ nicht alle Programmpunkte zu. Der Papst besuchte im Anschluss auch den jungen afrikanischen Staat Südsudan | Foto: KNA
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  • Die Begeisterung über den Papst-Besuch in der Demokratischen Republik Kongo war groß. Die fragile Sicherheitslage in Teilen des Landes ließ nicht alle Programmpunkte zu. Der Papst besuchte im Anschluss auch den jungen afrikanischen Staat Südsudan
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Afrika war das Ziel der 40. Reise von Papst Franziskus. Hier berichten wir über den Besuch in der Demokratischen Republik Kongo.

Die kongolesische Hauptstadt Kinshasa ist in dieser Woche Papst“, beschrieb die Kathpress-Korrespondentin Severina Bartonitschek die Stimmung in der Demokratischen Republik Kongo (kurz: DR Kongo) vor und während des Papstbesuches von 31. Jänner bis 3. Februar.

Bereits beim siebenstündigen Flug nach Kinshasa sprach der Papst vor mitreisenden Journalisten ein brennendes Thema Afrikas an: die Migration. Er erinnerte an das Leid der afrikanischen Migranten. Viele seien „auf der Suche nach ein bisschen Wohlstand, ein bisschen Freiheit“ umgekommen, so der Papst beim Überfliegen der Sahara. Er rief zum Gebet für „all diese Menschen“ auf.

Die DR Kongo hat die größten noch bestehenden Regenwaldgebiete Afrikas, die wichtig für das Weltklima sind. Der Kampf um Rohstoffe und konkurrierende militärische Gruppen haben bis zu 5,5 Millionen Binnenvertriebene hervorgebracht – mehr als in jedem anderen Land Afrikas. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt unter 20 Jahren. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Bildungssystem in der Krise.

In seiner ersten Rede in Kinshasa vor Staatspräsident Felix Tshisekedi äußerte Franziskus klar die Intention seiner Reise: „Ich komme im Namen Jesu als ein Pilger der Versöhnung und des Friedens.“ Drastische Worte fand er für alle am „neuen wirtschaftlichen Kolonialismus“ Beteiligte: „Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist.“ Aber auch innenpolitisch platzierte er Botschaften. Beispielsweise verlangte er „freie, transparente und glaubwürdige“ Abstimmungen bei den nächsten Wahlen. Außerdem mahnte er die Regierenden zu Transparenz und Vermeidung von Korruption. Mehrmals unterbrachen Zuhörende seine Rede mit Applaus und „Amen“-Rufen.

Eine „Mega Messe“ feierte Franziskus am zweiten Tag seiner Reise auf dem Flugplatzgelände in Kinshasa – laut lokaler Polizei nahmen mehr als eine Million Menschen daran teil. Der Gottesdienst wurde nach dem „Römischen Ritus der Messfeier für die Diözesen von Zaire“, der traditionelle afrikanische Elemente wie Tanz und Prozessionen in den liturgischen Ablauf einbindet, gefeiert.

Gerne hätte Franziskus die Region Nord-Kivu besucht. Doch die Sicherheitslage ließ es nicht zu. Im Osten der DR Kongo sind mehr als 120 bewaffnete Rebellengruppen aktiv. Sexuelle Gewalt, Morde und Plünderungen sind das täglich Brot der Menschen dort. Bei einem Treffen mit Gewaltopfern schilderten überlebende Frauen Franziskus, dass sie als Gefangene über Monate vergewaltigt worden waren. Jugendliche berichteten, wie sie die Ermordung ihrer Familien miterleben mussten. Andere zeigten ihre verstümmelten Gliedmaßen.

„Angesichts der unmenschlichen Gewalt, die ihr mit eigenen Augen gesehen und an eurer eigenen Haut erfahren habt, ist man entsetzt. Und es gibt keine Worte; es bleibt nur das Weinen, das Schweigen. Bunia, Beni-Butembo, Goma, Masisi, Bukavu, Orte, die in den internationalen Medien kaum Erwähnung finden: Mein Herz ist heute im Osten dieses riesigen Landes“, so Franziskus zu den Opfern. Der Weltöffentlichkeit warf er Wegschauen vor und versprach den Menschen im Kongo: „Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben.“

K. Grager/Kathpress

Demokratische Republik Kongo
Die Demokratische Republik Kongo (früher Zaire) ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und das Land mit den meisten Katholiken auf dem Kontinent. Von ca. 100 Millionen Einwohnern sind rund 45 Mio. katholisch.

Zum Südsudan: siehe Seite 10.

Die Begeisterung über den Papst-Besuch in der Demokratischen Republik Kongo war groß. Die fragile Sicherheitslage in Teilen des Landes ließ nicht alle Programmpunkte zu. Der Papst besuchte im Anschluss auch den jungen afrikanischen Staat Südsudan | Foto: KNA
Gewalt-Opfer schilderten dem Papst die Gräuel des Bürgerkrieges im Osten der Demokratischen Republik Kongo. | Foto: KNA
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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