Eine besondere Besucherin
Fatima. Drei Seherkinder änderten nicht nur die Geschichte ihres kleinen Heimatortes im Westen Portugals. Das winzige Dorf wurde zum Magneten für Millionen.
Fatima ist so etwas wie ein Schicksals- und Lieblingsort der Päpste. Franziskus besuchte den weltbekannten Marienwallfahrtsort am 5. August bereits zum zweiten Mal in seinem Pontifikat. Der Grund liegt in dem, was drei Hirtenkinder vor mehr als 100 Jahren in dem damals winzigen Nest im Westen Portugals sahen. Zwei von ihnen, die Geschwister Francisco und Jacinta Marto, sind heute Heilige der katholischen Kirche.
Bis zum Frühjahr 1917 war Fatima, gut 120 Kilometer nördlich von Lissabon gelegen, ein unbedeutendes Dorf. Das sollte sich in den folgenden Monaten ändern. Grund war eine besondere Besucherin: Maria, die Muttergottes. Es waren dramatische Monate, in denen sie sich am 13. Mai 1917 zu Wort meldete: Russland befand sich zwischen Februar- und Oktoberrevolution; Portugal wurde gerade in den Ersten Weltkrieg verwickelt.
Das Land war in desaströsem Zustand. Ein republikanischer Putsch hatte 1910 die völlig entkräftete Monarchie gestürzt; der junge König Manuel II. floh ins Exil. Im Fadenkreuz der Republikaner stand auch die Kirche, die über Jahrhunderte die feudalistischen Strukturen des Landes gestützt hatte. Binnen kürzester Zeit wurden Orden verboten, Kirchengüter verstaatlicht, widerständige Geistliche verhaftet und der Religionsunterricht abgeschafft.
In diesem militant antiklerikalen Kontext stehen die Marienerscheinungen von Fatima. Drei Hirtenkinder zwischen sieben und zehn Jahren berichteten, ihnen sei im Cova da Iria (Tal des Friedens) am 13. Mai die Gottesmutter erschienen, über einer Steineiche und „strahlender als die Sonne“. Das Ereignis wiederholte sich im Monatsrhythmus über ein halbes Jahr. Durch Mundpropaganda wurde der Ort berühmt. Am 13. Oktober 1917 kamen mehrere zehntausend Menschen und beobachteten ein unerklärliches Sonnenphänomen. Danach hörten die Erscheinungen auf.
Bei der dritten Erscheinung am 13. Juli sprach Maria nach Angaben der Kinder erstmals Prophezeiungen aus, die als „Geheimnisse von Fatima“ bekannt wurden. Unter anderem sagte sie zweien von ihnen einen frühen Tod und dem dritten ein langes Leben voraus. Francisco starb mit 10 Jahren, Jacinta, drei Wochen vor ihrem zehnten Geburtstag. Papst Franziskus sprach die beiden 2017 am 100. Jahrestag der ersten Erscheinung heilig. Was den beiden ersten Seherkindern an Lebenszeit auf der Erde fehlte, bekam die dritte Seherin, ihre Cousine Lucia dos Santos dazu. Die Ordensfrau starb 2005 mit fast 98 Jahren.
Laut einer 1941 verfassten Niederschrift von Sr. Lucia enthielt das erste Geheimnis die Vorhersage eines weiteren Weltkriegs. Das zweite Geheimnis bestand darin, dass sich Russland nach einer Weihe an das „Unbefleckte Herz Mariens“ bekehren werde. Für den dritten Teil verfügte Lucia, dass er nicht vor 1960 veröffentlicht werden dürfe. Tatsächlich publizierte ihn erst Johannes Paul II. zur Seligsprechung von Jacinta und Francisco im Jahr 2000.
Der Text enthält die Vision eines „Bischofs in Weiß“, der von Schüssen getroffen zusammenbricht. Schwester Lucia und Johannes Paul II. sahen darin einen klaren Bezug auf das Papstattentat von 1981. Dass der Anschlag ausgerechnet am 13. Mai, dem Fatima-Tag, erfolgte, war ihnen kein Zufall. Sie waren überzeugt, dass die Rettung des Papstes dem Beistand Marias zu verdanken sei. Eine Kugel aus der Waffe des Attentäters ließ der Papst in der Marienkrone von Fatima aufheben.
Alexander BrüggeMann/KaThpress
Fatima-Wallfahrten
Im Gedenken an die Marienerscheinungen von Fatima begehen viele Pfarren jeden 13. des Monats eine Wallfahrt. Eine Liste zu den Wallfahrten am Sonntag 13. August finden Sie in der vergangenen Ausgabe (Nr. 31) auf Seite 20.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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