Weltkirche
Durstig nach Glauben

Die Pfarre Johnsbach und Pater Johannes Aichinger (l.) aus dem Stift Admont durften Father Lazarus (r.) 
zum Patrozinium am 1. September begrüßen. Interessant fand der Gast, dass in Johnsbach weniger Menschen wohnen (150) als Seminaristen (226) in seinem Seminar. | Foto: missio
  • Die Pfarre Johnsbach und Pater Johannes Aichinger (l.) aus dem Stift Admont durften Father Lazarus (r.)
    zum Patrozinium am 1. September begrüßen. Interessant fand der Gast, dass in Johnsbach weniger Menschen wohnen (150) als Seminaristen (226) in seinem Seminar.
  • Foto: missio
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Uganda. Priesterseminar-Rektor, zu Gast in Österreich, im Interview.

Father Lazarus Luyinda wurde in den 1990er Jahren mittels einer Missio-Priesterpartnerschaft in seiner Priesterausbildung unterstützt. Jetzt leitet er das von Missio Österreich unterstützte Priesterseminar St. Marys National Seminary Ggaba in Uganda. Bei seinem Besuch in Österreich war er unter anderem zu Gast in Johnsbach (siehe Foto) und sprach mit missio Österreich.

Sie als Rektor begleiten junge Männer während ihrer Ausbildung zum Priester. Stellen Sie auch fest, dass sich manche nicht zum Priester eignen?
Natürlich. Meine Aufgabe als Rektor ist es, durch viele geistliche Gespräche und Beobachtungen festzustellen, ob ein Seminarist wirklich das Priestertum leben kann. Da kommt es dann vor, dass ich auch Seminaristen rate, eher einen anderen Weg zu gehen.

In Ihrem Seminar werden zur Zeit 226 Seminaristen ausgebildet. Welche Herausforderungen bringt das mit sich?
226 Seminaristen sind ein großes Hoffnungszeichen für die Kirche und die Welt. Natürlich gibt es aber verschiedene Schwierigkeiten. Die tägliche Nahrungsversorgung, Lebensmittel sind eine Herausforderung. Eine Priesterausbildung kostet in Uganda viel. Die Seminaristen kommen aus armen Familien, die ländlich leben und nicht viel Geld haben. Da sind wir und unsere Seminaristen zum Beispiel auf die Hilfe von Missio Österreich angewiesen. Viele Priesterpaten aus Österreich ermöglichen unseren Seminaristen, ihrer Berufung nachzugehen, Jesus zu folgen, den Menschen und Gott zu dienen. Dafür bin ich als Rektor den ÖsterreicherInnen sehr dankbar.

Sie haben in den 90er Jahren in Rom studiert. Sie kennen die Kirche auch in Österreich durch ihre vielen Aushilfsdienste. Welche Hoffnung als Kirche brauchen wir aus Afrika, wo der Glaube blüht?

Zuerst müssen wir beten. Die kirchliche Pastoral, der Stil muss sich ändern. Ich kenne einige Priester in Italien, die schon alt und erschöpft sind. Sie können nicht mehr viel machen. Aber sie können beten, und das ist das Wichtige. Die Kirche muss raus zu den Menschen gehen und sich nicht nur um den eigenen Pfarrhof drehen. Die Kirche muss sich trauen, die Menschen dort anzusprechen, wo sie sich befinden: Sei es in den Bars, Clubs oder in ihrem alltäglichen Leben. Die Tendenz, dass alles immer im eigenen Pfarrhof ist, wird die Kirche nicht langfristig voranbringen. Die Menschen in Europa, so habe ich den Eindruck immer wieder bei meinen Aufenthalten, möchten mit jemandem reden. Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört. Viele kämpfen mit inneren Problemen, haben Glaubensfragen. In Italien bin ich nach meinen Aushilfsmessen immer eine Stunde länger in der Kirche geblieben, weil die Menschen mit mir ein geistliches Gespräch gesucht haben. Die Priester auch hier in Österreich haben oft viel zu viel zu tun. Da ist es klar, dass sie nicht Zeit haben, nach jeder Sonntagsmesse stundenlang mit den Gläubigen zu sprechen. Daher müssen wir um gute, heilige Berufungen beten.
In Europa haben die Menschen heute alles, sie haben einen gewissen Wohlstand. Viele denken sich, dass sie Gott heute nicht brauchen. Viele sind auch nicht bereit, sich aufzuopfern und zu dienen. Wir haben die Freude, dass in Uganda die Menschen durstig nach Glaubensfragen sind. Etliche Gläubige lassen sich daher zu Katechisten ausbilden und verkünden in kleinen Gemeinden den Glauben. Auch das ist ein Aspekt, den die Kirche in Europa brauchen könnte. Laien, die viel über den Glauben wissen und sich nicht scheuen, über ihn zu sprechen. Laien, Katechisten, die sich der Nöte und den Problemen anderer Gläubiger annehmen.

Welche kulturellen Unterschiede sehen Sie zwischen Uganda und Österreich?
Bei uns in Uganda ist die Bevölkerung sehr ländlich geprägt. Die meisten Menschen wohnen am Land unter einfachsten Bedingungen. Wir sind in unserer Kultur sehr traditionell, feiern unsere Feste gerne. Der größte Unterschied liegt, würde ich sagen, in der Bildung. In Österreich, aber auch in Europa allgemein, haben junge Menschen viele Bildungsmöglichkeiten. In Uganda kostet aber eine Universitätsausbildung viel zu viel.

Sie haben selbst Deutsch gelernt.
Wie schwer ist es für jemanden aus Uganda, Deutsch zu lernen.
Sehr schwer (lacht). Die deutsche Sprache hat viele Ausnahmen, Regeln. Aber mit der Zeit wird es immer einfacher. Vor allem im Dialog mit den Menschen lernt man viel schneller Deutsch.

Wie ist die Situation in Uganda? Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen die Leute?
Die Menschen haben keine Arbeit. Wenn sie arbeiten, verdienen sie kaum bis gar kein Geld. Selbst die jungen Menschen, die studiert haben, finden sehr schwer einen Job. Das bringt leider auch Frustrationen mit sich.

Was nehmen Sie gerne mit aus Österreich?
Andere würden vielleicht Souvenirs mitnehmen. Ich kaufe in Österreich Kleidung und vor allem Schuhe für die Kinder in meinem Dorf. Wir haben dort keine Möglichkeit, an neue Kleidung oder Schuhe zu kommen. Daher freuen sich die Kinder, wenn ich zurück aus Österreich mit neuen Klamotten für sie komme. Aber auch Wiener Süßigkeiten nehme ich den Kindern mit.

Was würden Österreicher aus Uganda mitnehmen?
Ganz klassisch unsere traditionellen Trommeln. Und afrikanische Kunstwerke, Stoffe, Kleider. Die bunten Gewänder gefallen vielen Europäern.

Das Interview führte Michael Lastric von missio Österreich

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ