Feste feiern - Brauchtum
Erntedank

Segnung der Erntekrone und der Erntegaben | Foto: Fürnschuß

Erntedank & Erntekrone
Wieso machen Leute am Erntedankfest eine Erntekrone?

Seit mehr als 150 Jahren lässt sich der Brauch nachweisen, dass am Erntedankfest aus Getreideähren eine große Krone gebunden wird. Diese wird dann gesegnet und in einem festlichen Umzug in die Kirche gebracht.

Jemandem eine Krone bringen, heißt, ihn wie einen König behandeln, ihm Ehre erweisen.

In einem uralten Gebet, das wir in der Bibel finden, im Psalm 65, heißt es, dass Gott seine
Schöpfung krönt:
„Du krönst das Jahr mit deiner Güte.“ Das heißt: Gott schaut liebevoll auf die Jahreszeiten und die Gaben der Natur. Und er lässt menschliche Arbeit nicht unbelohnt. Er freut sich, wenn uns Menschen etwas Gutes gelingt und wir die Ernte unserer Arbeit miteinander teilen und genießen können.
Andererseits wissen wir Menschen, dass wir ohne die Natur, die letztlich von Gott kommt, nichts
machen könnten. Darum danken wir Gott für die Ernte und jede gelungene Arbeit.
Die Erntekrone ist also einerseits ein schönes Symbol für die Güte Gottes und anderseits Ausdruck unserer Dankbarkeit an den Schöpfer.
Wenn du willst, können wir gemeinsam eine kleine Erntekrone basteln.

Karl Veitschegger / aus Festprofi 

Erntedank ist ein kirchliches Fest im Herbst zur Danksagung für die Ernte des Jahres.

Es wird in den Pfarren zu unterschiedlichen Terminen begangen, im allgemeinen an einem Sonntag zwischen Ende September (Michaelitag am 29. September) und Mitte Oktober. Meistens wird Erntedank in den Pfarren jedoch am ersten Sonntag im Oktober gefeiert.

Meist findet eine feierliche Prozession zur Kirche statt, bei der eine kunstvoll gestaltete Erntekrone sowie Erntegaben, Brot, Eier, Honig, Wein, Blumen sowie Feld- und Gartenfrüchte mitgeführt und gesegnet werden. Am Festzug nehmen auch Musikkapellen, Kindergartenkinder und SchülerInnen, MinistrantInnen, Trachtengruppen, die Landjugend und die Bauern- und Jägerschaft teil. Viele Menschen bringen Körbe mit Obst, Gemüse oder Brot zur Segnung mit. Gelegentlich machen Frühschoppen, Pfarrfest oder Kirtag das Erntedankfest zu einem großen Ereignis.

Das heutige kirchliche Erntedankfest lässt sich auf einen weltlichen Brauch des bäuerlichen Arbeitslebens zurückführen, den die Kirche im 18. Jahrhundert aufgriff. Früher überreichten Gesinde und Erntearbeiter den Bauern nach Abschluss der Erntearbeiten einen Kranz aus geflochtenem Getreide. Daraufhin bekamen sie in der Regel ein Festessen serviert. Dieser Kranz lebt heute in der festlich geschmückten Erntekrone weiter, einer vier- oder sechsbogigen Bügelkrone, die während der Prozession in die Kirche getragen wird.

Erntedankfest und seine Herkunft
Der Ursprung des Erntedankfests reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück. In Mittel- und Nordeuropa wurde Erntedank (Haustblot) zur Herbst-Tagundnachtgleiche (23. September) mit einem Dankopfer gefeiert. Ähnliche Riten gab es in Israel, Griechenland oder im Römischen Reich.
Im Judentum gab und gibt es das Schawuot, das Wochenfest, nach Beginn der Ernte, und das Sukkot, das Laubhüttenfest, im Herbst am Ende der Lese.
In der katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt, allerdings fehlt ein weltweit verbreiteter einheitlicher Festtermin. Ihn kann es nicht geben, weil der Festzeitpunkt je nach Klimazone unterschiedlich fällt.
Die Gemeinden sind aber nicht verpflichtet, dieses Fest zu feiern, da es kein Teil des Kirchenjahres ist. In der Steiermark wird dieses Fest trotzdem von fast allen Pfarren zum „Dank für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ auf dem von Erntedank-Gaben umgebenen Altar gefeiert.

Impuls – Erntedank
Erntedank wird in unseren Pfarren sehr groß gefeiert. Mit Erntekrone, schön gestalteten Erntegaben, feierlichen Umzügen mit Kindergarten- und Schulkindern danken die Menschen in der Steiermark für die Ernte des Jahres.
Wir danken für „unser tägliches Brot“ und meinen damit alles, was wir benötigen, um leben zu können. Danken können heißt zugeben, dass nicht alles aufgrund eigener Leistung gekommen ist; heißt, sich darüber freuen können, dass wir unser Leben nicht selbst in der Hand halten und behalten müssen, weil wir es aus der Hand Gottes geschenkt bekommen.

Ist Thanksgiving und Erntedankfest das Gleiche? 
Thanksgiving und Erntedankfest werden oft in einem Atemzug genannt - und tatsächlich gibt es Übereinstimmungen, jedoch auch Unterschiede hinsichtlich Datum, Geschichte und Ausrichtung.

In den USA ein fixer Feiertag am vierten Donnerstag im November, variiert das Datum hierzulande und ist stark religiös geprägt. Selbst zwischen katholischer und evangelischer Kirche gibt es Unterschiede, was Datum und Ausrichtung anbelangt. In den USA ist das weltliche Thanksgiving für viele Menschen neben Weihnachten sogar der wichtigste Feiertag des Jahres.

So feiert Nordamerika Thanksgiving
In Nordamerika ist Thanksgiving kein kirchlicher, sondern ein ziviler Feiertag. Er ist nicht nur Ausdruck der Dankbarkeit, sondern auch ein Fest der Familie und Freunde. So kommt an diesem Tag die ganze Familie zu einem Festessen zusammen.

Dass ein Truthahn seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Wildfleisch ablöste und zur traditionellen Speise wurde, könnte auf die englischen Einwanderer zurückzuführen sein, weil die Größe des Tieres viele satt macht. Tradition ist nicht nur, dass der US-Präsident einen Truthahn begnadigt, sondern auch, für Obdachlose und Bedürftige zu spenden.

In New York City findet an diesem Tag die "Macy's Thanksgiving Day Parade" des Kaufhauses Macy's mit bunt dekorierten Umzugswagen, Blaskapellen, Tanzgruppen und Riesenballons statt, die zu den traditionsreichsten Festtagsparaden in den USA zählt. Was hier schon anklingt, wird am Tag darauf mit dem sogenannten Black Friday fortgeführt, dem Shopping-Tag, an dem viele Amerikaner auf Schnäppchenjagd gehen und die Adventskaufsaison einläuten.

Auch in Kanada wird mit Truthahn, gekochtem Schinken, Süßkartoffeln und vielen Desserts ausgiebig innerhalb der Familie und der Freunde gefeiert. Regional gibt es verschiedene Paraden und Sportevents, die das Fest begleiten.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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