Ostern gibt uns Zeit
Ich hätte gerne alles sofort. Zumindest wenn nicht sofort, dann getaktet und geplant. Wenn ich heute etwas im Internet bestelle, dann möchte ich, dass es morgen schon da ist. Wenn gestern schon Corona war, dann soll es heute weg sein. Scher dich fort! Und wenn heute Auferstehung dran ist, dann bitte wie vorgesehen und geplant: Osternacht, Osterfeuer, Osterkerze, Lumen Christi, Zack-Bumm: Auferstehung! Here we go!
Wenn das nur so einfach wäre …
Ostern kann man nicht machen. Es ge-schieht manchmal auch langsam. Kommt auf leisen Sohlen. Kommt nicht laut, sondern schleicht sich manchmal von hinten an.
Ostern nimmt sich Zeit. Gibt jedem seine Zeit. Die, die er oder sie braucht. Maria Magdalena, Petrus, Thomas, den Emmausjüngern und auch mir.
Eine Pandemie braucht so viel Zeit, wie eine Pandemie eben Zeit braucht.
Der Auferstandene gibt mir so viel Zeit, wie ich eben Zeit brauche. Vielleicht nicht gleich heute, aber irgendwann … irgendwann erwischt ER mich in einem schwachen Moment, in meiner Blindheit, in meiner Begrenztheit und meinem Unglauben,
und dann packt ER mich sanft am Schlaffitchen.
Vielleicht nicht heute, aber irgendwann …
*
„Fürchtet euch nicht!“
Das ist es, was die, die dem Auferstandenen begegnen, manchmal zu hören bekommen. In diesen Worten klingen viele Menschen mit, die diese Worte früher auch schon zugesagt bekommen haben. Abraham, Mose, Maria, Joseph, die Jünger … Immer wieder diese Worte. In Zeiten der Ungewissheit, in Zeiten der Entscheidung, in Zeiten der Gefahr, Not und Trauer. Fürchtet euch nicht! Gott ist bei dir! Komme, was wolle! Nur, wie ist das denn genau gemeint?
Ich glaube nicht, dass dieses „Fürchtet euch nicht!“ meint, dass wir unsere Freiheit und unsere Entscheidungen (und unser Hirn) an Gott abgeben sollen, dürfen, müssen.
Vielmehr geht es gerade darum, dass wir frei in unseren Entscheidungen sind und Gott uns dann wie ein guter Freund begleitet. „Was auch passiert, was du auch für Entscheidungen triffst, wenn auch manches schiefläuft … ich begleite dich darin.“
Aus: Wolfgang metz, österliche unruhe,
echter VERLAG
Osterpsalm
Nächtelang
habe ich nach Dir gerufen,
habe Frage um Frage
ins Dunkel geschleudert
und keine Antwort erhalten.
Nächtelang
habe ich nach Dir gesucht
im Strandgut der Tage,
im Abgrund der Träume
und bin an kein Ende gekommen.
Nun aber,
da es Morgen wird,
ein Morgen, der aufbricht
wie eine Knospe
an einem entwurzelten Baum,
erreicht mich Dein Ruf,
hüllt Deine Stimme mich ein,
berührt und durchdringt mich
Dein Blick –
und alles wird Antwort.
Christian Theisl
Beziehung
Tod führt zum Abbruch
jeglicher Beziehung.
Gott als Liebe aber
kann Beziehungslosigkeit
auf den Tod nicht leiden.
Daher ruft sie durch ihr
schöpferisches Wort
den unschuldig Ermordeten
neu ins Leben
und schenkt Beziehung,
der kein Tod mehr droht.
Andreas Knapp, in: noch knapper,
Echter Verlag
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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