Drei Vorgänger

- Ferdinand Stanislaus Pawlikowski (l.) war 1927 nur kurz Weihbischof, bevor er Bischof wurde. Weihbischof Leo Pietsch (Mitte) legte sein Amt 1967 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Franz Lackner wurde 2002 zum Weihbischof ernannt, seit 2014 ist er Salzburger Erzbischof.
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Weihbischöfe gibt es in der Diözese Graz-Seckau seit knapp 100 Jahren. Johannes Freitag ist erst der vierte in der Geschichte unserer steirischen Kirche.
Kühl war der Empfang für den ersten Weihbischof: Ferdinand Stanislaus Pawlikowski (1877–1956), einen gebürtigen Wiener, der das Vertrauen des Wiener Nuntius und späteren Kardinals Enrico Sibilia genoss. Er wurde am 25. Februar 1927 zum Auxiliarbischof ernannt und gleichzeitig gebeten, die Seelsorge für das Österreichische Bundesheer als Militär-vikar weiterhin auszuüben. Er sollte dem damals bereits schwer kranken Bischof Leopold Schuster (1842–1927) zur Seite stehen, der fast 34 Jahre die Diözese Seckau leitete.
Der Erste. Am 24. März 1927, sechs Tage nach dem Tod Schusters, wurde Pawlikowski zum Administrator der Diözese ernannt. „Bischof und Domkapitel von Graz waren durch meine Ernennung höchst überrascht und zeigten sich wenig freundlich gesinnt“, erinnerte sich Pawlikowski in seiner Selbstbiographie. „Man betrachtete mich als Eindringling.“ Zu seiner Bischofsweihe im Wiener Stephansdom durch Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1864–1932) am 27. März 1927 war außer dem Abt von Seckau, Benedikt Reetz, kein einziger Priester aus der Seckauer Diözese erschienen. Schon einen Monat später, am 26. April, erwählte der Heilige Stuhl Pawlikowski zum Fürstbischof von Seckau. Am 26. Mai wurde Pawlikowski, der sein Wirken unter den Wahlspruch „Semper
fidelis – allzeit treu“ stellte, im Grazer Dom feierlich inthronisiert.
Pawlikowskis lange Amtszeit fiel in politisch herausfordernde Zeiten. Er bejahte den „Christlichen Ständestaat“ und förderte den Aufbau der Katholischen Aktion. Von den Nationalsozialisten wurde er am 13. März 1938 für 24 Stunden inhaftiert – als einziger Bischof des deutschen Sprachraums. Er führte die Kirche durch die dunklen Jahre des NS-Regimes und nahm sich des Wiederaufbaus der Diözese in den Nachkriegsjahren an.
Der Zweite. Da sich Pawlikowskis Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte, erhielt die Diözese mit der Ernennung von Leo Pietsch (1905–1981) am 27. August 1948 einen Weihbischof. Der gebürtige Kärntner hatte Theologie und Philosophie in Graz und Rom studiert und wirkte einige Jahre als Kaplan in der Seelsorge. An der Grazer Theologischen Fakultät lehrte er seit 1945 Moraltheologie und Ethik. Am 7. November 1948 empfing Pietsch die Bischofsweihe im Grazer Dom.
Pietsch übte sein Amt als Weihbischof mit Innigkeit aus. Er besaß neben seiner wissenschaftlichen Ausbildung und seelsorglichen Erfahrung ein „angeborenes Gespür für menschliche Kontakte“, wie Diözesanbischof Josef Schoiswohl (1901–1991) ihn würdigte. Beide führten die Diözesansynode 1960 durch und nahmen am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Pietsch setzte sich als Geistlicher Assistent für den Aufbau der Katholischen Aktion ein und fungierte für viele Jahre als Obmann des Katholischen Pressvereines. Sein Bischofswappen zeigt einen Fabrikschlot als Signal an die arbeitende Bevölkerung. Leo Pietsch war ein Mann der geistvollen Rede, für seine originellen Formulierungen bekannt und für seine offenen Fragen berühmt und mitunter gefürchtet. Aus gesundheitlichen Gründen – wegen seiner unheilbaren Schwerhörigkeit und anderer Gebrechen – legte er sein Amt 1967 zurück, was in der Bevölkerung großes Bedauern hervorrief.
Der Dritte. Am 23. Oktober 2002 ernannte der Heilige Stuhl den 46-jährigen Franziskanerprovinzial und Hochschulprofessor Franz Lackner, der aus der Pfarre St. Anna am Aigen stammt, zum Weihbischof der Diözese Graz-Seckau. Lackner wählte das Bibelwort „Illum oportet crescere – Er (Christus) muss wachsen“ (Joh 3,30) zum bischöflichen Wahlspruch. Er empfing am 8. Dezember 2002 im Grazer Dom die Bischofsweihe und übernahm als Bischofsvikar die Aufgabenbereiche Ständige Diakone, Jugendarbeit und geistliche Berufungen. Das Salzburger Domkapitel wählte ihn im Jahr 2013 aus einem päpstlichen Dreiervorschlag als Nachfolger von Alois Kothgasser (1937–2024) zum Erzbischof von Salzburg. Seit 2020 steht Lackner, der als Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz den Ehrentitel „Legatus natus“ und „Primas Germaniae“ trägt, der Österreichischen Bischofskonferenz vor.
Michaela Sohn-Kronthaler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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