Familie
Schritt für Schritt zur Mitte
Labyrinthe haben spirituelle, kulturelle und persönliche Bedeutung.
Eines der ältesten bekannten Labyrinthe, das Labyrinth des Minotaurus auf Kreta, symbolisiert in der griechischen Mythologie den komplexen und oft verwirrenden Weg des Lebens. Im Unterschied zum Irrgarten mit seinen Verzweigungen und Sackgassen führt der Weg im Labyrinth ununterbrochen und eindeutig in die Mitte.
In mittelalterlichen Kathedralen, wie der Kathedrale von Chartres, versinnbildlichen Labyrinthe den spirituellen Weg zu Gott. In Meditation und Gebet trägt das langsame und bewusste Gehen auf dem durchgängigen Pfad zur Zentrierung und inneren Einkehr bei. Wie ein Pilgerweg steht der Weg durch das Labyrinth für die Reise des Gläubigen zu Gott.
Die moderne Psychologie verwendet das Gehen eines Labyrinths häufig als Mittel zur Selbsterkenntnis, Reflexion und Veränderung. Das Gehen hilft Gedanken zu ordnen und Klarheit zu finden. Darüber hinaus kann es beruhigend wirken und helfen, Stress abzubauen. Labyrinthe haben zudem eine kulturelle und soziale Bedeutung. In öffentlichen Parks und Gärten fördern sie Gemeinschaft und soziale Interaktion, indem sie Räume für gemeinschaftliche Aktivitäten und Veranstaltungen bieten.
Durch ihre vielseitige Symbolik und ihre verschiedenen Ausprägungen sprechen Labyrinthe Menschen auf unterschiedlichsten Ebenen an und faszinieren uns seit Jahrtausenden.
Gertraud Kirchengast
Nachgedacht
Ein beziehungsstärkender Kraftort
Auf dem Herzspur-Weg im schönen Kurpark von Bad Gleichenberg befindet sich eine Rarität unter den Labyrinthen: ein Paarlabyrinth. Im Paarlabyrinth wird der duale Denkansatz des Religionsphilosophen Martin Buber erlebbar: „Der Mensch wird am Du zum Ich. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Wären wir eins, wir könnten einander nicht begegnen, lese ich im Herzspur-Begleitheft.
Als Paar begehen wir gleichzeitig, jedoch jede/r auf einem eigenen Pfad das Paarlabyrinth. Zu Beginn verlaufen unsere Wege nebeneinander. Kurz darauf müssen wir uns trennen, verlieren uns aus den Augen und wenden einander sogar den Rücken zu. Wir blicken in unterschiedlichen Richtungen mit den jeweils unterschiedlichen Ansichten auf diese Welt. Aber wir kommen uns wieder näher und berühren uns sogar. Immer wieder verlieren wir einander und finden uns wieder neu nach einer weiteren Strecke des Weges. Im Weitergehen motiviert uns der Wunsch in die Mitte zu gelangen, wo wir uns begegnen – welch große Freude! Aus dem Paarlabyrinth gehen wir gemeinsam heraus und tauschen uns über unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus.
Gertraud Kirchengast
Pädag. Mitarbeiterin für Abenteuer Beziehung, Familienreferat.
Im Labyrinth meines Lebens
Im Labyrinth meines Lebens gehe ich meinen eigenen Weg.
Ich gehe ihn bewusst und vertraue, dass er mich zur Mitte führt.
Ich nehme den Augenblick wahr, und spüre mich selbst.
Ich gehe den Weg meines Lebens im Vertrauen, geführt zu sein.
(nach Gernot Candolini)
Für Sie gelesen
Labyrinth – Wege der Erkenntnis und der Liebe
Gernot Candolini, Claudius Verlag
Autor Gernot Candolini spürt der tiefen Symbolik des Labyrinths nach, findet in der griechischen Mythologie und den großen Erzählungen der Bibel und nicht zuletzt in seinen eigenen Erfahrungen mit dem Labyrinth zu der faszinierenden Einsicht: Das Labyrinth ist eine Landkarte unserer Seele, dem Labyrinth zu folgen, gleicht einer Reise zu sich selbst.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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