Welttag der Kranken
Raum für Fragen

- Das Referat für Krankenhaus-Seelsorge leitet Maximilian Tödtling seit 2023. Die Tätigkeit als Krankenhaus-Seelsorger ist für ihn sehr sinnerfülltes Tun.
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Im Krankenhaus für die spirituellen Fragen der Menschen da sein ist eine Aufgabe von Krankenhaus-SeelsorgerInnen, erzählt Maximilian Tödtling.
Der Welttag der Kranken wird jährlich am 11. Februar, dem Gedenktag „Unserer lieben Frau von Lourdes“ begangen. Aus diesem Anlass erzählt Maximilian Tödtling, Leiter des Referates für Krankenhaus-Seelsorge der Diözese Graz-Seckau, von seiner Arbeit.
Was unterscheidet die Krankenhaus-Seelsorge von anderen Formen der Seelsorge?
Maximilian Tödtling: Bei uns steht die Begegnung mit den Menschen im Vordergrund. Wir haben eine Ressource, die anderswo oft knapp ist, nämlich Zeit. Ich finde, Folgendes beschreibt Krankenhaus-Seelsorge sehr schön: Wir gehen hin, wo andere nicht gern hingehen. Wir gehen mit, wo andere nicht mitgehen können. Wir gehen vor, wo viele sich nicht trauen. Wir gehen nach, damit niemand auf der Strecke bleibt. Wir gehen auch wieder weg, im Vertrauen darauf, dass Gott beim Kranken bleibt.
Unsere Arbeit hat sich gewandelt. Früher hat man von der Kranken-Seelsorge gesprochen. Die Kranken waren im Zentrum – das ist immer noch so. Aber das Feld hat sich geweitet. Wir nehmen inzwischen das ganze
System „Krankenhaus“ in den Blick: Die PatientInnen, ihre Angehörigen und alle die dort arbeiten, von der Putzfrau, über die Pflegekräfte bis zur Frau Primaria oder dem ärztlichen Direktor. Also sind wir auch eine Form von Betriebsseelsorge.
Wir gehen auch wieder weg,
im Vertrauen darauf, dass Gott beim Kranken bleibt.
Wie kann man sich euren Dienst vorstellen?
Tomáš Halík hat einmal sehr schön formuliert: Die Krankenhaus-Seelsorge ist eine der modernsten Formen von Seelsorge
– neben Gefängnis- und Studierenden-Seelsorge. Weil wir es mit allen Menschen zu tun haben. Wir fragen ja nicht zuerst „Sind Sie katholisch?“, sondern begegnen dem Menschen in seiner Not, mit seinen Fragen, Hoffnungen und Freuden. Die Religion ist dafür nicht ausschlaggebend.
Konkret läuft es so ab, dass zirka 50 Haupt- und 60 Ehrenamtliche in allen steirischen Krankenhäusern tätig sind. Oft ist man einer konkreten Station zugeteilt, bei kleineren Teams dem ganzen Standort. Es gibt unterschiedliche Begleitformen. Manchmal trifft man PatientInnen nur ein einziges Mal und hat einen schönen Kontakt. Manchmal gibt es längere Begleitungen – je nach Station oder Art der Erkrankung. PatientInnen oder Angehörige können uns natürlich auch anfordern – also bekanntgeben, ob sie einen Besuch vom Seelsorger oder der Seelsorgerin wünschen. Sonst gehen wir auf den Stationen von Zimmer zu Zimmer.
Wie ist das mit Menschen aus einer anderen Religion?
Tödtling: Da habe ich schöne Erfahrungen gemacht. PatientInnen muslimischen Glaubens zum Beispiel reden sehr gerne mit Seelsorgern. Sie sprechen gern mit einem Menschen, der an etwas glaubt. Wir fühlen uns für alle zuständig. Zugleich haben wir eine Liste mit AnsprechpartnerInnen aus allen Konfessionen und Weltreligionen. So können wir auf Wunsch KollegInnen rufen. Wir SeelsorgerInnen sind ein Garant, dass das Thema Spiritualität im Krankenhaus nicht vergessen wird. Mit Spiritual Care – also spiritueller Sorge – wird unser Tun auch in ein System gegossen.
Was ist mit Spiritual Care gemeint?
Tödtling: Dazu sind Überlegungen der englischen Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely Saunders wichtig. Sie hat vier Arten von Schmerz beschrieben: Neben dem körperlichen, dem seelischen und dem sozialen – also dem Getrenntsein von der Familie, vom Umfeld – auch den spirituellen Schmerz. Im spirituellen Schmerz steckt die Sinnfrage: Warum muss gerade ich leiden? Was hab’ ich verbrochen? Hat Gott mich vergessen? Wir SeelsorgerInnen sind dazu da, den Menschen auch in ihren spirituellen Fragen beizustehen. Das müssen keine theologischen oder religiösen Fragen sein. Das sind oft Fragen nach Schuld oder Vergebung. Und auch Hoffnungen spielen eine große Rolle.
Wie macht man das konkret?
Tödtling: Wir SeelsorgerInnen können einen Raum schaffen, um diese Fragen zu stellen. Ich hüte mich davor, dass wir in der Krankenhaus-Seelsorge vorschnell Antworten geben. Besonders bei der Warum-Frage oder der Schuld-Frage. Sondern dass ich mit den Menschen die Fragen, die ich selbst auch an Gott habe, gemeinsam aushalte. Gerade wenn Babys oder Kinder leiden oder sterben, habe ich auch keine Antwort. Da kann ich da sein und gemeinsam die Fragen und den Schmerz aushalten.
Wie viel Zeit nimmt dieses Aushalten-Müssen von Schmerz in eurer Arbeit ein?
Tödtling: Manchmal ist es geballt und dann wieder länger nichts. Aber wenn Schmerzhaftes geschieht, dann sind wir da – von der Pränatal-Station bis hin zur Palliativ-Station. An den beiden Enden des Lebens oder wo das Leben an Grenzen kommt, stellen sich spirituelle Fragen gehäuft. Für Menschen durch Krankheit, für Angehörige oft durch Hilflosigkeit. Oder für Pflegende und im Krankenhaus Arbeitende, wenn gehäuft Todesfälle vorkommen. Dann sind wir da.
Neben Gespräch und Zeit bieten wir auch Rituale an – sowohl religiös offen als auch unsere christlich-katholischen Rituale, wie die Krankenkommunion, das Sakrament der Krankensalbung durch einen Priester, oder einen Sterbesegen, der von allen SeelsorgerInnen gespendet werden kann. Rituale können helfen, die eigene Sprach- und Hilflosigkeit zu überwinden.
Was muss man mitbringen, um ehrenamtlich Krankenhaus-SeelsorgerIn zu werden?
Tödtling: Freude an der Begegnung mit Menschen und keine Angst vor Lebensfragen oder schwierigen Themen. Natürlich berührt menschliches Leid auch uns, die wir schon viele Jahre in der Seelsorge tätig sind. Zum Glück, sage ich, denn sonst wären wir hier falsch. Aber man muss sich einen professionellen Umgang damit aneignen. Darum werden ehrenamtliche SeelsorgerInnen bei uns sorgfältig ausgebildet. Ab Herbst kann man sich übrigens für den nächste Ausbildungskurs, der 2026 startet, anmelden.
Gibt es AnfängerInnen-Fehler beim Besuch im Krankenhaus-Zimmer?
Tödtling: Naja, „Wie geht’s Ihnen?“, frag’ ich persönlich nicht mehr, denn wir sind ja im Krankenhaus. „Wie geht es Ihnen heute?“ ist da schon die geschicktere Fragestellung (lacht). Aber Gesprächsanfänge zu finden ist immer eine gewisse Herausforderung. Viele Menschen haben falsche Vorstellungen von einem Besuch des Seelsorgers oder der Seelsorgerin und glauben, da müsse man jetzt gleich beten. Oder sie fürchten, es gibt schlechte Nachrichten zum Gesundheitszustand, weil der Seelsorger „geschickt“ wird. Aber niemand schickt uns. Wir kommen auf Wunsch und wir bleiben, wenn wir erwünscht sind.
Gibt es etwas, das du aus deiner Tätigkeit als Krankenhaus-Seelsorger gelernt hast?
Tödtling: In der Arbeit selbst hab’ ich gelernt, dass Humor wichtig ist. Am Ende eines Besuches am Bett eines alten Mannes, der im Sterben lag, fragte ich, ob ich noch etwas tun kann, und dieser raffte sich auf und bat: „Einen Witz bitte noch!“ Ich war so perplex – ich musste eine Weile überlegen, bis mir einer einfiel. Seitdem habe ich immer einen im Hinterkopf! (lacht) Also die Gefahr oder das Vorurteil, dass man durch den Umgang mit Kranken zum Miesepeter oder gar Misanthrop wird, kann ich nicht bestätigen!
Interview: Katharina Grager und Anna Maria Steiner
Im Originalton
Papst Franziskus stellt in seiner Botschaft zum 33. Welttag der Kranken am 11. Februar 2025 die Hoffnung in den Mittelpunkt.
Anderen Licht sein
„Wie sollen wir stark bleiben, wenn wir von schweren Krankheiten heimgesucht werden (…), wenn wir neben unserem eigenen Leiden auch das derjenigen sehen, die uns lieben und sich trotz aller Nähe hilflos fühlen? Die Orte, wo wir leiden, sind oft Orte des Teilens, der gegenseitigen Bereicherung. (…) Wo immer wir sind: in den Familien, in den Praxen, in den Pflegeheimen, in den Krankenhäusern und Kliniken (…): Es ist wichtig, die Schönheit und Bedeutung dieser gnadenhaften Begegnungen erfassen zu können und zu lernen, sie in der Seele zu verankern (…): das freundliche Lächeln des medizinischen Personals, den dankbaren Blick eines Patienten, das verständnisvolle Gesicht eines ehrenamtlichen Mitarbeiters, das besorgte Gesicht eines Ehepartners, Kindes, Enkels oder lieben Freundes (…): Sie alle sind wertvolle Lichter, die uns selbst in der Dunkelheit der Prüfung Kraft geben.
Liebe Kranke, liebe Brüder und Schwestern, die ihr euch der Leidenden annehmt, in diesem Heiligen Jahr kommt euch mehr denn je eine besondere Rolle zu. Euer gemeinsamer Weg ist in der Tat ein Zeichen für alle, ein Lobgesang auf die Menschenwürde, ein Lied der Hoffnung, das weit über die Zimmer und Betten der Pflegestätten hinausklingt und das Zusammenspiel der ganzen Gesellschaft in der Liebe anregt und fördert, in einer Harmonie, die manchmal schwer zu verwirklichen, aber gerade deshalb wunderschön und stark ist und Licht und Wärme dorthin zu bringen vermag, wo es am nötigsten ist. Die ganze Kirche dankt euch dafür! Auch ich tue das und bete für euch (…).“
Zum Welttag der Kranken
Den Wortlaut der gesamten Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der Kranken finden Sie unter vatican.va
Welttag der Kranken
Gestärkt und ermutigt
Steirische Kirchen und Kapellen:
An vielen Orten werden Krankengottesdienste gefeiert, oft wird auch das Sakrament der Krankensalbung gespendet. Bitte erkundigen Sie sich an Ihrem Wohnort nach aktuellen Terminen.
Feldbach: 14. Februar, 18 Uhr, LKH-Kapelle. Hl. Messe mit Krankensalbung, Musik: Fami-lienchor Bad Gleichenberg.
Fürstenfeld: 13. Februar, 17.15 Uhr, Raum der Stille im LKH, EG 109. Hl. Messe mit Feier der Krankensalbung.
Hartberg: 12. Februar, 15.45 Uhr, LKH-Kapelle. Hl. Messe mit Krankensalbung. Musik: Gruppe Freilicht.
Kapfenberg: 11. Februar, 15.30 Uhr, Seniorenheim, Veranstaltungsraum, 1. Stock, Johann-Böhm-Straße 27.
Krankengottesdienst mit Krankensalbung.
Maria Buch: 13. Februar, 19 Uhr, Wallfahrtskirche. Gottesdienst mit Krankensalbung. Musik: Männerchor Rachau.
Voitsberg: 11. Februar, 18 Uhr, LKH. Hl. Messe mit Krankensalbung.
Vorau: 11. Februar, 18.30 Uhr, Spitalskapelle, Marienkranken-haus, 1. Stock. Krankengottesdienst mit Krankensalbung. Mit Prälat Gerhard Rechberger.
Graz:
Steirische Malteser: 8. Februar, 16 Uhr, Mariahilferkirche Graz. Lourdesmesse mit Lichterprozession.
Barmherzige Brüder: 12. Februar, 18 Uhr, Krankenhauskapelle, 2. OG, Marschallgasse 12.
Hl. Messe mit Krankensalbung.
LKH Universitätsklinikum:
10. Februar, 17.30 Uhr, LKH-Pfarrkirche Hl. Erlöser. Hl. Messe mit Krankensalbung.
Krankenhaus der Elisabethinen, Standort I, Elisabethinergasse 14: 15. Februar, 15 Uhr, Kapelle, Haus C, 2. Stock. Heilige Messe mit Krankensalbung.
Krankenhaus der Elisabethinen, Standort II, Bergstraße 28:
13. Februar, 12.45 Uhr, Kapelle, 1. Stock. Seelennahrung – Kurzimpuls mit der Möglichkeit sich Segen zusprechen zu lassen.
Steirische Malteser. 8. Februar, 16 Uhr, Mariahilferkirche Graz. Lourdesmesse mit Lichterprozession.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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